Genau geschaut

Bio heißt nicht immer heimisch


Ein Regionalitäts-Test zeigt: Nicht einmal die Hälfte der Bio-Lebensmittel im Supermarkt stammt aus heimischer Produktion. Darauf sollten Konsumenten achten.

Die Produktion von Bio-Lebensmitteln durch heimische Bäuerinnen und Bauern spielt eine zentrale Rolle für eine nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittelversorgung. Heimische Produkte stehen nicht nur für höchste Qualität und strenge Produktionsstandards, sondern auch für kurze Transportwege und den Erhalt bäuerlicher Familienbetriebe.

Wenn Konsumenten im Supermarkt zu Bio-Lebensmitteln greifen, gehen sie davon aus, dass sie damit auch die regionale Bio-Landwirtschaft unterstützen. Viele Bio-Produkte stammen jedoch nicht aus heimischer Produktion. Das ergab ein kürzlich durchgeführter Regionalitäts-Test der Landwirtschaftskammer, bei dem 71 Bio-Produkte im Supermarktregal aus zwölf unterschiedlichen Kategorien analysiert wurden: Spagetti, Linsen, Haferflocken, Toastbrot, Bircher Müsli, Honig, Apfelsaft, Vogerlsalat, Suppengemüse, Karotten, Zwiebel und Essiggurkerl alles Produkte, die auch in Österreich produziert werden. Die Untersuchung erfolgte in den Filialen der großen Lebensmittelhändler in Österreich. Bei jedem Produkt wurde geprüft, ob es mit dem AMA-Biosiegel gekennzeichnet ist, aus welchem Land die Rohstoffe stammen und ob die Herkunft klar und transparent angegeben ist.

Nur 48 Prozent nachweislich aus Österreich

Bei mehr als der Hälfte (52 %) der untersuchten Produkte kommen die Rohstoffe nicht aus Österreich. Das heißt im Umkehrschluss, dass nicht einmal die Hälfte (48 %) der untersuchten Bio-Produkte im Lebensmitteleinzelhandel nachweislich aus heimischer Landwirtschaft stammen. Von den untersuchten Bio-Produkten aus österreichischer Produktion sind 41 Prozent mit dem rot-weiß-roten AMA-Biosiegel, das als einziges staatlich anerkanntes Siegel heimische Herkunft bei Bio-Produkten garantiert, gekennzeichnet. „Mit dem wachsenden Bio-Markt kommt der Absicherung und Sichtbarkeit der heimischen Bio-Qualität immer mehr Bedeutung zu. Qualitätssiegel werden immer wichtiger und stellen heimische Bio-Qualität vom Trog bis zum Teller sicher“, betont der oberösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.

Der Regionalitäts-Test hat zudem gezeigt, dass Konsumenten im Supermarktregal oft schwer erkennen können, woher die Produkte stammen. Man muss also schon genau hinschauen, wenn man Bio-Produkte aus heimischer Erzeugung kaufen möchte. „Wer heute auf Bio aus Österreich setzt, investiert nicht nur in gesunde Lebensmittel, sondern auch in den Schutz unserer Lebensgrundlagen. Dieser Mehrwert wird für die Bevölkerung immer wichtiger. Nur durch bewusste Kaufentscheidungen kann die biologische Vielfalt im Land auch künftig gesichert werden. Es braucht ein gemeinsames Bewusstsein dafür, dass jede Entscheidung am Regal Auswirkungen auf unsere Zukunft hat“, betont Magdalena Barth, Obfrau von Bio Austria Oberösterreich.

Neue Höchststände bei Bio-Lebensmittel

Der heimische Bio-Markt befinde sich aktu­ell im Aufwind. „Es gibt klare Wachstumssignale“, betont Waldenberger. Während die Zahl der Bio-Betriebe zuletzt leicht rückläufig war, sei vor allem im Tierhaltungsbereich eine dynamische Entwicklung spürbar.

