Wer ausgewogen isst, braucht keine „Extras“
Nahrungsergänzungsmittel sind Produkte zur erhöhten Versorgung des menschlichen Stoffwechsels mit bestimmten Nähr- oder Wirkstoffen. Sie bewegen sich dabei im Grenzbereich zwischen Arznei- und Lebensmitteln. Laut ahrungsergänzungsmittelverordnung ist ein Nahrungsergänzungsmittel „ein Lebensmittel, das dazu bestimmt ist, die allgemeine Ernährung zu ergänzen (…)“.
Für eine ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen, wie Vitamine und Mineralstoffe, ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung notwendig, die am besten auch noch gut schmeckt. Marlies Gruber, Wissenschaftliche Leiterin von „Forum Ernährung heute“, dem Verein zur Förderung von Ernährungsinformationen: „Potenzielle Zielgruppen für Nahrungsergänzungsmittel sind Menschen mit einem schwachen Immunsystem, Schwangere oder alte Menschen.“ Für Schwangere sei es beispielsweise die Folsäure, deren Aufnahme zu empfehlen sei. Bei alten Menschen kann es neben der Folsäure auch noch Kalzium sein, auch B-Vitamine werden oft nicht mehr im genügenden Ausmaß über die Ernährung aufgenommen. „Wenn man Nahrungsergänzungsmittel auf Dauer einnimmt, dann sollte man dies aber ausschließlich nach Absprache mit einem Arzt tun“, sagt Gruber. Erst müsse man einmal sicher gehen, dass ein Mangel besteht, dann könne man immer noch einige andere Vorgehensweisen einschlagen. So sei es beispielsweise in den meisten Fällen ausreichend, etwas an der Ernährung oder am Essverhalten umzustellen, um den Mangel zu beheben. „Wenn man abwechslungsreich isst, dann hat der Körper im Normalfall alles, was er braucht.“ Wie abwechslungsreiche Küche genau aussieht, darüber gibt es nicht nur unzählige Bücher, auch ein Termin bei einer Ernährungsberatung ist empfehlenswert. Außerdem ist nur für wenige Sub-stanzen ein wissenschaftlicher Nutzen belegt, zum Beispiel wird aktuell viel über das Vitamin D diskutiert.
Eine Frage der Dosis
Nahrungsergänzungsmittel sind längst nicht nur gesund, sie können dem Körper auch schaden. Zum einen können Vitamine und Mineralstoffe überdosiert werden. Zum anderen sind sie auch sonst nicht immer harmlos. Hoch dosiertes, synthetisches Vitamin C kann zum Beispiel zu Nierensteinen führen, zu viel Calcium kann schlecht fürs Herz sein, einige Enzympräparate haben einen schädigenden Einfluss auf andere Medikamente oder die Blutgerinnung. Deshalb sollte der Arzt über eine Einnahme unbedingt informiert werden.
„Zu glauben, man könne nach dem alten Motto ,Hilft‘s nix, schadet‘s nix‘ vorgehen, ist jedenfalls gefährlich“, sagt Marlies Gruber. Von Nahrungsergänzungsmitteln generell abzuraten scheint aber dennoch etwas drastisch zu sein. Es ist immer eine Frage der Dosis sowie der begleitenden Erkrankung und – wie eingangs erwähnt – der Abdeckung der Basisernährung, ob es sinnvoll erscheint, Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen. In manchen Lebenssituationen werden die Nahrungsergänzungsmittel vom Arzt sogar empfohlen oder verschrieben. Gerade in der Herbstzeit würden viele Menschen präventiv zu Vitamin C greifen, um Grippeerkrankungen und Erkältungen vorzubeugen. Auch hier hat Marlies Gruber eine Alternative: „Zum Vorbeugen reichen Obst und Gemüse, wenn eine Grippe im Anzug ist, hilft die Hühnersuppe.“
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