Kosmetik mit unerwünschten Folgen
MIKROPLASTIK – Kunststoffe sind allgegenwärtig. In Form von Mikropartikeln landen sie im Meer, wo sie von Fischen aufgenommen werden und in die Nahrungskette gelangen.
Plastik ist billig, langlebig und leicht. Gelangt es in die Natur, wird es zum Problem für Mensch und Umwelt. Im Laufe der Zeit zerfällt es in Mikroplastik. Damit gemeint sind Teilchen, die kleiner als fünf Millimeter und mit freiem Auge kaum auszumachen sind. „Früher oder später zerfällt jedes Kunststoffprodukt, wenn es in die Natur gelangt. Ein Plastiksackerl braucht dafür mehrere Jahre, eine Getränkeflasche mehrere hundert Jahre“, sagt Sandra Papes von der „Umweltberatung“.
Mikroplastik wird aber auch als solches hergestellt, um gezielt in Produkte eingesetzt zu werden – man spricht dann von primärem Mikroplastik. Zum Beispiel in Kosmetika: Wer rechnet schon damit, dass er sich mit dem Duschgel, dem Gesichtspeeling oder der Zahnpasta auch winzigste Plastikteilchen auf Haut oder Zähne schmiert? Die Mikropartikel sollen der mechanischen Reinigung dienen – oder als Glitzerteilchen auch nur der Optik.
Für Verbraucher ist es schwierig herauszufinden, ob Kunststoff in einem Kosmetikprodukt enthalten ist, da es die verschiedensten Formen, Namen und Abkürzungen dafür gibt. Der bekannteste Mikroplastikstoff heißt Polyethylen (PE), aber auch hinter Polypropylen (PP), Polyethylenterephthalat (PET), Acrylates Copolymer (AC), Polyquaternium (P) oder Acrylate Crosspolymer (ACS), Nylon-12 oder Nylon-6 verbirgt sich Kunststoff – um nur einige Beispiele zu nennen. Wer nicht jedes Mal kleinstgedruckte Inhaltsstofflisten durchforsten will, sollte auf Gütezeichen achten (siehe unten). Auch Smartphone-Apps wie zum Beispiel „Code Check“ helfen beim Identifizieren von unerwünschten Stoffen.
Ob primäres oder sekundäres Mikroplastik: Über Abwässer und Flüsse landet es irgendwann im Meer, wo es mit den Strömungen verbreitet wird. Über Fische und Meeresfrüchte, die die Teilchen mit Plankton verwechseln, gelangt es letztlich in die Nahrungskette.
Plastik zu vermeiden macht immer Sinn
Verbindliche Aussagen über genaue Auswirkungen von über die Nahrung aufgenommenem oder direkt am Körper angewendetem Mikroplastik gibt es nicht. Wissenschafter warnen jedoch vor den Chemikalien in den Kunststoffen. „Zum einen lagern Mikropartikel an ihrer Oberfläche Schadstoffe an, die dann bei der Aufnahme über die menschlichen Schleimhäute in den Blutkreislauf gelangen können, zum anderen sind Kunststoffe ohnehin bereits mit vielen Zusatzstoffen versehen, die auch in die Umwelt übergehen können“, sagt Papes.
Neben der potenziellen Gesundheitsgefährdung für den Menschen sind daher auch ökologische Aspekte zu bedenken. „Plastik im Alltag zu vermeiden macht auf jeden Fall Sinn. Vor allem auf Einwegartikel aus Plastik kann leicht verzichtet werden“, sagt Papes, die auch darauf hinweist, dass Kunststoffe nur in den seltensten Fällen recycelt werden.
Gütesiegel zur Orientierung
Sandra Papes, Expertin für Chemie und Konsum bei der „Umweltberatung“, empfiehlt auf Gütesiegel zu achten. Bei Kosmetik geht man mit zertifizierter Naturkosmetik auf Nummer Sicher, dass keine Mikroplastikzusätze enthalten sind. Als „staatliche“ Umweltzeichen stehen das Österreichische Umweltzeichen und das EU Ecolabel für Produkte im Sinne der Umwelt – die damit auch frei von Mikroplastik sind:
Das Österreichische Umweltzeichen kann an verschiedenste Produkte und Dienstleistungen vergeben werden. Da es im Kosmetikbereich kaum gesetzliche Vorgaben zur Verringerung der Umweltbelastung gibt, schließt es diese Lücke. So müssen zum Beispiel alle Inhaltsstoffe eines Produkts biologisch abbaubar sein.
Das EU Ecolabel dient als grenzüberschreitendes Umweltgütesiegel, das im gemeinsamen europäischen Markt als einheitliche Kennzeichnung für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen dient.
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