Natur & Garten

Ab in den Süden: Die Zugvögel starten

Der Herbst steht vor der Tür und damit kommt auch für die gefiederten Sommergäste wieder die Zeit, sich in Richtung Süden aufzumachen. Ausschlaggebend ist der Speiseplan der einzelnen Vogelarten. „Die Körndlfresser bleiben im Winter da, die Insektenfresser müssen weg“, bringt es der Ornithologe Stephan Weigl vom Biologiezentrum der OÖ. Landesmuseen in Linz auf den Punkt. „Viele Menschen glauben, das sei wegen der niedrigen Temperaturen. Das ist jedoch ein Irrtum, wesentlich ist nur das Nahrungsangebot.“

Wer wegfliegt, gehört zur Spezies der Zugvögel. Diese lassen sich – je nach zurückgelegter Distanz – unterscheiden in Kurzstrecken-, Mittelstrecken- und Langstreckenzieher. Zwei Drittel aller europäischen Vögel ziehen im Winter von den Brutgebieten in die südlichen Winterquartiere. Die Kurzstreckenzieher pendeln dabei zwischen Mitteleuropa und Südeuropa oder Nordafrika, die Langstreckenzieher sind zwischen Europa und Südafrika unterwegs.

Vögel verfügen weder über einen Kalender noch über einen genauen Flugplan. „Sie sind genetisch so programmiert, dass sie wegfliegen, sobald sich die Bedingungen ändern“, so Weigl. Der sich abzeichnende Klimawandel bestätige sich auch in der Vogelwelt: „Die Abflugzeiten vieler Arten haben sich in den vergangenen Jahren hinausgezögert und ebenso die Ankunftszeiten verfrüht.“ Kurzstreckenzieher seien ohnehin oft sehr flexibel. Sobald es nördlich der Alpen schneefrei ist, kommen etwa Stare oder Kiebitze bald darauf zurück. Schneit es doch wieder, heben sie einfach wieder ab.

Die Mauersegler sind eine der ersten Vögel, die sich in Richtung Süden verabschieden. Sie sind oft schon im August startklar und heben in Richtung Südsahara ab. Nachdem sie erst im Mai zurückkommen, sind sie nur kurz auf Sommerfrische hier. „Der Mauersegler verbringt eigentlich sein gesamtes Leben in der Luft, immer auf der Jagd nach Insekten und Spinnentieren. Er schläft in der Luft und landet nur zum Brüten“, erklärt Weigl.

Damit lasse sich für Zugvögel schwer eine Heimat definieren. Viele Vögel kommen nur zum Brüten in unsere Breitengrade. „Trotzdem kann man sie nicht als heimische Vogelarten bezeichnen. Zu ihrem Lebensraum gehört auch die Ferne. Bedeutend sind auf jeden Fall die verschiedenen Rastpunkte auf ihren Reiserouten“, so der Vogelkundler.

Etwa die Hälfe der in Österreich vorkommenden Vogelarten sind Zugvögel, die im Herbst ihre Brutgebiete hier verlassen. Andere Arten wie Watvögel oder Bussarde überqueren das Land, um an geeigneten Rastplätzen aufzutanken. In Österreich sind es Feuchtgebiete wie der burgenländische Seewinkel oder die Innstauseen in Oberösterreich, an denen diese Vögel rasten. Wer viel wandert, trifft im Herbst leicht auf Feldlerchen, Hausrotschwänze oder Buchfinken, die sich zum Abzug sammeln.

Die Zahl der Vögel, die in die Südsahara ziehen, nehme gerade stark ab, weiß der Experte. „Warum das so ist, wird gerade erforscht. Oft hat das mit Wettersituationen zu tun, ebenso mit veränderten Rastplätzen. „Sie werden auch bejagt, etwa in Ägypten, wo sie in Netze fliegen.“

Die Vogeljagd als großes Problem

Die Vogeljagd im Mittelmeerraum nennt auch die Vogelschutzorganisation „Birdlife“ als großes Problem. Millionen Zugvögel sterben dadurch jedes Jahr auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete und zurück. Ein Brennpunkt ist Ägypten, wo kilometerlange Fangnetze entlang der Küste die illegale Jagd zum Millionengeschäft gemacht haben. Betroffen sind fast alle Zugvogelarten, darunter auch zum Beispiel Nachtigall, Kuckuck oder Rotkehlchen. „Die Speise Ambelopoulia gilt als lokaler Leckerbissen“, weiß Katharina Loupal von Birdlife. In Europa ist die Vogeljagd etwa auf Malta, Zypern oder in Südfrankreich sehr verbreitet.

Es gibt Zugvögel, die unbemerkt in der Nacht ziehen, und solche, die tagsüber weite Strecken zurücklegen – in großen Schwärmen, wie zum Beispiel Stare oder Rauchschwalben, oder auch allein. In markanten V-Formationen fliegen zum Beispiel Gänse. Woran sich Zugvögel orientieren, ist Gegenstand zahlreicher Forschungen. „Ganz aktuelle Ergebnisse bestätigen, dass sich Vögel am Magnetfeld der Erde orientieren. Aber auch an der Sonne und an ihrem Sternenkompass oder an Leitlinien wie großen Flüssen“, sagt Weigl.

Konsumentenzeitung Lust aufs Land, 30.8.2016

Bildquellen

  • Zugvögel: Fotolia - Phimak

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