Kinder & Freizeit

Und täglich grüßt das Internet

KINDER. Digitale Medien und Smartphones gehören zum Alltag. Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche nutzen sie. Tendenz: stark steigend.

An eine Welt ohne Internet erinnern sich heute nur mehr die „erwachseneren“ unter den Erwachsenen. Dann kamen Smartphone und Tablet, mit denen sich das WWW quasi in jede Hosentasche stecken ließ. All das ist heute eine Selbstverständlichkeit für junge Menschen. In Oberösterreich wird das (digitale) Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen seit 2007 regelmäßig in einer Studie abgefragt und ausgewertet. Die Entwicklungen, die allein in diesem Zeitraum dadurch sichtbar wurden, sind von teils atemberaubender Geschwindigkeit. 

Das tägliche Internet 

So werden Handy und Smartphone im Jahr 2021 von 80 Prozent (%) der Jugendlichen im Alter von 11 bis 18 Jahren täglich genutzt – vor zehn Jahren waren das lediglich 17 %. Der Internetzugang wurde 2011 von 37 % täglich verwendet, heute sind es 73 %. Auch wurde nie zuvor so viel am Computer gespielt: Die durchschnittliche Spielzeit der Jugendlichen ist auf täglich 84 Minuten angewachsen. Mit  dem Surfen im Internet und dem Konsumieren von Kurzvideos, Streamingdiensten und Fernsehsendern am Handy sind es etwa fünf Stunden, die Oberösterreichs Jugendliche pro Tag vor ihren digitalen Geräten verbringen. Freizeit, wohlgemerkt, was für die Schule gemacht wird, ist dabei noch nicht berücksichtigt. Jene Zeit, die für Unterricht und Aufgaben vor dem Bildschirm verbracht wird, ist nicht zuletzt durch Corona ebenfalls stark angestiegen. 

Handy dominiert ab acht Jahren

Die jüngste Datenerhebung über die Altersgruppe der Drei- bis Zehnjährigen stammt aus dem Vorjahr. Damals besaß bereits mehr als die Hälfte der Acht- bis Zehnjährigen ein eigenes Handy oder Smartphone. 

Wie auch immer man darüber denken oder diese Zahlen finden mag: Wer nicht zum Aussteiger tendiert oder fortan als Einsiedler leben will, der kommt um digitale Medien nicht mehr herum. Dieses Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Statt dem „Ob“ ist also nur mehr das „Wie“ zu definieren. Das allein ist oft eine Mammutaufgabe, wie der Psychotherapeut Klemens Hafner-Hanner von der Abteilung Beziehung, Ehe und Familie im Pastoralamt der Diözese Linz bestätigt. Denn oft seien bei einem Elternpaar unterschiedliche Ansätze im Umgang mit diesen relativ „neuen“ Herausforderungen da. Die Familienberatung unterstütze die Eltern da­bei, eine gemeinsame Position herauszuarbeiten, betont der Familienberater, „Eltern haben in ihrer Kindheit meist noch keine Erfahrungen mit digitalen Medien gemacht, sie bewegen sich da in einem komplett neuen Feld. Als Erziehungsberechtigte sind sie aber verantwortlich für ihre Kinder und werden auch verantwortlich gemacht. Das erzeugt großen Druck“, sagt Hafner-Hanner.

Er empfiehlt Eltern, sich selbst schlau zu machen, und nennt als Möglichkeit dafür die Plattform „Saferinternet.at“, eine Initiative aus Österreich, die zu einem sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien beitragen will. Auf jeden Fall bräuchten Kinder einen Rahmen, innerhalb dessen sie agieren können. Die Gefahr, sich beim Spielen oder Surfen sonst zu verlieren, sei einfach zu groß. „Zum Beispiel arbeiten viele Spiele mit Belohnungssystemen, die genau darauf abzielen. Kinder, die dabei in den sogenannten ‚Flow‘ kommen, vergessen dann regelrecht aufs Essen oder Schlafen“, betont der Familienberater. Mittlerweile gebe es aber schon viele Anbieter, die auch von technischer Seite zeitliche Einschränkungen ermöglichen. 

Auch Monika Jungreuthmayer, Leiterin der Familienberatung Linz im OÖ Familienbund, kann nur bestätigen, dass eine intensive Nutzung digitaler Medien zum beherrschenden Familienthema werden kann. „Corona hat das massiv verstärkt. Durch die eingeschränkten persönlichen Kontakte haben sich die Aktivitäten der Jugendlichen noch mehr auf soziale Medien verlagert“, sagt Jungreuthmayer. 

Medienkompetenz erlangen

Für Kinder und Jugendliche ist es bedeutend, Medienkompetenz zu erlangen. Damit gemeint ist die Fähigkeit, Programme und Geräte zu nutzen, Inhalte zu hinterfragen und mithilfe des Internets aktiv zu kommunizieren. Nicht zuletzt geht es auch darum, potenzielle Gefahren zu vermeiden. Medienkompetenz ist zwar kein eigenes Unterrichtsfach, wird laut Unterrichtsministerium aber als „überfachliche Kompetenz“ bezeichnet – und sollte beim Umsetzen des Projektes
„Digitale Schule“ neben aller Hard- und Software nicht vergessen werden.

Hilfe bei Konflikten

Die Nutzung von digitalen Medien führt nicht selten zu Konflikten innerhalb der Familie.

  • Beim Finden von Auswegen hilft etwa die Familienberatung von „Beziehung-leben.at“ der Diözese Linz. Es gibt 26 Beratungsstellen in Oberösterreich.
    Info: www.beziehungleben.at/beratung oder Tel. 0 732/77 36 76.
  • Hilfe und Beratungen bietet auch der OÖ. Familienbund an, Informationen dazu unter www.ooe.familienbund.at

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