Alles Gute für die Pute
REPORTAGE. Truthühner würden nicht ins Ausland gehen: In den heimischen Ställen geht es ihnen am besten. Ihr Fleisch ist bei Konsumenten zunehmend gefragt.
An die 450.000 Truthühner werden pro Jahr in Oberösterreich aufgezogen. Gemästet werden sowohl weibliche (Truthennen) als auch männliche
Tiere (Truthähne), beim Endprodukt Fleisch wird nicht mehr nach Geschlecht unterschieden. Neben ungefähr 50 kleineren bis mittleren Direktvermarktern gibt es in Oberösterreich 35 Mastbetriebe, die Mitglied bei der Österreichischen Qualitätsgeflügelvereinigung sind. Im Schnitt hat jeder von ihnen gut 5000 Mastplätze. Ein Wert, der sich im internationalen Vergleich sehr bescheiden ausnimmt: Betriebe mit zigtausenden Tieren sind in anderen Ländern keine Seltenheit, Industriebetriebe in Osteuropa haben an einem Standort oft hunderttausende Truthühnermastplätze. Hierzulande liegt der Fokus auf Tierwohl und Qualität. Nur Österreich hat ein Tierschutzgesetz in der Truthühnermast innerhalb der EU. Dadurch kommt es aber auch zu einer gewaltigen Wettbewerbsverzerrung bei den Preisen im Handel. Kann der Konsument bei Frischfleisch im Supermarkt noch bewusst zur Ware aus Österreich – gekennzeichnet durch das AMA-Gütesiegel – greifen, so ist das in der Gastronomie und in Gemeinschaftsverpflegungen nicht möglich, weshalb vonseiten der Landwirtschaft auf eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung gepocht wird.
Konsumenten assoziieren Truthahnfleisch mit fettarm und gesund, oft aber auch noch mit hohem Antibiotikaeinsatz. Dabei hat sich das Blatt längst gewendet und in Österreich der Einsatz von Antibiotika in den vergangenen Jahren um mehr als die Hälfte reduziert. Vermehrt wird nun mit Kräuterextrakten, Pro- und Präbiotika gearbeitet. Das einstige Image wird der heutigen Praxis nicht mehr gerecht.
In Frankenburg im Bezirk Vöcklabruck befindet sich Österreichs einzige Putenbrüterei. Von dort werden die Küken innerhalb von 12 bis 36 Stunden nach dem Schlüpfen in klimatisierten Lkw zu den Mastbetrieben gebracht. Weibliche Tiere werden 15 Wochen gefüttert und mit einem Gewicht von etwa zehn Kilogramm geschlachtet, männliche Tiere 20 Wochen (circa 20 Kilogramm). Hauptfuttermittel sind Weizen, Mais und Soja – in Österreich ausschließlich in gentechnikfreier Form. In der Vertragsmast werden zwei bis vier Rassen eingesetzt, in den Ställen von Eigenversorgern und Direktvermarktern finden sich oft kleinere, langsam wachsende oder alte Rassen.
Bildquellen
- Pute: focuslandkind - stock. adobe.com