Die Eiche – imposant und wertvoll
Die Eiche verbindet man mit Kraft, Stärke, Beständigkeit. Der „Baum des Jahres“ 2016 zählt botanisch gesehen zur Pflanzen-Familie der Buchengewächse mit ihren typischen Nuss-Früchten. Die Eiche ist daher mit Buchen und Kastanien verwandt.
Weltweit gibt es etwa 500 Arten, die meisten davon sind in Nordamerika heimisch. In Österreich gibt es vier heimische Eichenarten, die Stieleiche, die Traubeneiche, die Zerreiche und die Flaumeiche. Auch die aus Amerika importierte Roteiche kommt vor.
„1000-jährige Eiche“ in Österreich
Eichen entwickeln imposante Baumkronen und dicke Stämme, wachsen aber kaum höher als 35 bis 40 Meter. Sie können dafür ein beachtliches Alter erreichen – möglich sind bis zu 800 Jahre, in Einzelfällen sogar mehr als 1000 Jahre. Ein Beispiel dafür ist die „1000-jährige Eiche“ in Bad Blumau in der Steiermark – sie gilt als die älteste Eiche Europas, Experten schätzen ihr Alter auf mehr als 1200 Jahre. Das besondere Exemplar hat einen Stammumfang von fast neun Metern, ihr Kronendurchmesser wird mit 50 Meter angegeben.
In Oberösterreichs Wäldern liegt der Anteil der Eiche bei etwa 2,1 Prozent. Der sich abzeichnende Klimawandel wird Eichen in Zukunft jedoch begünstigen: Sie gelten als stresstolerant und kommen mit hohen Temperaturen sehr gut zurecht, wie sich im Hitzesommer 2015 auch hierzulande gezeigt hat. Die Bäume können sich gut auf veränderte Umweltbedingungen einstellen und etwa Trockenperioden gut überstehen.
Eichen verfügen über ein tiefgreifendes Wurzelsystem, wodurch sie auch tiefere Bodenschichten erschließen. So sind sie gut im Boden verankert und besonders stand- und sturmfest. Dichte Bestände mögen sie nicht, da sie viel Licht brauchen. Jungpflanzen werden gerne durch Wildtiere verbissen und müssen daher geschützt werden.
„Eichen sind im Alpenvorland sehr verbreitet und leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. Vor allem auf schweren Böden in ebenen Lagen kann die Eiche eine standfeste Bestockung ausbilden. Die Eiche ist eine wärmeliebende Lichtbaumart und wird in den tieferen Lagen Oberösterreichs zunehmend an Bedeutung gewinnen“, sagt Landesforstdirektorin Elfriede Moser. In Oberösterreich gibt es auch die einzige Eichen-Saatgutplantage Österreichs. „Diese dient jedes Jahr zur Aufzucht von zigtausend Jungpflanzen“, so Moser.
Große Nachfrage nach Eichenholz
Waldbau ist eine generationenübergreifende Angelegenheit, weshalb der Klimawandel ein großes Thema ist. „Wir brauchen stabile Bestände und eine Mischung der Baumarten. Die Eiche ist sehr wärmeliebend. Sie zu forcieren ist sinnvoll“, sagt auch Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, der den aktuellen Trend zum Eichenholz nur bestätigen kann: „Die Nachfrage nach starkem Eichenholz ist sehr groß und übersteigt das Angebot.“
Eichenholz gilt als sehr witterungsbeständig und ist vielseitig verwendbar, es zählt zu den wertvollsten heimischen Nutzhölzern. Das Kernholz der Eiche kann hellgelb, honig- oder graugelb bis hin zu hellbraun sein, unter Lichteinfluss dunkelt es gelbbraun bis dunkelbraun nach.
Eichenholz ist seit Jahren sehr beliebt. „Bis vor zehn Jahren war es kein Thema, seither liegt es voll im Trend“, bestätigt etwa Hermann Pretzl vom oberösterreichischen Massivholzmöbel-Hersteller Team 7. „Wild“ und „rustikal“ sei gerade gefragt, auch Äste sind durchaus erwünscht. Sie verleihen der ohnehin sehr dekorativen Holzart noch eine ausdrucksstarke und lebendige Optik. Neben Möbeln und Parkettböden ist es auch für Fenster und Türen, für Treppen und Geländer geeignet, sowohl für den Innen- als auch für den Außenbereich. Als Bau- und Konstruktionsholz bietet es sich auch für den Schiffsbau an.
Die Lagerung im Eichenfass veredelt
Eichenholz punktet auch bei Winzern und Genießern, denn es lässt sogar Weine heranreifen. Die berühmten Barrique-Fässer sind aus Eichenholz gemacht, welches dem darin gelagerten Wein Röstaromen und Vanillenoten verleiht. Auch Spirituosen wie Whisky werden mithilfe von Eichenfässern veredelt. Nicht zuletzt hat Eichenholz einen hohen Heizwert als Brennholz, es trocknet allerdings nur sehr langsam.
Aus ökologischer Sicht sind Eichen ebenfalls bedeutend. Markant sind die Früchte der Eichen, die Eicheln. Sie stecken in halbrunden Kappen, dem sogenannten Fruchtbecher, und stellen eine Nahrungsquelle für viele Wildtiere dar, während sie für Menschen wegen ihrer Bitterstoffe ungenießbar und giftig sein. Verschiedene Vogel-arten, Nagetiere und Wildtiere nutzen Eicheln als Protein- und Kohlenhydratquelle gerne und legen daraus auch Wintervorräte an. Der Eichelhäher verrät in seinem Namen bereits seine Lieblingsspeise, ob sich auch das Eichhörnchen namentlich von Eicheln als Futterquelle ableiten lässt, darüber scheiden sich die Geister. Fest steht, dass bis ins 19. Jahrhundert auch Hausschweine in den Wald getrieben wurden, um sich dort an Baumfrüchten sattzufressen, Eichenwälder waren daher für die Schweinemast sehr wichtig. Außerdem bieten Eichen vielen Vogel- und Insektenarten sowie Kleintieren Unterschlupf und Lebensraum.
Konsumentenausgabe, 29.11.2016
Bildquellen
- Eiche: Fotolia – Visions-AD