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Am rechten Weg bleiben

Um Konflikte zwischen Freizeitnutzern und Grundbesitzern zu vermeiden, braucht es gegenseitigen Respekt sowie die Einhaltung von Regeln.

Immer mehr Menschen verbringen ihre Freizeit draußen in der wunderschönen Natur. Die steigende Beliebtheit von Outdoor-Aktivitäten wie etwa Mountainbiken oder Wandern führt jedoch oftmals zu unbeabsichtigten Störungen, die sowohl die Tier- und Pflanzenwelt als auch landwirtschaftliche Aktivitäten beeinträchtigen. 

Ein betroffener Landwirt berichtet

Manfred Pargfrieder bewirtschaftet einen landwirtschaftlichen Betrieb im Linzer Stadtteil St. Magdalena. Wie viele seiner Nachbarn ist auch er vom Ansturm der Freizeitnutzer betroffen. „Wir haben vermehrt mit Freizeitsportlern zu tun, die sich nicht an die Regeln halten und glauben, dass ihnen alles gehört. Sie fahren unerlaubt im Wald und auf der Wiese. Und auch Wanderer gehen immer wieder querfeldein über Wiesen und Felder. Sie verstehen leider nicht, dass es sich dabei um die Futtergrundlage unserer Tiere handelt“, so Pargfrieder. 

Am allermeisten störe ihn dabei die Respektlosigkeit gegenüber den Grundbesitzern: „Viele können nicht zwischen Mein und Dein unterscheiden. Ihnen würde es ja auch sicherlich nicht recht sein, wenn ich einfach so durch ihren privaten Garten gehen würde“, zeigt sich Pargfrieder verwundert und ergänzt, „wichtig ist, dass man mit den Leuten redet und sie auf ihr Fehlverhalten hinweist. Das gelingt in den meisten Fällen gut manchmal erntet man aber auch Unverständnis oder Spott und wird sogar beschimpft.“

Wissen über landwirtschaftliche Produktion nimmt ab

Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner ist diese Problematik bekannt. Besonders seit der Corona-Pandemie könne dieses Verhalten vermehrt beobachtet werden: „Viele Leute denken bei ihrem Verhalten zu wenig nach, da sie kaum bis keinen Bezug mehr zur Bauernschaft haben. Das Wissen um die heimische Landwirtschaft ist über jede Generation hinweg weniger geworden.“ 

Nicht nur Stadtrandbauern seien mit diesen Themen konfrontiert, sondern vor allem auch bäuerliche Familienbetriebe in Tourismusregionen. Mittlerweile könne dieses Phänomen aber quer über das gesamte Bundesland beobachtet werden. Pargfrieder berichtete auch von parkenden Autos, welche die Zufahrt zu seinen Grundstücken behindern bzw. komplett versperren. „Dadurch werde ich an meiner Arbeit gehindert.“

Nicht jede Route in den Apps ist ein offizieller Weg

Zahlreiche Apps für Mountainbiker und Wanderer bieten die Möglichkeiten befahrene oder begangene Routen hochzuladen und so für die nachfolgenden Benutzer sichtbar zu machen. Diese können dann nicht mehr unterscheiden, ob es sich um einen offiziellen Mountainbike- oder Wanderweg handelt. Vielen Menschen sei nicht bekannt, dass die von Apps vorgeschlagenen Wege häufig nicht zur Benützung geeignet sind. „Der Wald dient nicht nur als Erholungsraum, sondern ist auch ein wichtiger Wirtschafts- und Lebensraum. Die Notwendigkeit, Nutzungskonflikte durch gezielte Lenkung der Mountainbiker und Wanderer zu minimieren, ist zur Konfliktvermeidung besonders wichtig. Bereits der bisherige Ausbau des Mountainbike-Netzes hat sich als effektiv erwiesen und wird auch weiterhin forciert“, so Wallner.

„Am meisten stört mich die Respektlosigkeit gegenüber uns Grundbesitzern.“


Landwirt Manfred Pargfrieder

Die Bauernschaft fordert weiters faire Bedingungen: „Es ist wichtig, dass alle Naturnutzer die Regeln und Vorschriften respektieren, um sowohl ihre eigene Sicherheit als auch die Integrität des Privateigentums zu gewährleisten. Eine wesentliche Regel dabei ist, dass die Nutzung stets in Eigenverantwortung der Besucher erfolgen muss und die Eigentümer nicht das Risiko einer Haftung tragen können“, betont Bauernbund-Landesobfrau und Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Eine Anpassung des Gesetzestextes würde dazu beitragen, die Grundbesitzer rechtlich abzusichern und gleichzeitig den Zugang für Erholungssuchende weiterhin zu ermöglichen. „Mit der Initi­ative ,In unserer Natur‘ haben wir in Oberösterreich frühzeitig Lösungen erarbeitet. Wir haben Vorarbeit bei der Beschilderung, der Besucherlenkung, dem Ausbau des Wegenetzes in den Bundesforsten und ebenso bei der Bewusstseinsbildung durch Fair-Play-Regeln geleistet“, erklärt Langer-Weninger. Damit soll künftig ein Miteinander statt Konflikten zwischen Freizeitnutzern und Grundbesitzern im Land ob der Enns im Vordergrund stehen.

Initiative „In unserer Natur“

Die Initiative „In unserer Natur“ des Landes Oberösterreich ist ein Projekt, bei dem sich 13 Organisationen dazu bekennen, die Natur gemeinsam nachhaltig zu erhalten, ein harmonisches Miteinander erlebbar zu machen und die Interessen der Bäuerinnen und Bauern zu stärken. Bewusstseinsbildung und Maßnahmen zur Lenkung der Freizeitnutzer in Form von „Fairplay-Regeln“ sollen das Miteinander von Einheimischen und Gästen verbessern und die Natur bestmöglich schützen. 

Die gemeinsamen Schwerpunkte sind: die Finanzierung, Wegeerhaltung und konfliktfreie Nutzung von Wegen, die Zonierung von Wald-, Wild- und Naturschutzgebieten, die Besucher-Lenkung mit nachhaltigen Mobilitätslösungen sowie die lokale Wertschöpfung. Mehr dazu unter: www.in-unserer-natur.at

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