Natur & Garten

Zeit zum Umdenken

GARTEN. Der fortschreitende Klimawandel sorgt auch im Hobbygarten für neue Herausforderungen. Erste Schritte für mehr „Klimafitness“ kann aber jeder setzen.

Jeder kann aktiv Umwelt- und Klimaschutz betreiben, auch auf seinem eigenen Stückchen Grün. Mit ein paar Grundregeln und einer geeigneten Auswahl an Pflanzen. Zum einen sind diese widerstandsfähig und kommen mit Hitze und Trockenheit gut zurecht. Zum anderen sollten dabei im Sinne der Biodiversität auch die tierischen Gartenbewohner nicht außer acht gelassen werden und etwa Bienen, Insekten und Vögel etwas davon haben. Wer seinen Garten neu gestaltet, sollte ihn an die klimatischen Entwicklungen anpassen. Aber auch bestehende Gärten lassen sich klimafit machen. 

Wasser sparsam verwenden

Wer klimafreundlich gärtnern will, der kommt um einen bewussten, sparsamen Umgang mit Wasser nicht herum. Landesgärtnermeister Hannes Hofmüller rät dazu, mit Tropfbewässerung zu arbeiten. „Zum Beispiel bei Hecken oder Beerensträuchern. Das ist wenig Aufwand, wenn ich dazu eine Zeitschaltuhr habe, und der Wasserbedarf ist auch deutlich geringer, als wenn ich großflächig drübergieße“, sagt Hofmüller. Apropos gießen: Das sollte nur in der Früh gemacht werden, dann erziele man den besten Wirkungsgrad. Regenwasser zu sammeln und zum Gießen zu nutzen sollte bereits eine Selbstverständlichkeit sein. Das aufgefangene Wasser ist zudem weniger kalkhaltig und angenehm temperiert, was den Pflanzen gut bekommt. 

Auch das Mulchen gehört zum Pflichtprogramm. „Die Mulchschicht ist eine Schutzschicht für den Boden und bewahrt ihn vor dem Austrocknen“, sagt Martina Anzengruber von der Initiative „Natur im Garten“, die sich um naturnahes und umweltfreundliches Gärtnern bemüht. Mit einem Gartenhäcksler lassen sich die eigenen Gartenabfälle zum Mulchmaterial machen. Auch Rasenschnitt eignet sich, sollte jedoch nur in dünnen Schichten ausgebracht werden. Durch das Mulchen ist weniger Unkrautzupfen nötig, das Bodenleben wird gefördert.  

Zum naturnahen Gärtnern gehört, torffreie Erden zu verwenden. Damit schützt man das Klima und wertvolle Naturstandorte, denn Moore speichern überdurchschnittlich viele klimaschädliche Gase und beheimaten zudem eine reiche Artenvielfalt. Wer selbst kompostiert, kann sich seine Pflanzerde auch selbst zusammenmischen. 

Natürliche Schattenspender

Wo immer es möglich ist, sollte man in seinem Garten auch für Schattenspender sorgen. Bäume als „natürliche Klimaanlagen“ erfüllen hier wertvolle Dienste, indem sie durch Transpiration und Beschattung ihre Umgebungstemperatur reduzieren. „Eine große Linde ersetzt 20 Klimaanlagen“, wird Biogärtner Karl Ploberger nicht müde zu betonen. 

Anspruchslos und widerstandsfähig sind heimische Sträucher, die einen Garten ökologisch wertvoll machen, etwa als Nist-, Schlaf- und Überwinterungsplätze sowie Nahrungsquelle für die Tierwelt. Bei entsprechender Größe spenden sie auch Schatten. Hofmüller nennt etwa die Felsenbirne, die er nicht nur als hitzetolerant schätzt, sondern auch aufgrund ihrer schönen Blüte und vitaminreichen Früchte. Letztere erinnern in Geschmack und Aussehen an Heidelbeeren. „Aber Achtung, auch Vögel mögen die kleinen Früchte sehr“, weiß der Gärtnermeister. In den heimischen Gärten finden sich heute Pflanzen, die noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen wären. „Zum Beispiel der Feigenbaum. Es gibt Sorten, die auch ein paar Minusgrade aushalten und in unseren Breiten prächtig gedeihen“, sagt Hofmüller. 

Renaissance: Rosen und Geranien

Eine wahre Renaissance erleben nun wieder sämtliche Rosenarten. „Durch die vielen trockenen Perioden sind sie weniger anfällig für Pilzkrankheiten“, erläutert Hofmüller. Auch Geranien als klassische Balkonblumen erleben ein Comeback. Sie sind pflegeleicht und kommen auch mit wenig Wasser aus. Erinnerungen an früher kommen auch bei der heuer zur Balkonblume des Jahres gekürten „schönen Helena“ auf – eine Strohblume, die mit viel Hitze zurechtkommt und Bienen und Schmetterlinge anzieht. Als Bienenpflanze des Jahres darf sich der winterharte Steppensalbei „Marvel Rose“ bezeichnen. Ihn kennzeichnen kräftig leuchtende Blüten, die zwischen Juni und August erscheinen und nach einem Rückschnitt ein zweites Mal erblühen.  

Hochbeet und Naschgarten hätten zuletzt viele  „Rasengärten“ bereichert, der Trend gehe  eindeutig in Richtung Selbstversorgung, bestätigt Hofmüller. „Viele haben erst in den letzten zwei Jahren ihr grünes Wohnzimmer entdeckt.“ 

Wasser ist die wertvollste Ressource. Gesammeltes Regenwasser hilft im Garten über Trockenperioden hinweg.
Der Steppensalbei „Marvel Rose“ ist die Bienenpflanze des Jahres 2022. Natur­nahes Gärtnern achtet auch auf den Erhalt der Artenvielfalt.
„Schöne Helena“ heißt die Balkon- blume des Jahres, eine Strohblume. Hitzetoleranz wird angesichts des Klimawandels immer wichtiger.
Bodendeckender Feld-Thymian erfreut mit seiner Blüte nicht nur das Auge, sondern auch Insekten. Zudem duftet er intensiv.
Mit Tropfbewässerung zu arbeiten spart Wasser, da dieses ganz gezielt zu den Wurzeln der Pflanzen gebracht werden kann.
Einstige Exoten sind mittlerweile auch in heimischen Gärten angekommen. Im Bild eine Mini- Wassermelone, sie mag Wärme und Sonne.

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