Lebensmittel & Ernährung

Zucker im Obst – Freund oder Feind?

ERNÄHRUNG – „An apple a day keeps the doctor away“? Obst galt, neben Gemüse, lange Zeit als Zentrum einer gesunden Ernährung. Doch auch oder gerade Obst enthält eine Menge Zucker, nämlich Fruchtzucker. Dieser wird im Zusammenhang mit Diabetes, Fettleber und erhöhten Blutfettwerten genannt.

Liest man aktuell im Internet auf diversen Ernährungs- und Diätplattformen, wird oft empfohlen für die gesunde Ernährung vollkommen auf Fruchtzucker zu verzichten. Galt er bisher als gesunde Alternative zum herkömmlichen Zucker, besonders für Menschen mit Diabetes, wird er heute teilweise wegen seiner angeblich schädigenden Wirkung verteufelt.

„Hier ist es ganz wichtig zu unterscheiden“, sagt Katrin Fischer, Ernährungswissenschafterin bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, „nämlich zwischen natürlich vorkommendem und industriell hergestelltem Zucker, der Nahrungsmitteln zugesetzt wird.“ Dem Zucker im Obst steht sie positiv gegenüber. „Fructose kann mit den mitgelieferten Vitaminen und Mineralstoffen im Körper gut verstoffwechselt werden“, erklärt Fischer. „Wie überall aber gilt auch hier, alles, was zu viel konsumiert wird, wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus“, weiß die Ernährungswissenschafterin. Zu viel Fruchtzucker kann zu Leberbeschwerden und zur sogenannten nicht alkoholischen Fettleber führen. „Allerdings nur wenn dieser in extrem hohen Dosierungen zu sich genommen wird“, ergänzt Marlies Gruber vom Forum Ernährung.

„Am besten kaufen, was gerade wächst. Die Natur gibt uns immer das, was wir gerade brauchen.“ – Katrin Fischer

Obst hat einen hohen Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen. Zu beachten ist allerdings, dass nur reifes, frisches Obst das volle Pensum an Nährstoffen enthält. Wird es zu früh geerntet oder zu lange transportiert, gehen viele der wertvollen Inhaltsstoffe verloren. Darum gilt: Wer je nach Jahreszeit und saisonalem Angebot einkaufen geht, tut nicht nur der Umwelt, sondern auch dem eigenen Körper etwas Gutes.

Abwechslung ist alles

Grundsätzlich gilt die Faustregel: Drei, am besten rohe, Gemüse- und zwei Obstportionen pro Tag sind ideal. Als Obstportion versteht man beispielsweise einen Apfel oder eine Hand voll Beeren. Denn auch hier ist Abwechslung alles. „Nur ein Bruchteil der Österreicher kommt dieser Empfehlung jedoch auch wirklich nach“, informiert das Forum Ernährung.

Trinkbares Obst als neuer Trend

Zum Thema Smoothies – dem Obst in trinkbarer Form – betont Katrin Fischer: „Bevor überhaupt kein Obst gegessen wird, ist es besser, auf Smoothies zurückzugreifen.“ „Keinesfalls jedoch“, da ist sich die Ernährungswissenschafterin sicher, „können sie den traditionellen Verzehr von frischem Obst ersetzen.“ „Durch das Trinken fällt das Kauen und damit die erste Stufe der Verdauung durch den Speichel weg“, sagt Fischer. Die Früchte sind schneller im Darm und der Magen hat keine Zeit, mögliche Bak­terien zu bekämpfen. Auch Vitamine und Ballaststoffe werden schlechter aufgenommen. Daher empfiehlt die Ernährungswissenschafterin, den Smoothie langsam zu trinken und möglichst lan­ge im Mund zu behalten. Bei selbst gemachten Fruchtsäften gibt es die Möglichkeit frische Wildkräuter wie Brennnessel oder Löwenzahn hinzuzufügen, diese helfen dem Magen und enthalten weitere wertvolle Inhaltsstoffe.

Dass das heimische Obst früher mehr Vitamine enthalten hätte als heute, wird von beiden Ernährungsexpertinnen ganz klar zurückgewiesen. „Ich bekomme diese Frage oft zu hören, es liegen jedoch keine Analysen vor, die das bestätigen“, stellt Ernährungsexpertin Fischer klar. „Vitamine und Mineralstoffe zählen neben Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß zu den primären Inhaltsstoffen der Pflanze. Das bedeutet, die Pflanze kann ohne diese Nährstoffe nicht existieren“, so Fischer. Der Nährstoffgehalt ist jedoch natürlich abhängig vom Reifegrad der geernteten Früchte und kann aufgrund der Länge der
Lagerung schwanken. Es gilt also: Wer reifes, saisonales Obst aus der Region kauft, hat nicht nur den höchsten Genuss und Nährstoffgehalt, er schont gleichzeitig auch noch die Umwelt und stärkt die heimische Landwirtschaft.

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  • Fruchtzucker: Fotolia - profdr; StefanieB.