Milch am Prüfstand: Und sie ist gesund!
Milch macht dick. Milch verursacht Krankheiten. Milch ist unverträglich. So die gängigsten Mythen, wenn es um das Thema Milch geht. Kaum ein Nahrungsmittel wurde in den letzten Jahren so viel diskutiert wie die Milch. Obwohl sie in vielen Ländern der Erde ein wichtiger Bestandteil der täglichen Ernährung ist und eine einzigartige Kombination von Nährstoffen aufweist, wird sie zunehmend mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht. Kritiker warnen sogar vor ihrem Verzehr. Zeit also, den widersprüchlichen Meinungen, die nicht selten von Milchgegnern vorgebracht werden, auf den Grund zu gehen und mit Milchmythen aufzuräumen.
Nein, Milch verschleimt nicht
Im 12. Jahrhundert empfahlen Ärzte Asthmapatienten auf Milch zu verzichten, da diese zur Verschleimung der Atemwege beitragen würde. Auch die Traditionelle Chinesische Medizin sieht Milch als ein die Schleimbildung förderndes Lebensmittel. Diese, eher ins Reich der Legenden gehörende Eigenschaft von Milch hält sich hartnäckig und wird noch heute gegen den Milchverzehr angeführt. Hintergrund ist, dass der Speichel im Mund zu einer Ausflockung von Proteinen führen kann. Die damit einhergehende „dickflüssige“ Wahrnehmung kann als vermehrte Schleimbildung interpretiert werden. Eine Folge der Verschleimungshypothese ist die Warnung, bei Asthma auf Milch zu verzichten. Mehrere Studien, durchgeführt überwiegend in den 1990er-Jahren, zeigen jedoch keine Verstärkung der Asthma-Symptome durch Milchverzehr.
Milch stärkt die Knochen
Obwohl den meisten Kindern in der Schule der Satz „Milch macht Knochen stark“ gelehrt wird, wird die Milch von Milchgegnern oft als „Kalziumräuber“ beschuldigt. Argumentiert wird das damit, dass das Milchprotein die Kalziumausscheidung erhöhe und dazu führe, dass am Ende mehr Kalzium ausgeschieden werde als über die Milch aufgenommen wird. Den „Beweis“ sehen Kritiker im „Kalzium-Paradoxon“, demzufolge in Ländern mit hohem Milchkonsum die Osteoporose-Raten am höchsten sind. Zahlreiche Studien haben die Kalziumbilanz mittlerweile untersucht. Ergebnis: Milch und Milchprodukte liefern deutlich mehr Kalzium als durch das gleichzeitig zugeführte Protein Kalzium ausgeschieden wird. Wissenschaftlich vielfach belegt ist, dass sich die Knochendichte durch eine ausreichende Zufuhr von Kalzium aus Milcherzeugnissen erhöht. Auch zukünftig darf man also getrost davon sprechen, dass Milch die Knochen stärkt.
Ein Zusammenhang zwischen Osteoporose und einem erhöhten Verzehr von Milchprodukten – weder positiv noch negativ – scheint nicht gegeben. Fakt ist aber, dass Osteoporose von vielen Faktoren abhängt und ein höheres Risiko auch mit unzureichender Vitamin-D-Versorgung und „Lebensstilfaktoren“ wie zu wenig Bewegung oder zu viel Tabak- und Alkoholkonsum einhergeht.
Schutzwirkung von Milch
Wirklich heikel werden Diskussionen über Lebensmittel dann, wenn sie in – negativem – Zusammenhang mit Krebserkrankungen gebracht werden. So tauchen immer wieder irritierende Meldungen auf, wonach ein erhöhter Milchkonsum Krebserkrankungen fördern würde. Dem muss aber entschieden entgegengetreten werden. Denn nach aktueller Studienlage geht ein erhöhter Verzehr von Milch und Milchprodukten sogar mit einem leicht verringerten Risiko für einige Krebsarten einher. Lediglich bei Prostatakrebs scheint eine sehr hohe Kalziumzufuhr das Risiko zu erhöhen, allerdings trat dieser Effekt nur bei einem Verzehr von 1,5 g Kalzium/Tag auf – das ist mehr als 1 Liter Milch täglich. Bei Brust-, Magen- und Dickdarmkrebs übt die empfohlene Verzehrsmenge laut Studien sogar eine Schutzwirkung aus.
Milch macht nicht dick
Was Übergewicht angeht, wird – neben anderen Lebensmitteln – auch der Milch immer wieder der schwarze Peter zugeschoben. Die Studienlandschaft weist allerdings darauf hin, dass regelmäßiger Milchkonsum nicht mit Übergewicht zusammenhängt bzw. sogar vorbeugend wirken kann. Ein weiterer Ernährungsirrtum kann also ausgeräumt werden und es gilt: Milch und Milchprodukte machen nicht dick. Ähnlich wie bei Übergewicht sind auch die Ergebnisse bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2. Entgegen manch anderer Meinungen erhöht ein regelmäßiger Milchkonsum das Risiko für diese Erkrankungen nicht. Im Gegenteil: Es zeigt sich sogar ein Trend in Richtung positiver Effekte. Das hängt auch damit zusammen, dass das Milchfett einen hohen Anteil kurzkettiger Fettsäuren aufweist, die keine negativen Auswirkungen auf das Blutfettprofil zeigen. Betreffend das Diabetesrisiko wurde in Studien beobachtet, dass fettarme Milch, Käse und Joghurt mit einem geringeren Risiko einhergehen.
Fazit: Milch ist auch heute noch gesund
Es besteht wissenschaftlicher Konsens, dass Milch und Milchprodukte ernährungsphysiologische Vorteile aufweisen. Es wundert daher nicht, dass sie fixer Bestandteil von offiziellen Ernährungsempfehlungen in mehr als 42 Ländern der Welt sind. Für Erwachsene in Österreich gilt: Täglich drei Portionen Milch und Milchprodukte – und das am besten aus heimischer Produktion.
Nährstoffe in der Milch
Bildquellen
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