Natur & Garten

Der Zaun im Wandel der Zeit

BRAUCHTUM. War es einst der Schutz vor Tieren, der die Menschen dazu veranlasste, einen Zaun zu bauen, so ist es heute vielmehr die sichtbare Trennung von Grundstücken.

Zäune dienen dazu, etwas zu schützen.   Sie können aussperren oder einsperren, weshalb sich ursprünglich zwei Arten von Zäunen entwickelten: Weidezäune, die das Vieh einsperren, und Gartenzäune, die vor Dieben oder auch Tieren schützen. Zäune als Besitzabgrenzung hingegen haben eine deutlich jüngere Geschichte, wenngleich diese Funktion heute dominant ist. „Ursprünglich wurden nicht die Tiere eingefriedet, sondern der Acker umzäunt und so vor Tieren geschützt“, weiß Johannes Pfeffer, Obmann des Heimatbundes und des Vereins Bau-ernmuseum Mondseeland. Historische Zäune nachzubauern und an das einst bedeutsame Kulturgut zu erinnern war vor einigen Jahren die Idee im Bauernmuseums-Verein. „Wir haben schnell gemerkt, dass das Wissen um das Errichten von historischen Zäunen zum Großteil schon verloren war“, sagt Pfeffer. 

Heute geht es bei Zäunen weniger darum, sich vor der Wildnis zu schützen. Der Gartenzaun als Einfriedung grenzt das eigene Grundstück zum Nachbarn und nach außen ab. In einer blickdichten Variante oder auch als Hecke kann die Einfriedung auch vor Wind und Wetter oder auch vor Lärm schützen. Vielfach ist es auch nur ein Schutz vor allzu neugierigen Blicken, mit dem man seinen privaten Rückzugs- und Entspannungsraum im Garten ausstatten will. Wer nur die potenziellen Einblicke der anderen im Visier hat, nimmt sich auch selbst den Ausblick und außerdem die Möglichkeit für das spontane Tratscherl mit den Nachbarn über den Gartenzaun hinweg. 

Vielfalt an Formen und Material

Die Vielfalt von Zäunen und Sichtschutzelementen, die am Markt erhältlich sind, ist groß. Gartenzäune – eher eine symbolische Grenze – sind meist nur bis einen Meter hoch, während es Sichtschutzzäune in der Regel bis 190 Zentimeter Höhe gibt.  

Ob aus Holz, Metall, Stein, Beton, Kunststoff oder WPC („Wood Plastic Composite“, also Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoff): Das Material wird je nach gewünschter Funktion und erforderlicher Beständigkeit ausgewählt, wobei auch eine optisch harmonische Eingliederung in das Landschafts- bzw. Siedlungsbild eine Rolle spielt. 

Gemauerte Abgrenzungen können auch als Trockenmauern ausgeführt werden, die meist auch als gestalterisches Element im Garten dienen. So können die Ritzen und Fugen bepflanzt werden. Trockenmauern dienen häufig auch als Hangbefestigung.


Modern oder hässlich? An Gabionen scheiden sich die Geister.

Sogenannte „Gabionen“ sind mit Steinen gefüllte Drahtkörbe in Mauerform, die ebenfalls als Grundstücksgrenzen oder nur als einzelne, dekorative Elemente im Garten fungieren können. Metallzäune wiederum sind robust und – in veredelter Variante – auch pflegeleicht. 

Wer auf natürliche Optik setzt und nach ökologischen Gesichtspunkten entscheidet, landet bei einem Zaun aus Holz. Der Lattenzaun (siehe Infokasten) ist dabei der Klassiker unter den Gartenzäunen, beim Jägerzaun (Scherenzaun) sind die Latten x-förmig angebracht. Ein Sockel aus Stein oder Beton schützt den Holzzaun vor Bodennässe. 

Neues Leben für alte Zäune

Weidezäune aus Holz prägten über Jahrhunderte hinweg das Landschaftsbild. Heute sind sie kaum noch zu finden und wenn, dann kaum in der ursprünglichen Funktion, sondern als dekoratives Element bei Almhütten oder touristisch genutzten Bauernhöfen. Das Errichten und Erhalten von Holzzäunen kostete einst viel Arbeitskraft und Material. Je nach Verfügbarkeit wurde dafür zu Fichtenholz, Haselnuss oder Weiden gegriffen, im Gebirge waren es vor allem Lärchenzäune. Viel Wissen über das Errichten von Holzzäunen ist bereits verloren gegangen, vereinzelt flackert das Interesse an historischen Formen aber wieder auf. So etwa in Mondsee, wo der Heimatbund immer wieder Vorträge und Workshops organisiert, im Zuge derer historische Zäune am Gelände des Freilichtmuseums aufgestellt werden. 

Klassiker im Garten

Der Lattenzaun ist der Klassiker unter den Zaunformen und für den Garten- und Vorgartenbereich in vielen Variationen zu gestalten. Tragende Säulen sind die im Boden verankerten Zaunpfosten, an denen zwei waagrechte Querhölzer montiert sind. Bei alten Bauerngärten im Mühlviertel wurden häufig Steinsäulen aus Granit verwendet.
Bei hölzernen Zaunpfosten wird das obere Ende schräg abgeschnitten und mit einem Brett abgedeckt. An den Außenseiten der Querhölzer werden die Latten senkrecht montiert. Durch das senkrechte Anbringen wird bei Holz die beste Haltbarkeit erreicht.
Lattenzäune können vielfältig variiert werden. Schon durch verschiedene Lattenbreiten und Formen der Lattenspitzen bieten sich diverse Möglichkeiten. Auch durch den Verlauf der Felder und die Neigung der Latten (senkrecht oder schräg) kann variiert werden.
Werden statt Latten junge (Fichten-)Rundlinge verwendet, spricht man von einem „Hanichlzaun“. 
Der Abstand zwischen Boden und dem unteren Lattenende sollte mindestens fünf Zentimeter betragen.  

Vorschriften
Zäune dürfen gemäß Oö. Bautechnikgesetz eine Höhe von zwei Meter über dem Erdboden nicht überschreiten – es sei denn, im Bebauungsplan der Gemeinde ist etwas anderes festgelegt. Einfriedungen dürfen direkt an der Nachbargrundstücksgrenze errichtet werden. Sie zählen zu den bewilligungs- und anzeigefreien Bauvorhaben. Eine Anzeigepflicht für Stützmauern und freistehende Mauern besteht erst ab einer Höhe von mehr als 1,50 Metern.

Bildquellen

  • Gabionen: ThomBal - stock.adobe.com
  • L1130960: Pfeffer
  • Lattenzaun: : Yü Lan - stock.adobe.com