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Wenn der Fahrer zum Beifahrer wird

Technik – Fahrerlose Busse und Züge, Taxis und Lkw – das Thema „autonomes Fahren“ ist keine Utopie mehr, sondern bewegt sich mitten im Fokus der Mobilitätsbranche. Bis es jedoch so weit ist, dass fahrerlose Fahrzeuge auf den heimischen Straßen unterwegs sein werden, wird es noch etliche Jahre dauern.

In den 80er-Jahren war das selbst-fahrende und sprechende Auto K.I.T.T. in der Fernsehserie „Knight Rider“ noch eine Science-Fiction-Idee. In ein paar Jahren jedoch könnte K.I.T.T. bereits zum Alltag auf den Straßen gehören. Von einem fahrerlosen Fahren sei man derzeit jedoch noch weit entfernt. „Wirklich vollautomatisierte Fahrzeuge gibt es momentan nur auf Teststrecken, auf denen die Fahrzeuge angelernt wurden“, erklärt ÖAMTC-Cheftechniker Maximilian Lang.

Aktuelle Assistenzsysteme dienen als Bausteine

Aktuell befindet man sich in einer Phase, in der teilautomatisiertes Fahren in ersten Serienfahrzeugen umgesetzt wird. Das Fahrzeugsystem übernimmt dabei selbstständig die Längs- und Querführung des Autos – also Bremsen, Gas geben und Lenken. „Aktuelle Systeme wie beispielsweise Notbrems-, Spurhalte- oder Totwinkelassistent sind bereits die Bausteine, die letztendlich irgendwann das vollautomatisierte Fah-ren ermöglichen sollen“, betont Lang. Der Fahrer muss das Ganze dabei momentan aber immer noch dauerhaft überwachen. Fühlt sich der Computer überfordert, schaltet das System aus und der Fahrer muss innerhalb kurzer Zeit wieder übernehmen.

Ziel: Weniger Unfälle und Verkehrstote

Die Steigerung der Verkehrssicherheit ist der wesentlichste Vorteil, der durch automatisierte Mobilität versprochen wird. Menschen machen oftmals Fehler und die Unaufmerksamkeit in den Autos sei stark im Steigen: „Egal ob Handy, Navi und Bildschirm bedienen oder Essen – die Autofahrer machen alles Mögliche, nur nicht sich auf das Fahren zu konzentrieren“, weiß der ÖAMTC-Technikchef. Funktionieren diese Systeme, sollte die Sicherheit damit jedenfalls gesteigert werden können. Daraus resultierend würden Unfälle und infolge auch die Zahlen der Getöteten und Verletzten im Straßenverkehr zurückgehen.

Auf der anderen Seite stehen Sorgen gegenüber einer automatisierten Zukunft sowie Ängste in Bezug auf Verlust der Selbstbestimmung. Deshalb ist die gesellschaftliche Akzeptanz gegenüber dem autonomen Fahren derzeit nicht sehr groß.

Vertrauen der Menschen in Computer nicht sehr hoch

Bedenken gibt es hier laut Kuratorium für Verkehrssicherheit vor allem im Hinblick auf die unklare Kommunikation zwischen automatisierten Fahrzeugen und anderen Verkehrsteilnehmern sowie die Zuverlässigkeit von Computern. Das Vertrauen von Menschen in Computer ist nicht sehr hoch, denn so ziemlich jeder hat schon Erfahrungen mit einem Absturz des Rechners auf dem eigenen PC gemacht. Was ist, wenn ein Computerabsturz im Fahrzeug passiert und man gerade mit Tempo 130 über die Autobahn saust? Um die Akzeptanz zu steigern, müsse man es am besten am eigenen Leib verspüren, dass die Systeme funktionieren. „Wenn man gerade zum Sitznachbarn blickt oder mit dem Handy spielt und das Auto plötzlich automatisch eine Vollbremsung einleitet – kommt man dadurch kurz vor einem Hindernis zu stehen, wird sich das Vertrauen in die Systeme steigern“, so Lang.

Rechtliche und ethische Fragen sind noch zu klären

Neben den technischen Problemstellungen gibt es in Hinblick auf autonomes Fahren auch noch rechtliche und ethische Fragen zu klären. Derzeit haftet der Fahrzeughalter beziehungsweise Unfallverursacher für alle Schäden, die durch sein Fahrzeug entstehen. Beim teilautomatisierten Fahren entzieht sich der Fahrzeughersteller vollkommen der Verantwortung. „Sobald jedoch der Fahrzeughersteller vollautomatisiertes Fahren verspricht, kann im Schadensfall nur das Fahrzeug und somit der Hersteller verantwortlich sein“, betont Lang.  Rechtlich müsse es laut dem ÖAMTC-Technikchef hier in diese Richtung gehen. Das Schwierige sei jedoch die Übergangsphase.

Neben diesen Haftungsfragen gilt es auch noch andere Wesentlichkeiten zu klären. Beispielsweise wohin soll ein Fahrzeug lenken, wenn der Computer vor einem Hindernis nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und ausweichen muss: „Wenn links ein Kind und rechts ein Erwachsener stehen, wohin soll er versuchen auszuweichen, wenn es nur diese beiden Wahlmöglichkeiten gibt?“, spricht Lang einen wichtigen Aspekt an. Hier müsse es jedenfalls Programme geben, denn ein Computer entscheidet, anders als der Mensch, nicht reflexartig, sondern nach vorgegebenen Mustern.

Trotz aller noch ungeklärter Fragen steht für den ÖAMTC-Technikchef außer Frage, dass automatisiertes und vernetztes Fahren die Mobilität der Zukunft sein wird. Trotzdem werde es noch einige Zeit dauern, bis fahrerlose Autos wie K.I.T.T. aus der Fernsehserie auch in der Realität auf den Straßen unterwegs sein werden: „Auf der Autobahn, wo es weder Querverkehr noch Fußgänger gibt, funktionieren die Systeme bereits gut. Hier werden selbstfahrende Autos innerhalb der nächsten zehn Jahre zum Alltag gehören. Im Ortsgebiet wird es noch um einiges länger dauern.“

Konsumentenzeitung, 13.06.2017

Bildquellen

  • Fahrer: Fotolia - riopatuca

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