Genau geschaut

Essen aus der Kiste

Ob wöchentliche Gemüse-Ration oder Menü zum Selberkochen: Ins Haus gelieferte Abo-Boxen liegen im Trend. Zu Regionalem muss man aber bewusst greifen. 

Ob Mama-Kind-Packerl , Regionalkiste oder Familienbox wer ausgewählte Lebensmittel regelmäßig vor die Haustür geliefert bekommen will, hat eine Vielzahl an Optionen. Was hierzulande vor mehr als 25 Jahren mit den ersten Gemüsekisten begonnen hat, ist zu einem guten Geschäft geworden. Das gilt für beide Seiten: Konsumenten können einen Teil ihres Wocheneinkaufs auslagern und sich gezielt mit frischen Produkten versorgen lassen, heimische Erzeuger wiederum ihre Produkte direkt an die  Verbraucher bringen. Je nach persönlicher Präferenz kann der Fokus auf biologisch produzierte Ware oder Regionales gelegt werden. Frisches Gemüse und Obst ist wesentlicher Bestandteil von Abo-Kisten. Es gibt aber auch Anbieter, die mit zusätzlichem Sortiment Milchprodukte, Brot, Fleisch und mehr aufwarten. 

Pionier aus Eferding

Pionier der heimischen Szene ist der Biohof Achleitner in Eferding, wo wöchentlich etwa 15.000 Biokisten gepackt und ausgeliefert werden. „Unsere ‚bunte Kiste‘ ist am beliebtesten“, sagt Günther Achleitner, der sich seit 1990 der Bio-Landwirtschaft verschrieben hat und 1998 die erste Biokiste verschickt hat. Die Regionalkiste mache ein Fünftel der Bestellungen aus, „aber unser Regionalanteil ist ohnehin sehr groß“, so der Firmengründer. Die Themen Regionalität und Sortenvielfalt über das ganze Jahr hinweg sind dem Eferdinger ein großes Anliegen. Letzteres gelingt auch mithilfe unbeheizter Folienhäuser und einem ausgereiften „Kompost-Management“.  

Im Salzkammergut ist es der „Meindlhof“ in Schlatt, der das Gemüse für die „Salzkammergut Gemüsekiste“ beisteuert. „Wir vermarkten unser gesamtes Gemüse direkt“, sagt Landwirtin Lisa Moritz. Der eigene Hofladen, Bauernmärkte und die Gemüsekiste profitieren von der Vielfalt am Meindlhof, die Moritz auf „sicher mehr als 100 Sorten“ schätzt. Die Salzkammergut Gemüsekiste gibt es seit 2007, Nicole Harringer vertreibt sie in Abo-Modellen mit Zusatzprodukten von Landwirten aus der Umgebung. Das ergebe automatisch Regionalität, „heißt aber auch, dass jetzt zum Beispiel keine Tomaten in der Kiste sind“, so Harringer. 

2017 ist der Anbieter „Bio-Ferdl“ in das Abo-Geschäft eingestiegen. Er zählt laut Geschäftsführer Georg Pichler 4000 Kunden österreichweit, davon 1500 in Oberösterreich. Beliefert wird von Hörsching aus, wo die Familie auch einen Bio-Großhandel für Obst und Gemüse betreibt. So wie andere Abo-Kisten-Anbieter berichtet auch Pichler, dass die Corona-Zeit dem Geschäft einen spürbaren Schub verliehen habe. 

Biogemüse-Land Oberösterreich

Gemüsebaureferent Stefan Hamedinger von der Landwirtschaftskammer Oberösterreich schätzt, dass in Oberösterreich etwa 20.000 Haushalte über ein Gemüsekisten-Abonnement verfügen. Aktuell werde in Oberösterreich von 180 Betrieben auf knapp 2000 Hektar Gemüse produziert, der Bio-
Anteil liegt bei 29 Prozent er ist der höchste im Bundesländervergleich. Der Biobereich sei stark vertreten bei den Lebensmittelboxen, anhand derer sich Konsumenten ein bisschen in Richtung Saisonalität und Vielfalt „erziehen“ ließen, so Gudrun Zecha von Bio Austria. Sie verweist auch auf die Form der „Solidarischen Landwirtschaft“ (kurz Solawi), wo mehrere Konsumenten im Voraus einen finanziellen Beitrag für den Betrieb leisten und im Gegenzug die Ernte erhalten. 

Aber nicht alle Gemüsekisten müssen bio sein und nicht alles ist regional, nur weil es in einer Kiste vor die Haustür geliefert wird. Kleinere Anbieter liefern oft nur im näheren Umfeld aus. Auch gibt es Bauern mit Hofläden, die ohne Abo-Modell ihre Ware auf Wunsch zustellen. 

Ein Service der anderen Art bieten die Kochboxen von „Schinken, Wolf und Hühnergeschrei“ aus Peilstein: Einmal pro Monat gibt es eine Box für ein vorgeschlagenes Menü zum Selberkochen. Die Zutaten dafür kommen von regionalen Bauern und kleinen Manufakturen. „Wir wollen nicht den Einkauf ersetzen, sondern ein Erlebnis bieten, ein Genuss-Rezept für das Wochenende“, so Chefin Lisa Traxler. 

Genau an die mitgelieferten Rezepte angepasst sind die Mengen bei „Hello Fresh“, dem Unternehmensangaben zufolge weltweit größten Lieferdienst für Lebensmittel nach Rezept. Hello Fresh wurde vor 13 Jahren in Berlin gegründet und ist heute in 18 Ländern der Welt aktiv. Zahlen für Oberösterreich waren auf Anfrage aber nicht zu bekommen. Laut jüngstem Pressebericht verzeichnete der Konzern im dritten Quartal 2024 231 Millionen gelieferte Mahlzeiten.  

„Hello Fresh“ nicht immer frisch

Das österreichische Testmagazin „Konsument“ hat im Vorjahr vier Anbieter von Kochboxen genauer unter die Lupe genommen, darunter auch „Hello Fresh“. Fazit: Die Auswahl an kreativen und abwechslungsreichen Rezepten, die sich einfach und schnell zubereiten lassen, ist groß. Allerdings wurde auch eine „teilweise mangelnde Frische der Zutaten und unzureichend deklarierte Herkunft“ kritisiert, ebenso ein „verhältnismäßig hoher Verpackungsaufwand“, wie es im abschließenden Testurteil hieß. Wem beim Kochen regionale und saisonale Zutaten wichtig sind, der solle genau hinschauen, wo er was bestellt. Klar sei auch, dass Selberkochen preislich günstiger komme. 

Viele Möglichkeiten

Was das Feld gerade hergibt oder was der Kunde bestellt: Gemüse- und/oder Obstkisten gibt es in verschiedensten Variationen. Inhalt, Größe und Lieferintervall können meist gewählt werden. Je nach Anbieter gibt es fixe Zustelltage oder frei wählbare Termine. Die Abonnements können auch pausiert werden. Gemüsekisten-Anbieter, die mit regionalen Direktvermarktern kooperieren oder selbst einen Hofladen betreiben, bieten ein erweitertes Produktsortiment an. Ergänzend werden oft noch Rezepte mitgeliefert.

Bildquellen

  • Hand marks date in the calendar: stock.adobe.com - Sergei Fedulov
  • Watercolor painting of wooden box with colorful vegetables on white background. Generative AI.: Aul Zitzke - stock.adobe.com