Alle Vöglein sind schon da
KINDER. Doch wie heißen sie eigentlich? Und was brauchen sie, damit sie auch bleiben? Lust aufs Land stellt zehn wichtige heimische Gartenvögel vor, ihr Gesang ist online zu hören.
Das Lied „Alle Vöglein sind schon da“ lernen Kinder schon im Kindergarten – doch besungene Amsel, Drossel, Fink und Star auch in der freien Natur zu erkennen, schaffen wahrscheinlich selbst die meisten Eltern nicht.
Vögel zu beobachten ist nicht schwierig. Wer darüber hinaus einzelne Arten erkennen möchte, sollte sein Wissen Schritt für Schritt – sprich Art für Art – aufbauen. Tiere zu beobachten macht Kindern meist große Freude. Der Frühling ist bestens dafür geeignet, Vögel ins Visier zu nehmen, da diese jetzt besonders aktiv sind. Sobald sie ihre Reviere gefunden und besetzt haben, geht es an den Nestbau. Lust aufs Land stellt zehn wichtige Gartenvögel vor, die jetzt bereits unermüdlich im Einsatz und daher häufig zu beobachten sind. Hilfe gibt es nicht nur beim optischen Erkennen: Aufnahmen ihrer Stimmen unterstützen dabei, Gesang und Gezwitscher den einzelnen Arten zuzuordnen. Mehr dazu im Infokasten auf Seite 21.
Wichtiger Lebensraum Garten
Gärten sind wichtige Lebensräume für die heimischen Vögel. Sie finden hier Bäume, auf denen sie sich aufhalten können, Verstecke, Nahrung und Möglichkeiten zum Brüten. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, leistet auch einen Beitrag zum Erhalt von Lebensraum für die gefiederten Tiere. Deren Vielfalt im Garten ist im Frühling und im Sommer am größten. Schließlich verbringen viele Arten das Winterhalbjahr im Mittelmeerraum. Bei anderen, so genannten „Teilziehern“, verbringt ein Teil der Population den Winter hierzulande, der andere Teil zieht in wärmere Gefilde. Von den hier genannten Arten sind Buntspecht, Kleiber und Feldsperling „Standvögel“, die das ganze Jahr über bleiben.
Girlitz
Lebensraum: Brütet in Mitteleruopa gerne in Gärten, Parks oder Friedhöfen, teilweise auch in baumbestandenem Kulturland wie zum Beispiel Streuobst-
wiesen
Kennzeichen: Gelb-grün gemusterter, kleiner Fink mit sehr kurzem stumpfen Schnabel, vor allem Männchen mit leuchtend gelbem Gesicht und Brust; fröhlich klingelnd-klirrender Gesang, der von hoher Singwarte aus vorgetragen wird
Hilfe im Garten: Viele Wildkräuter wachsen lassen (etwa Vogelmiere und Hirtentäschel im Blumenbeet)
Buchfink
Lebensraum: Der häufigste Vogel Österreichs (geschätzte 1,7 Millionen Brutpaare) ist sowohl im Wald als auch in Gärten oder Parks zu Hause. Er braucht große Bäume und eine eher lockere Strauchschicht
Kennzeichen: Weibchen mit bräunlichgrauem Kopf schlichter gefärbt als das Männchen mit stahlgrauer Kopfzeichnung. Weiße Querstreifen am Flügel; Gesang sehr laut und schmetternd mit typischem Schlussschnörksel („Finkenschlag“)
Hilfe im Garten: Alte, hohe Bäume erhalten, Insekten und Wildkräuter
Amsel
Lebensraum: Bewohnt ursprünglich feuchte, dunkle, unterholzreiche Wälder, heute auch in Gärten und Siedlungen sehr häufig; braucht dunkle, sichtgeschützte Brutplätze
Kennzeichen: Männchen ganz schwarz mit gelbem Augenring und Schnabel, Weibchen dunkelbraun mit bräunlichem Schnabel; wohlklingend flötender, melodiöser Gesang, teils auch Imitationen
Hilfe im Garten: Insekten fördern, vor allem durch Liegenlassen von Laubstreu, Laubhaufen oder Komposthaufen; Beerensträucher, Efeu
Mönchsgrasmücke
Lebensraum: Sie zählt mit etwa eine Million Brutpaaren zu den häufigsten Vögeln Österreichs und bewohnt verschiedenste Wälder mit dicker Strauchschicht, aber auch strauchreiche Gärten und Parks mit lichtem Baumbestand
Kennzeichen: Schlanker, grauer Sing-
vogel, Männchen mit schwarzer, Weibchen mit kastanienbrauner Kopfkappe; sehr melodiöser, abwechslungsreich flötender Gesang (schneller als Amselgesang)
Hilfe im Garten: Dichte Büsche, vor allem Beerensträucher; Insektenreichtum fördern, wilde Ecken als Brutplätze belassen
Kohlmeise
Lebensraum: Sie ist in allen baumbestandenen Lebensräumen zu Hause, bevorzugt aber lichte Baumbestände mit vielen Sträuchern, weshalb die Kohlmeise auch in Gärten sehr häufig vorkommt
