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Vom Büro auf den Hof

Katrin Eckerstorfer aus St. Johann am Wimberg ist die frisch gekürte „Bäuerin des Jahres“. Mit Mut, Leidenschaft und vielen Ideen bewirtschaftet sie einen Biobetrieb. 

Die Nachricht von ihrem Sieg erreichte sie mitten in der Arbeit. „Ich war gerade im Folientunnel mit der Motorsense, als plötzlich das Telefon läutete. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet die Freude war überwältigend“, erzählt Katrin Eckerstorfer. 

Vom Bürojob zur Biobäuerin

Die heute 28-Jährige hat ursprünglich Bürokauffrau gelernt, studiert inzwischen Agrarwissenschaften und arbeitet nebenbei fünf Stunden pro Woche im Biokompetenzzentrum Schlägl. Den Hof ihrer Eltern übernahm sie mit 24 Jahren gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Georg. „Eigentlich war nie geplant, dass ich den Hof weiterführe. Erst durch Georg, der selbst aus der Landwirtschaft kommt, ist die Idee wieder aufgeflammt.“ 

Ihre Eltern wohnen weiterhin am Hof, hal­ten sich aber bewusst aus dem täglichen Betrieb heraus. „Uns war wichtig, dass sie wirklich in Pension gehen können. Aber wenn wir Unterstützung brauchen, sind sie sofort da – und meine Mama kocht für uns alle“, erzählt sie schmunzelnd.

Bio als Lebenseinstellung

Aus dem früher konventionell geführten Nebenerwerbsbetrieb wurde ein Vollerwerbshof mit 40 Rindern, davon 24 Milchkühe. Besonders stolz ist Katrin auf den neuen Tierwohlstall: „Dort können sich die Kühe frei bewegen und hinlegen, wo sie wollen. Ich glaube, sie sind sehr glücklich.“ 

Die Umstellung auf Bio-Heumilch war für das Paar ein bewusster Schritt. „Bio ist für mich nicht nur ein Siegel, sondern eine Lebenseinstellung“, betont Eckerstorfer. Heumilch bedeutet: keine vergorenen Futtermittel, sondern ausschließlich Gras und Heu – so ursprünglich wie möglich. 

Vermarktung im „Bio-Eck“

Neben Milch und Käse setzt die Bäuerin des Jahres auch auf Vielfalt. In ihrem Selbstbedienungsladen „Bio-Eck“ bietet sie auch Brot, Gemüse, Säfte und Honig an. „Das war immer mein Traum. Wenn ich etwas ausprobieren will, dann mache ich es einfach. Dass es so gut angenommen wird, freut mich riesig.“ Besonders gefragt: ihr Sauerteigbrot, dessen Ansatz sie seit 15 Jahren pflegt.

Auch beim Cover-Shooting machte Eckerstorfer eine gute Figur.

Landwirtschaft im Wandel

Die junge Bäuerin sieht die Landwirtschaft im Wandel. „Täglich sperren in Österreich Betriebe zu, weil es finanziell oft nicht mehr tragbar ist. Dabei sind gerade kleine, vielfältige Betriebe so wichtig für unsere Landschaft.“ Sie fordert faire Preise für regionale Lebensmittel und eine stärkere Unterstützung klein strukturierter Höfe.

Auch der Klimawandel beschäftigt sie: „Extreme Wetterphasen wie lange Hitze oder Dauerregen sind eine enorme Belastung für uns und für die Tiere.“ Technik sieht sie dabei kritisch, Vollautomatisierung ist daher keine Option. „Unsere Kühe sind nicht nur Nutztiere, sie sind wie Haustiere. Ich will sie sehen, spüren, mit ihnen reden.“

Einsatz rund um die Uhr

Der Hof verlangt Einsatz rund um die Uhr. Urlaub oder Wochenenden gibt es kaum. „Natürlich ist es manchmal herausfordernd. Aber wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann, ist das das Schönste überhaupt.“ 

Auf Instagram zeigt sie als „_biokati_“ authentische Einblicke in den Alltag. „Ich möchte zeigen, wie wir wirklich arbeiten und warum hochwertige Lebensmittel ihren Preis wert sind. Frei nach dem Motto: Du bist, was du isst.“

Abschalten kann Eckerstorfer beim Unkrautzupfen, bei Proben gemeinsam mit ihrem Partner Georg in der Musikkapelle oder an ihrem Lieblingsplatz hinter dem Hof mit Blick ins Mühlviertel.

Für die Zukunft wünscht sich die Bäuerin des Jahres faire Rahmenbedingungen und eine noch stärkere Wertschätzung für kleine Betriebe. Und sie hat auch privat ein klares Motto: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“

Der Artikel entstand in Kooperation mit dem Magazin „Oberösterreicherin“.

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  • IMG_4278: privat