Landwirtschaft & Handwerk

Verführung im Sommer

REPORTAGE. Groß und Klein lieben sie: die Königin der Beeren – die Erdbeere, die bei den heimischen Bäuerinnen und Bauern jetzt und nicht
im Herbst oder Winter auf den Feldern wächst. 

Der Biss in die ersten vollreifen Erdbeeren aus der Region ist ein bisschen wie frisch verliebt zu sein. Das zeigt sich auch in der Beliebtheit der Früchte, die in Wahrheit, botanisch gesehen, gar keine Beeren sondern Sammelnüsse sind. So zählt die Königin des Gartens zu den heiß begehrtesten  Obstsorten der Österreicher. Circa drei Kilo pro Kopf werden hierzulande jährlich verspeist – leider jedoch nicht nur in der Zeit, in der die Erdbeere auch Saison hat. Im Land ob der Enns werden die ersten reifen Früchte mit Beginn des Mais, geerntet. Unter freiem Himmel auf dem Feld startet die Ernte erst in den letzten Maitagen und dauert bis weit in den Juni an.  

Import aus wasserarmen Ländern

Doch warum sind die roten Früchte, oder besser gesagt die roten Nüsse, denen im Übrigen auch eine verführerische Eigenschaft nachgesagt wird, das ganze Jahr über, ja sogar im Winter im Supermarktregal erhältlich? Die Antwort lautet: Die Erdbeeren werden importiert und zwar zumeist aus Ländern wie Spanien oder Afrika. Der Gedanke der Nachhaltigkeit spielt dabei wenig oder so gut wie keine Rolle. Erdbeeren sind durstige Früchte und bestehen zu 90 Prozent aus Wasser – ein Element, welches in vielen der Exportländer Mangelware ist. Der Grundwasserspiegel in dortigen Regionen wie etwa in Südspanien sinkt und ganze Regionen trocknen aus. Darüber hinaus müssen die Früchte  auf ihrer Reise stets gekühlt werden. Die langen Transporte hinterlassen also einen besonders großen CO²-Fußabdruck. 

Frucht der Sinne aus der Region 

Auf die Herkunft zu achten lohnt sich jedoch nicht nur für die Verbesserung der eigenen Treibhausgasbilanz, sondern auch für den Geschmack. Denn die­ser ist bei Erdbeeren aus der Produktion im wasserreichen Heimatland unvergleichbar gut. „Unsere Erd­beerbauern pflücken in den späten Nacht- und frühen Morgenstunden, sodass jeden Morgen bei Öffnung der Lebensmittelläden frische Früchte für die Konsumenten bereitstehen – mehr Qualität und Frische ist kaum möglich“, betont Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Sie erklärt weiter: „Regi­onal und saisonal genießen, sich auf das freuen, was gerade in der Region reift, bedeutet nicht nur Klima- und Umweltschutz, sondern auch Lebensqualität!“

Erdbeerpflanzen vermehren sich über die Ausläufer ihrer Wurzeln oder die Samen ihrer Früchte. Im Gegensatz zu Himbeeren oder Ribiseln sitzen die Samen jedoch nicht im Fruchtfleisch, sondern als winzige, hellgrüne Nüsschen außen auf der Frucht. Für den Erwerbsanbau erfolgt die Vermehrung fast ausschließlich über Ableger.
Gut Ding braucht Weile: So nehmen Erdbeerzüchter schon im Vorjahr Ableger von Mutterpflanzen und ziehen daraus neue Pflanzen. Die jungen Triebe werden ab Mai auf den Feldern ausgepflanzt.
Die Triebe und Wurzeln überwintern und ruhen bis in den März. Vielerorts legen Landwirte ab Jänner auch Vlies über und Folien unter die Pflanzen, um die ersten Sonnen- strahlen des Frühlings effektiv zu nutzen.
Im April öffnen sich die ersten Blüten der Erdbeerpflanze. Damit Bienen und andere Insekten die Blüten bestäuben können, wird das Vlies aufgedeckt. Die heutigen Sorten sind zwittrig. Somit ist sowohl die Bestäubung als auch die Bildung von Früchten gesichert.
Von der weißen Blüte zur roten Frucht: Die ersten Früchte bilden sich schon Mitte April. Stroh schützt die empfindlichen Stauden vor Nässe aus dem Boden und hält sie sauber.
Innerhalb weniger Wochen entwickeln sich die kleinen, blassgrünen Beeren: In dieser Phase muss eine gute Wasserversorgung sichergestellt sein. Je nach Wetterlage werden die meisten Sorten in den Monaten Juni und Juli in Österreich reif und glänzend rot. Der Reifezeitpunkt lässt sich mit der Verwendung von Folien vorziehen.
Da Erdbeeren nach dem Ernten nicht nachreifen, werden nur möglichst reife Früchte geerntet. Die Erntehelfer gehen die Erdbeerfelder in den frühen Morgenstunden durch und lesen die reifen Früchte. Gute Pflücker ernten etwa zwölf Kilogramm pro Stunde.
Die geernteten Erdbeeren sollten möglichst schnell in die Kühlung des Obstbauern gebracht werden. Von dort geht die Ware dann direkt in den Hofladen des Landwirtes, an den Markt oder in den Handel. Wenn die Erdbeeren das Feld verlassen, dauert es meist nicht länger als einen Tag, bis die geernteten Früchte in den Verkauf gelangen.

Bildquellen

  • Erdbeer 1: Markus Volk - adobestock.com
  • Erdbeer 2: Markus Volk - adobestock.com
  • Erdbeer 3: werner - adobestock.com
  • Erdbeer 4: Michael rogner - adobestock.com
  • Erdbeer 5: rocco - adobestock.com
  • Erdbeer 6: Igor Tichonow - adobestock.com
  • Erdbeer 7: Countrypixel - adobestock.com
  • Erdbeer 8: Kirill Gorlov - adobestock.com