Lebensmittel & Ernährung

Preise unter der Lupe

Vergleiche im Supermarkt zeigen: Wer in Österreich Lebensmittel einkauft, zahlt im Durchschnitt um bis zu 20 Prozent mehr als in Deutschland.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat eine umfassende Preisuntersuchung von 200 Artikeln des täglichen Bedarfs in Supermärkten und Diskontern in österreichischen und deutschen Grenzgebieten durchgeführt. Der Fokus lag auf einer breiten Produktpalette, darunter Milchprodukte, Obst, Gemüse, Getreideprodukte, Getränke sowie Knabbergebäck und Süßigkeiten. Die Analyse zeigt, dass Lebensmittel in Österreich im Vergleich zu Deutschland durchschnittlich 15 bis 20 Prozent teurer sind.

Markenartikel sind erheblich teurer

Die Preisdifferenzen variieren je nach Produktsegment deutlich. Markenartikel sind in Österreich nahezu durchgehend erheblich teurer als in Deutschland. Im Preiseinstiegssegment, also bei Eigenmarken und günsti-gen Produkten, fallen die Unterschiede zwar weniger stark aus, dennoch müssen heimische Konsumenten hier im Durchschnitt etwa 14 Prozent mehr bezahlen. Bei Bio-Produkten zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Während einige Produkte, insbesondere Milchprodukte, in Österreich oftmals günstiger sind, sind andere Artikel oft deutlich teurer als in Deutschland.

„Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keine Preistreiber.“
Wolfgang Wallner, Bauernbund-Direktor

Besonders hohe Marktkonzentration

Zudem gibt es auch heftige Ausreißer. So kostet etwa Markenkaffee in Österreich um 35 Prozent mehr. Bei den allseits beliebten Gummibären sind es 70 Prozent Unterschied zwischen dem günstigsten deutschen und dem teuersten österreichischen Händler. Auch Naturjoghurt kostet im Billigsegment, aber auch bei Bio, teilweise um 50 bis 70 Prozent mehr, egal ob Diskonter oder Supermarkt. Überdurchschnittlich auch zum Beispiel der Unterschied bei Nudeln: Die Preiseinstiegsware kostet hierzulande zum Teil um 25 Prozent mehr als in Deutschland.

„Es gibt verschiedene Ansätze, um die Preisunterschiede zwischen Österreich und Deutschland zu erklären“, erläutert Walter Hager, Projektleiter beim VKI. In Stellungnahmen des Handelsverbands wurde betont, dass systematische Preisunterschiede nicht eindeutig nachweisbar seien. Als mögliche Einflussfaktoren werden unter anderem die hohe Filialdichte in Österreich, höhere Personalkosten und Steuern, geografische Gegebenheiten sowie der vergleichsweise hohe Anteil an Bio-Produkten angeführt. Bemerkenswert dabei ist allerdings, dass auch in Österreich hergestellte Produkte im angrenzenden Bayern billiger verkauft werden als in Österreich selbst.

Aus Sicht des VKI sowie auch aus Sicht etlicher Experten sei daher vielmehr davon auszugehen, dass hinter den höheren rot-weiß-roten Supermarktpreisen ein ganz anderer Grund steckt: die Marktkonzentration, welche in Österreich besonders hoch ist. Nur vier Anbieter (Spar, Rewe, Hofer, Lidl) teilen sich im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel mehr als 90 Prozent des Umsatzkuchens auf. Dies sei zwangsläufig mit höheren Preisen verbunden, denn je weniger Wettbewerb, desto höher das Preisniveau.

„Österreich-Aufschlag“ treibt teils extreme Blüten

Ein weiterer Grund für die speziell in Österreich höheren Kosten beim täglichen Einkauf liege bei den EU-rechtlich gedeckten territorialen Lieferbeschränkungen, hierzulande auch „Österreich-Aufschlag“ genannt. Anders gesagt: Konzerne dürfen ihre Produkte in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Preisen anbieten, der heimische Handel seine Produkte aber nicht überall einkaufen. Ein Blick über die Grenze zum deutschen Nachbarn verdeutlicht diesen Missstand. Eine aktuelle Erhebung der Arbeiterkammer bezogen auf den Grundpreis pro Kilogramm oder Liter, bzw. identische Markenwaren zeigt erneut teils nicht nachvollziehbare Preisunterschiede. 

So sind hierzulande etwa Karotten um über 117 Prozent, Roggenmischbrot und Toastschinken um über 65 Prozent, Sonnenblumenöl um fast 29 Prozent oder Cola um nahezu 27 Prozent teurer als im nahegelegenen Bayern.

„Gute Produkte dürfen ihren Preis haben. Es muss jedoch ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis geschaffen werden, das für alle Marktteilnehmer Handel, Produzenten, Lieferanten und nicht zuletzt Konsumenten akzeptabel ist“, so Hager. 

Debatte um Einführung eines Preisdeckels

Die aktuelle Debatte um die Einführung eines Preisdeckels für Lebensmittel sorgt indes in der Bauernschaft für große Verunsicherung. Die bäuerliche Interessensvertretung warnt vor staatlichen Eingriffen auf dem Rücken der Bäuerinnen und Bauern: „Das lehnen wir strikt ab, denn sie schwächen die Landwirtschaft und gefährden unsere Versorgungssicherheit. Wer von Preisdeckeln spricht, sollte die Ursachen nicht verschweigen: Es sind die Energiepreise, die Weltmarktschwankungen und die globalen Ernte­bedingungen, die zu Preisturbulenzen führen, nicht unsere Bäuerinnen und Bauern“, betont Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner, der auf Daten der Statistik Austria verweist.

Demnach hatten in den vergangenen Jahren Produkte wie Bohnenkaffee, Orangensaft, Kiwis, Kakaopulver oder Olivenöl die stärksten Preissteigerungen allesamt Rohstoffe, die stark importabhängig oder energieintensiv sind. „Staatliche Preisvorgaben würden bedeuten, dass Handelskonzerne ihre Verluste an die Bauern weitergeben oder Regale einfach leer bleiben“, so Wallner. Das Beispiel Ungarn zeige, dass Preisdeckel das Angebot verknappen, statt es zu erhöhen.

Bildquellen

  • Bildschirmfoto 2025-09-04 um 15.22.46: VKI u. Arbeiterkammer, Stand 2025, Grafik: Lustaufsland/Fleischanderl, AdobeStock.com - SG-Design, Kunz Husum, doomu, sashkin, framarzo, blende11.photo