Natur & Garten

Hochsaison im Vogelhaus

Vielfalt – Jetzt ist Zeit, verschiedene Vögel zu beobachten und kennen zu lernen.

Vogelgezwitscher ist die schönste Musik der Natur, aber fast ausnahmslos dem Frühling vorbehalten. Jetzt sind die Vögel weniger zu hören, dafür mehr zu sehen: Wer ein Vogelhäuschen in Sichtweite hat, kann die frei lebenden Tiere in Ruhe – von der warmen Stube aus – beobachten. Eine Futterstelle bietet die beste Gelegenheit, heimische Vögel kennen zu lernen und ihr Verhalten zu studieren.

Kohlmeise als häufigster Gast

Bei guten Bedingungen können es schon 20 Arten sein, die sich bis in die privaten Gärten wagen. Zu den eifrigsten Besuchern am Futterhäuschen gehören Kohlmeise, Haus- und Feldsperling sowie die Amsel. Die Kohlmeise mit ihrer schwefelgelben Brust ist die größte Meise in Europa und ein lernfähiger Imitator. Der Haussperling, auch Spatz genannt, ist einer der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Singvögel. Spatzen sind sehr gesellig und in Trupps unterwegs. Am Futterhäuschen zeigen sie sich gerne streitsüchtig, werden aber dem Menschen gegenüber leicht zahm. Bekannt aus seinem Ruf-Repertoire ist sein „Tschilp, tschilp“. Der Feldsperling als sein kleiner „Bruder“ ist leicht mit dem Spatz zu verwechseln. Die Amsel, auch Schwarzdrossel genannt, ist mit ihrem Gesang einer der ersten Frühlingsboten. Charakteristisch sind die Männchen mit ihrem schwarzen Gefieder und dem orangegelben Schnabel, die Weibchen sind unauffällig braun mit braunem Schnabel.

Kein Problem mit Menschennähe hat der Grünfink oder Grünling. Das Männchen ist der eigentliche gelb-oliv-gefärbte Grünling, das Weibchen eher unauffällig grünlich grau. Grünlinge können mehr als zehn Jahre alt werden. Am Futterplatz gelten sie als „Kämpfer“, die alles für sich wollen und ständig drohen. Ihre Stimme erinnert an eine Trillerpfeife. Ein forsches Auftreten legen dort aber auch Kohlmeisen oder Kleiber an den Tag. Der typische Gesang eines Kleibers ist ein lautes Pfeifen, darüber hinaus kann diese Vogelart als einzige in Europa kopfüber einen Baumstamm hinab laufen. Nur ein Wintergast ist der Bergfink, der im Norden Europas zu Hause und auf Bucheckern spezialisiert ist. Die vielen Buchenwälder locken ihn im Winter oft in Massen nach Österreich. Gerne kommt er auch ans Futterhaus, wenn der Schnee seine Leibspeise zu tief verdeckt. Einer der häufigsten Vögel in Österreich ist die Blaumeise, der einzige Vogel Europas mit leuchtend blaugelbem Gefieder. Relativ anspruchslos ist der Buchfink, der häufigste Vogel in Europa.

Das Füttern und Beobachten von Vögeln hat noch einen positiven Aspekt: „Man schützt nur, was man kennt“, sagt Jürgen Plass, Ornithologe am Biologiezentrum in Linz. Daher sei gegen das Vogelfüttern im Winter nichts einzuwenden. „Wer füttern und sich so ein bisschen Natur in den Garten holen will, soll das auch tun“, sagt Plass. Ein paar Regeln gilt es aber zu beachten.

Vögel füttern – aber richtig

Wer sich zum Vogelfüttern entschließt, sollte das konsequent machen und fütterungsfreie Zeiten vermeiden.  Bird Life, die Gesellschaft für Vogelschutz und Vogelkunde, empfiehlt mit der Fütterung ab den ersten Frösten im November zu beginnen und mit Frühlingsbeginn wieder aufzuhören. Am wichtigsten ist es, die Futterstelle sauber zu halten und das richtige Futter zu verfüttern, vor allem keine Essensreste. Ideal sind Futterhäuser oder -säulen, wo die Tiere nicht direkt im Futter sitzen und dieses nicht durch Kot verunreinigt werden kann. „Vögel sind sehr anfällig für Darmparasiten“, sagt Jürgen Plass. Mehrere kleine Futterstellen vermeiden Gedränge und ein breites Futterangebot sorgt für eine bunte Vielfalt an gefiederten Gästen im Garten. Finken, Sperlinge, Kleiber und die meisten Meisen mögen Sonnenblumensamen. Aber auch Hirse, Leinsamen und Buchweizen werden von Rotkehlchen und Zaunkönig sehr geschätzt.  Als wertvolle Winternahrung gelten Hasel- und Walnüsse, die bei Kohlmeise, Specht und Fink sehr beliebt sind. Energiereiches wie den Meisenknödel lieben Weichfutterfresser wie Meisen, Drosseln oder der Zaunkönig. Amseln und Rotkehlchen fressen auch gerne Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken.

Vogelfreundlicher Garten

Als Gartenbesitzer hat man weitere Möglichkeiten, den Tieren zu helfen. So bieten etwa Beerengehölze Nahrung. Auch ist es gut, Äpfel oder anderes Obst hängen zu lassen oder Fallobst auf Komposthaufen zu geben und einen Teil davon schneefrei zu halten, damit sich Vögel daran bedienen können. Samenfressern ist mit Wildkräutern oder -blumen geholfen – Samenstände einfach zum Abernten für die Vögel stehen lassen. Laub-, Reisig- und Komposthaufen ermöglichen Insekten und Spinnen das Überwintern, die ihrerseits wieder als Vogelnahrung dienen.

Stunde der Wintervögel: Wer gerne Vögel beobachtet, kann in der Zeit vom 6. bis 9. Jänner 2016 an der österreichweiten Wintervogelzählung mitmachen. Unter dem Titel „Stunde der Wintervögel“ ruft Bird Life bereits zum sechsten Mal dazu auf, eine beliebige Stunde lang mitzuzählen, welche und wie viele Vögel sich an einer Stelle tummeln. Für die Aktion gibt es eine eigene Zählkarte, zum Download bereit unter www.birdlife.at

Konsumentenzeitung Lust aufs Land, 24.11.2015

Bildquellen

  • Rotkehlchen: Fotolia – Erni

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