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„Ich habe meinen Traumberuf“

Die neu gekürte „Bäuerin des Jahres“ Jasmin Schwarz erzählt über ihre Liebe zur Landwirtschaft und warum sie sich keinen anderen Beruf mehr vorstellen könnte.

Obwohl Jasmin Schwarz ohne Landwirtschaft aufgewachsen ist, ist sie heute Bäuerin mit Leib und Seele. Der Liebe wegen ist die 36-Jährige vor mehr als zehn Jahren zu ihrem Mann Bernhard auf den „Lippl“-Hof nach Hirschbach gezogen. Mittlerweile ist sie nicht nur Mama von zwei Buben (7 und 4 Jahre) und arbeitet zwei Tage auf dem Gemeindeamt, sondern gibt auch fast 30.000 Followern auf ihrem Instagram-Account „jasi_farmlife“ einen realistischen Einblick in die Landwirtschaft. 

Sie stammen nicht von einem Bauernhof ab. Wann sind Sie zu Ihrem Mann auf den Hof gezogen? 

Mein Mann und ich haben uns vor zwölf Jahren durch unser gemeinsames Hobby, das Motocrossfahren, kennengelernt. Damals ist Bernhard in meiner Heimatgemeinde Neumarkt im Mühlkreis zum Verein gekommen. Nachdem es zwischen uns gefunkt hat, war schnell klar, dass ich zu ihm auf den Hof ziehen werde. Er war zu diesem Zeitpunkt noch nicht Vollerwerbslandwirt, aber es stand schon fest, dass er den elterlichen Betrieb übernehmen wird. Ich hatte bis dahin überhaupt keinen Bezug zur Landwirtschaft. 

Gemeinsam mit Ihrem Mann betreiben Sie einen reinen Milchviehbetrieb, wie viele Rinder leben auf Ihrem Hof?

Aktuell haben wir 43 Kühe in Milch, sprich, die wir melken. Insgesamt leben circa 70 Rin­der bei uns am Hof. 

Was hat sich verändert, seit Sie am Hof sind?

Ich habe begonnen, die Milch unserer Kühe zu Joghurt, Frischkäse, Topfen sowie Weich- und Schimmelkäse zu verarbeiten. Das sogenannte „Käsen“ ist auf meinem Mist gewachsen. Täglich verbringe ich drei Stunden damit, die Milch zu verarbeiten. Vor zwei Jahren habe ich mich dann entschlossen, meine Produkte in einer Schmankerlbox ab Hof zu verkaufen. Damals war das ein einfacher Kühlschrank, wo sich die Leute aus der Umgebung die Produkte geholt haben. Diese Box ist so gut angekommen, dass wir heuer im Juni die „Schmankerlbox 2.0“ eröffnet haben. Dort verkaufen wir auch Produkte von anderen Direktvermarktern. Zudem beliefere ich vier Märkte in der Umgebung. Das Ganze wird supergut angenommen, was mich riesig freut, da es keine schönere Wertschätzung für unsere Arbeit und unsere Produkte gibt.

Nächstes Jahr zieht die künstliche Intelligenz beim „Lippl“ ein und Sie investieren in einen neuen Laufstall mit Roboterunterstützung. Ein Großprojekt stelle ich mir vor?

Ja, genau. Dabei werden einige „Arbeiten“ mit einer App am Handy gesteuert. Zum Beispiel, wo im Stall das Licht angeht, welches Tor aufgehen soll oder wie oft der Schrapper (Anm. d. Red.: mechanische Entmistung) fährt. Wir werden ein Testbetrieb, den sich andere Landwirte anschauen können. Zudem wird ein Seminarraum geplant, wo wir künftig Kurse anbieten werden. Das Ganze ist quasi ein Pilotprojekt. 

Auf Instagram folgen Ihnen unter „jasi_farmlife“ fast 30.000 Menschen. Wann haben Sie Ihren Account gegründet?

Im Jahr 2017 habe ich mit einem privaten Account gestartet. Aufgrund der zunehmend falschen Aussagen und Schauergeschichten in Bezug auf die Landwirtschaft habe ich dann knapp zwei Jahre später beschlossen, meinen Account in einen öffentlichen zu ändern und Aufklärungsarbeit in der Landwirtschaft zu leisten. 

Wie schnell ist die Zahl der Follower gestiegen? 

Anfangs eher konstant, aber als während der Coronapandemie das Interesse an der Landwirtschaft sehr hoch war und die Konsumenten wissen wollten, woher die Lebensmittel stammen beziehungsweise wie sie produziert werden, sind die Zahlen rasant gestiegen. Meine Follower wussten, dass ich nichts beschönige und falsche Ansichten der Medien gerne richtigstelle das brachte großen Zuspruch. 

Auf Social Media sind Sie auch bei „farmfluencer_at“ dabei. Was ist das genau?

Wir sind 23 junge Landwirtinnen und Landwirte aus ganz Österreich und haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Landwirtschaft hautnah zu zeigen. Wir stehen für Transparenz und lassen die Menschen auch hinter die Stalltüren blicken, um viele Vorurteile zu widerlegen.

Wie reagieren die Leute, wenn Sie erfahren, dass Sie eine Bäuerin sind?

Die meisten glauben es nicht (lacht). Vor allem am Land gibt es noch das klassische Bild davon, wie eine Bäuerin auszusehen hat. Und dann komme ich mit meinen Tattoos, Piercings und blonden, langen Haaren und werde oft gefragt: „Bist du wirklich Landwirtin?“ Viele sind auch überrascht, dass ich ein absoluter Fan von Tracht und Dirndlkleidern bin. 

Könnten Sie sich einen anderen Beruf vorstellen?

Mittlerweile nicht mehr. Jeder Tag ist anders und man wird immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt sei es wettertechnisch oder anderweitig. Fast nichts ist planbar. Zudem geben einem die Tiere so viel zurück, was den Beruf der Landwirtin zum absoluten Traumberuf macht.

Das Interview entstand in Kooperation mit dem Magazin „Die Oberösterreicherin“.         Redaktion: Ulli Wright

Bildquellen

  • mrvean-20240819-2409_O_Coverstory_final: Julia Traxler