Lebensmittel & Ernährung

Transparenz am Teller

Mit 1. September muss die Herkunft von Fleisch, Milch und Eiern in Großküchen verpflichtend gekennzeichnet werden. Das bietet sowohl für die Konsumenten als auch die heimischen Bäuerinnen und Bauern einen großen Mehrwert.

Den Österreichern ist Regionalität bei der Herkunft ihrer Speisen wichtig. Laut einer Umfrage der AMA legen 86 Prozent der Bevölkerung bei Lebensmitteln großen Wert darauf. Viele von ihnen befürworten daher auch eine ordnungsgemäße Herkunftskennzeichnung. Für die Konsumenten war es bislang aber kaum möglich zu erkennen, woher die Grundzutaten insbesondere in Großküchen wie Betriebskantinen, Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie Schulen und Kindergärten kommen. Etwa 3,5 Millionen Speisen werden österreichweit täglich außer Haus konsumiert – knapp zwei Drittel davon in den vorhin erwähnten Institutionen. 

Mit 1. September muss die Herkunft sogenannter „Primärzutaten“ bei Fleisch, Milch und Eiern in eben diesen öffentlichen Großküchen verpflichtend gekennzeichnet werden. „Das ist ein erster wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Regionalität am Teller“, betont Agrarlandesrätin und Bauernbund-Landesobfrau Michaela Langer-Weninger. Sie erwartet dadurch eine Steigerung der Nachfrage nach heimischen Produkten. „Davon profitieren nicht nur die Bäuerinnen und Bauern, auch Konsumenten können sich dadurch sicher sein, dass sie regionale, hochwertige Lebensmittel konsumieren.“

Es gibt bereits viele freiwillige Vorreiter

Die Rohstoffe sind mittels Aushang oder direkt in der Speisekarte auszuweisen. Großküchen können die Auslobung nach „EU“ oder „Nicht-EU“ oder „Herkunftsland“ bzw. „Region“ durchführen. Diese Form der Kennzeichnung praktizieren österreichweit schon jetzt mehr als 2000 Betriebe, etwa im Rahmen des Projekts „Gut zu wissen“ der Landwirtschaftskammer, die „Genuss-Region-Betriebe“ der AMA sowie die „Genussland“- und „Kulti“-Wirte. Die Erfahrung zeige: Wer österreichische oder regionale Produkte bezieht, gibt das auch selbstbewusst bekannt. Es besteht aber auch die Möglichkeit der prozentualen Herkunftsbezeichnung über den Betrachtungszeitraum eines Jahres.

Für die Auslobung auf der Speisekarte sind die Kantinenbetreiber verantwortlich: „Die neue Verordnung dient nicht nur der Transparenz, sondern ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und unterstützt die heimische Landwirtschaft. Die Verarbeitung österreichischer Erzeugnisse ist bereits jetzt ein integraler Bestandteil unserer Arbeit“, sagt Manfred Ronge, Präsident der österreichischen Gemeinschaftsverpfleger. 

Kennzeichnung wird auch in der Gastronomie gefordert

Bei verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gastronomie bleibt die Kennzeichnung auf freiwilliger Basis. Jedoch müssen jene Gastronomen, welche die Herkunft auch abseits von Fleisch, Milch und Eiern bereits freiwillig ausloben, diese künftig bei Kontrollen auch nachweisen. Damit werde eine Irreführung der Konsumenten ausgeschlossen. Praktiken wie beispielsweise der Kauf von zehn österreichischen Weidegänsen in der Gansl-Saison bei einem heimischen Landwirt, der anschließend die gesamte Saison als Lieferant geführt wird, sollen damit der Vergangenheit angehören. Denn die bisherigen Regelungen zum Schutz vor Täuschung, etwa das Wettbewerbsrecht, hätten sich in der Praxis oft als unzureichend erwiesen.

Der OÖ. Bauernbund will sich deshalb weiter für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auch in der Gastronomie einsetzen. So habe beispielsweise der kürzlich in Österreich aufgedeckte „Gammelfleisch-Skandal“ bei Kebab mit polnischem Billig-Hühnerfleisch gezeigt, dass es nicht egal ist, woher ein Lebensmittel kommt und wie es produziert wird. 

Zudem soll im Bereich der verarbeiteten Lebensmittel der Druck auf die Europäische Union erhöht werden. Denn die Kommission hat bis Ende 2022 einen Vorschlag zur Herkunftskennzeichnung angekündigt, der jedoch nach wie vor nicht vorgelegt wurde: „Bei anderen Themen, speziell Restriktionen in der Landwirtschaft, scheint es die EU oft eiliger zu haben“, ärgert sich Bauernbund-Direktor Wolfgang Wallner.

„Den Menschen in Österreich ist Regionalität bei der Herkunft ihrer Speisen wichtig. Mit der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung wird nun ein erster wichtiger Schritt in Richtung mehr Transparenz am Teller umgesetzt.“

Michaela Langer-Weninger; OÖ. Agrarlandesrätin

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