Beim Bauen an die Zukunft denken
Wer „nachhaltig“ leben will, denkt nicht nur an sich selbst, sondern auch an Umwelt und soziales Umfeld. Trotz der inflationären Verwendung dieses Begriffes hat der Gedanke dahinter nichts an Aktualität eingebüßt. Beim Thema Bauen und Wohnen gibt es dazu besonders viele Entscheidungen zu treffen, vor allem wenn man kurz davor steht, sein eigenes Bauvorhaben zu verwirklichen. Ökologisch bauen umfasst den passenden Standort (Infrastruktur) genauso wie die Entscheidungen um Bauwerksgröße (versiegelte Fläche), Bau- und Dämmstoffe, Energieverbrauch und -gewinnung, Wassernutzung und die verwendeten Materialien im Innenausbau – und nicht zuletzt die Entsorgung nicht mehr benötigter Teile oder gar des gesamten Bauwerkes.
Komfort im eigenen Haus spielt eine große Rolle
„Ökologisch bedeutet gut für die Umwelt und mittelfristig auch gut für die Menschheit, auch wenn manches nicht sofort zu spüren ist“, sagt Barbara Bauer vom Österreichischen Institut für Bauen und Ökologie. Dem Menschen als Bewohner eines Hauses sei natürlich Komfort wichtig: Emissionsarmut, die richtige Akustik und thermischer Komfort wie frische Luft und kein Schimmel. „Eine energieeffiziente Bauweise, die im Winter für angenehme Wärme und im Sommer für Kühle sorgt, bedeutet auch Komfort und schont nicht nur die Umwelt, sondern durch geringere Energiekosten auch die eigene Geldtasche“, sagt Bauer.
Wie bei jeglicher Form von Konsum ist zwar der Verzicht die ökologischste Verhaltensweise, aber natürlich nicht immer möglich. „Aber ich kann sehr wohl darüber nachdenken, wie viel Platz ich wirklich brauche“, sagt Bauer. Möglichst wenig Fläche zu versiegeln sollte bei jedem Bauvorhaben im Fokus sein. Bei der Auswahl von umweltfreundlichen und gesundheitlich unbedenklichen Materialien stellen Gütesiegel eine Orientierungshilfe dar. „Sie sind eine wertvolle Hilfe, da man als einzelner Konsument nicht die gesamte Herstellungskette nachverfolgen kann“, sagt Bauer. Sie vertraut auf Gütezeichen, deren Kriterien transparent sind und regelmäßig überprüft werden, wie etwa beim Umweltgütesiegel „natureplus“.
Wer einen Hausbau plant, hat viele Entscheidungen zu treffen. Bei den Kosten wird oft nur an die Errichtung gedacht, Folgekosten – etwa für Betrieb, Wartung, Instandhaltung, Reinigung – werden dagegen vernachlässigt. Dabei betragen diese bei einer Gebäudenutzungsdauer von 50 Jahren bei Wohngebäuden mehr als 50 Prozent. Nur wenn die Gesamtkosten berücksichtigt werden, kann nachhaltiges und kostengünstiges Bauen verwirklicht werden. (siehe Infokasten links)
Holz: Nachwachsender Rohstoff im Überfluss
Wer sich für ökologisches Bauen interessiert, kommt um das Thema Holz nicht umhin, schließlich stellen bereits Herstellung und Transport wesentliche ökologische Kriterien dar. Holz bindet schon im Wachstum viel Kohlendioxid (CO2) und trägt damit wesentlich zum Klimaschutz bei, in jedem Kubikmeter steckt etwa eine Tonne CO2. In Oberösterreich sind 42 Prozent der Landesfläche bewaldet, vom laufenden Zuwachs werden nur etwa drei Viertel genutzt. „Der oberösterreichische Wald braucht dreieinhalb Minuten für ein Einfamilienhaus“, übersetzt Stefan Leitner von Pro Holz Oberösterreich, einer Initiative der heimischen Forst- und Holzwirtschaft, die Zahlen anschaulich. Jedes fünfte Einfamilienhaus werde derzeit als Holzbau ausgeführt.
Der nachwachsende Rohstoff zeichne sich durch seinen geschlossenen Stoffkreislauf aus. Holzprodukte können nach ihrer ersten Nutzungsdauer in anderer Form weiterverwendet werden. „Altholz erfährt etwa in der Inneneinrichtung einen zweiten Lebenszyklus“, weiß Leitner. Möbelstücke können zu Span- oder Faserplatten rückgebaut und zuletzt auch noch thermisch genutzt werden. Holz ist daher ein Bauwerkstoff mit Zukunftspotenzial, wenn es um nachhaltiges und ökologisches Wirtschaften geht.
Ökologische Dämmstoffe bieten viele Vorteile
Dass dem Thema Ökologie beim Bauen zunehmend mehr Beachtung geschenkt wird, kann auch Gerhard Dell, Geschäftsführer des OÖ. Energiesparverbandes, bestätigen. „Vor allem junge Familien interessieren sich sehr dafür. Keine Schadstoffe und Belastungen in den Innenräumen zu haben ist ihnen sehr wichtig.“ 10.000 Beratungen macht der Energiesparverband pro Jahr. Jeder Zehnte interessiere sich dabei für die umfassende Dämmung mit ökologischen Materialien, weiß Dell. Diese bieten auch technische Vorteile. „Sie bieten eine gute Feuchtigkeitsregulierung und gute Wärmespeicherfähigkeiten“, sagt Dell. Dem gegenüber stehe zumeist ein erhöhter Preis. „Dafür wird die Verwendung solcher Materialien im Rahmen der Wohnbauförderung des Landes aber speziell gefördert“, gibt Dell zu bedenken. Als Dämmstoff bereits häufig verwendet werden – die auch finanziell attraktive – Zellulose (in Plattenform oder als lose Faser) und Hanf. Auch Kork, Schafwolle, Stroh, Holzfaser oder Flachs stellen Alternativen zu konventionellen Dämmstoffen dar.
Innen: Ohne Schadstoffe zum gesunden Raumklima
Nicht nur beim Bau der Außenhülle, auch beim Innenausbau kann man umweltfreundlich agieren. Böden, Farben, Lacke, Tapeten, Kleber, Fugenmassen und weitere Hilfsmittel sollten genau unter die Lupe genommen werden, um ein gesundes Wohnumfeld zu erreichen.
Beim Innenputz entscheiden die ersten Zentimeter der Wandoberfläche über das Raumklima in Innenräumen. Bauökologisch und -biologisch empfehlenswert sind vor allem Lehm- und Kalkputze. Zum gesunden Raumklima trägt auch der richtige Anstrich bei. Da Wandfarben in großen Mengen verstrichen werden, fällt hier selbst ein geringer Schadstoffgehalt ins Gewicht.
Bodenbeläge gehören zu den am stärksten beanspruchten Innenmaterialien und beeinflussen über ihre große Fläche die Raumluft stark. Aus ökologischer Sicht stellen Holzfußböden die erste Wahl dar.
Konsumentenzeitung, 28.11.2018
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