Mit einem mengenmäßigen Anteil von 13 Prozent aller Lebensmitteleinkäufe hat Bio hierzulande im Vorjahr einen neuen Höchststand erreicht. Getragen werde dieser insbesondere durch Leitprodukte wie Milch, Joghurt, Mehl und Eiern. Aber auch die Nachfrage nach Bio-Fleisch gewinnt an Fahrt. Die Umsätze konnten gegenüber 2023 um zwölf Prozent zulegen. „Wir sehen hier ein deutliches Zeichen, dass immer mehr Konsumenten beim Fleischkonsum sehr bewusst auf die Qualität und Herkunft achten“, so Walden­berger. Wachstumstreiber seien hier vor allem Rindfleisch, Geflügel und Lamm. Bei Schweinefleisch dagegen verlaufe der Aufbau der Produktion weiterhin „schleppend“.

Ein österreichischer Haushalt gibt mittlerweile im Durchschnitt 340 Euro pro Jahr für Bio-Produkte aus ebenfalls ein neuer Höchststand. Insgesamt stieg der mengenmäßige Absatz von Bio-Lebensmitteln im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent, der wertmäßige um 3,7 Prozent. „Diese Zahlen sind ein starkes Signal. Die Konsumenten sind bereit, mehr Bio zu kaufen. Jetzt gilt es, dieses Potenzial zu nutzen“, so Waldenberger, der aber auch von einem „Spannungsfeld“ sprach.

Wachsende Nachfrage trifft auf Hürden

Denn trotz dieser positiven Marktdaten ist die Stimmung in der Biobranche gedämpft. Grund dafür sind wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die eine nachhaltige Entwicklung erschweren. „Stagnierende Bio-Zuschläge führen dazu, dass Mehraufwände oft nicht adäquat abgegolten werden“, erklärte Walden­berger. Hinzu kämen steigende regulatorische Anforderungen. 

Seit 2022 haben circa 1000 Bio-Betriebe in Österreich aufgegeben. Neueinsteiger bleiben rar, nicht zuletzt wegen fehlender Fördermöglichkeiten. „Diese Lücke spüren wir jetzt mit der knappen Rohstofflage und beim Ausbau der Produktion“, erklärt Barth.

Im europäischen Vergleich nimmt Österreich trotz dieser Herausforderungen weiterhin eine Spitzenposition im Bio-Bereich ein. Mit einem Bio-Flächenanteil von 27 Prozent ist man weiterhin führend in der EU (Durchschnitt: 10,9 Prozent). Auch beim Bio-Marktanteil gehört Österreich mit knapp elf Prozent zu den europäischen Top Drei, wie eine aktuelle Erhebung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FIBL) zeigt.


Bio in Oberösterreich

In Oberösterreich wirtschaften aktuell 4513 Betriebe biologisch, das entspricht 20,3 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe im Bundesland. Die Bio-Fläche beträgt 92.310 Hektar bzw. 18,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche. Davon entfallen 55.933 Hektar auf Bio-Grünland (27,3 Prozent des Gesamtgrünlands) und 35.640 Hektar auf Bio-Ackerflächen (12,3 Prozent der Ackerfläche).


AMA-Biosiegel

Auf das EU-Bio-Logo aufbauend hat die AMA-Marketing ein Gütesiegel für Bio-Lebensmittel entwickelt das staatlich anerkannte AMA-Biosiegel. Es garantiert hohe Lebensmittelqualität, Lebensmittelsicherheit und im Vergleich zum EU-Bio-Logo mehr Bio durch verbesserte Umweltstandards. Zudem bietet es eine garantierte Herkunftssicherung: Es gewährleistet, dass sowohl die Rohstoffe als auch die Verarbeitung in Österreich erfolgen.


EU-Bio-Logo


Das EU-Bio-Logo ist ein erster guter Anhaltspunkt, doch es zeigt nicht immer eindeutig, aus welchem Land ein Produkt stammt. Die Herkunftsangaben können variieren: AT-Landwirtschaft, EU-Landwirtschaft, EU/Nicht-EU-Landwirtschaft, IT-Landwirtschaft, DE-Landwirtschaft. Im Einkaufsalltag bleibt wenig Zeit, das Kleingedruckte zu lesen.

Bildquellen

  • Bio food products in a supermarket: MONTICELLLLO - STOCK.ADOBE.COM