Kennzeichen: Typisch gelb-schwarz gezeichnet, Gesang in einfachen Tonfolgen (zum Beispiel „zizi bäh“)
Hilfe im Garten: Insektenreichtum fördern, alte Bäume als Brutplätze, Nistkästen. In Nistkästen ist sie sehr konkurrenzstark, deswegen sollten für die kleinere Blaumeise auch Nistkästen mit kleineren Einflugöffnungen angeboten werden, weil diese sonst von der Kohl-
meise verdrängt werden
Kleiber
Lebensraum: Der Kleiber ist eigentlich ein Waldbewohner, kommt aber auch in Gärten und Parks mit altem Baumbestand vor. Vom Zugverhalten her ist er ein Stand-
vogel, der das ganze Jahr im Brutgebiet bleibt
Kennzeichen: Schlanker, oberseits grauer und unterseits beiger Vogel mit schwar-zem Augenstreifen, kann kopfüber den Baumstamm herablaufen. Sein Gesang sind mehrfach gereihte Pfeifelemente oder ein schnelles Trillern
Hilfe im Garten: Bäume mit gutem Samenangebot, Insektenreichtum, Nistkästen
Feldsperling
Lebensraum: Er braucht halboffene, baumbestandene Lebensräume und brütet gerne in der Nähe des Menschen an Ortsrändern, Einzelhöfen und locker bebauten Gartengebieten
Kennzeichen: Braun-grau-schwarz gemustert, typisch sind die kastanienbraune Kopfkappe und der schwarze Wangenfleck auf der weißen Wange, Männchen und Weibchen gleich gefärbt; Gesang ist ein ausdauerndes Tschilpen
Hilfe im Garten: Viele Wildkräuter und -gräser, Insektenreichtum, dichte Büsche oder Hecken wichtig als Tagesverstecke
Star
Lebensraum: Bewohnt halboffene, baumbestandene Landschaften und brütet deshalb auch gerne in Gärten und Parks
Kennzeichen: Metallisch glänzendes schwarzes Gefieder und gelber Schnabel zur Brutzeit, außerhalb der Brutzeit mit weißen Tupfen verziert, im Jugendkleid einfärbig braun, von der Amsel durch trippelnde Bewegung zu unterscheiden (Amseln hüpfen beidbeinig)
Hilfe im Garten: Insektenreichtum am Boden durch Laubstreu fördern, Beerensträucher, alte höhlenreiche Bäume erhalten, Nistkästen
Buntspecht
Lebensraum: Der häufigste der heimischen Spechte kommt fast überall vor, wo es alte Bäume gibt – von Wäldern bis in Gärten und sogar großstädtische Grün-
anlagen. Standvogel, der sehr ortstreu ist
Kennzeichen: Schwarz-weiß gemustert, Unterschwanzdecken leuchtend rot, Männchen mit kleinem roten Fleck im Nacken (hat das Weibchen nicht); statt zu singen trommeln Männchen und Weibchen zur Balz und als Revierabgrenzung
Hilfe im Garten: Alte Bäume erhalten; Nistkästen helfen ihm nicht, diese nimmt er nicht an
Stieglitz
Lebensraum: Wie viele Gartenvögel braucht der Stieglitz halboffene, mit Laubbäumen bestandene Landschaften, die eine reiche Auswahl an hochwüchsigen Wildkräutern (etwa Disteln) haben müssen
Kennzeichen: Unverkennbar buntes Gefieder mit rotem Gesicht und gelbem Flügelfleck; Gesang sehr schnell und abwechslungsreich mit eingestreuten Trillern und namensgebendem „Stiegelitt“
Hilfe im Garten: Viele Wildkräuter und Wildblumen im Garten (Löwenzahn, Wegwarte, Disteln, Flockenblumen), diese auch bis zur Samenreife stehen lassen
Vogel des Jahres 2021: Girlitz
Heuer steht der Girlitz besonders im Fokus, er ist von der Vogelschutz-Organisation BirdLife Österreich zum „Vogel des Jahres“ gekürt worden. Der Girlitz ist zwar noch weit verbreitet, musste aber in den vergangenen 20 Jahren einen Einbruch seines Bestandes um ewa 80 Prozent hinnehmen. Die Versiegelung von Ortsrändern und eine naturferne Gartengestaltung setzen ihm besonders zu, weshalb er auf der Ampelliste von BirdLife Österreich auf Gelb (hohe Priorität für den Vogelschutz) eingestuft ist.
Vogelstimmen hören
Pfeifen, zwitschern, tirilieren: Für den Laien ist es schwierig, Vögel nur an ihren Stimmen zu erkennen. Lust aufs Land stellt Hörproben der porträtierten Arten vor.
Abrufbar sind die Vogelstimmen unter lustaufsland.at/vogelstimmen.
Bildquellen
- Girlitz: M Dvorak
- Buchfink: Peter Friesser
- Amsel: M Dvorak
- Mönchsgrasmücke: Bernhard Paces
- Kohlmeise: Michi Parus
- Kleiber: T Hochebner
- Feldsperling: Hans-Martin Berg
- Star: W. Schweighofer
- Buntspecht: Jesus - adobestock.com
- Stieglitz: Otto Samwald
- Vogel: Karin Jähne - adobestock.com