Gans sicher von der Weide
In der Gänsemast nimmt Österreich eine Vorreiterrolle ein. Die heimischen Bauern produzieren beste Qualität durch besonders tiergerechte Haltung und frisches Weidegras.
Vor mehr als 30 Jahren wurde im Mühlviertel das Projekt „Österreichische Weidegans“ gestar-tet. Mittlerweile gibt es bun-
desweit 250 bäuerliche Betriebe, die zusammen unter dieser Marke knapp 55.000 Weidegänse pro Jahr produzieren. Circa die Hälfte davon grasen auf Weiden im Land ob der Enns. „Vor allem kleinere Betriebe suchen oft nach Produktionsalternativen, bei denen Altgebäude weitergenutzt und Grünland verwertet werden kann“, erklärt Landwirtschaftkammer-Präsident Franz Waldenberger. Voraussetzung dafür ist die Direktvermarktung der Gänse. Die Schlachtung kann auch außerhalb des Betriebes organisiert werden.
Auf die Herkunft achten
Beim Eigenversorgungsgrad gibt es hierzulande noch Luft nach oben. Auch wenn dieser in den vergangenen Jahren massiv gesteigert werden konnte, ist nachwievor nur jede dritte Gans aus Österreich. Besonders in der Gastronomie ist der Anteil importierter Gänse sehr hoch. Während die Gänse bei den heimischen Bauern artgerecht gehalten werden und jedes Tier einen Auslauf hat, gibt es auf EU-Ebene noch nicht einmal gesetzliche Mindeststandards. „Das importierte Gänsefleisch stammt meist aus Ländern wie Ungarn oder Polen, in denen qualvolle Praktiken wie Stopfmast und Lebendrupf immer noch erlaubt sind. Daher
ist es entscheidend, beim Einkauf oder im Wirtshaus auf die Herkunft zu achten“, be-tont Markus Lukas, Obmann der Geflügelwirtschaft.
Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt sehr konstant auf 13 Dekagramm. Umgerechnet könnte man sagen: Jeder Österreicher konsumiert einmal im Jahr ein Gansl-Gericht.
Der Höhepunkt der Gansl-Saison (Martinitag am 11. November) ist zwar heuer schon vorbei, trotzdem gibt es an den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen noch Möglichkeiten, diese regionale Spezialität am Festtagstisch gemeinsam mit der Familie oder Freunden zu genießen. Und ihr Federkleid kann auch darüber hinaus erfreuen, denn die Daunen werden am Betrieb von Weidegans-Obfrau Heidi Hebesberger in Nussbach gewaschen, getrocknet, sortiert und zu flauschig warmen Decken oder Polstern weiterverarbeitet und verkauft. Gerade recht für die kalte Jahreszeit.
In der einzigen Gänsebrüterei Österreichs: Alois und Rosemarie Maringer aus Neukirchen/Vöckla mit dem Züchter Wolfgang Kaltenbrunner aus Zell am Pettenfirst. Bei Letzterem tummeln sich 1200 Gänse-Elterntiere der Rasse Eskildsen.
Die Gössel (Gänseküken) schlüpfen von Anfang April bis Mitte August und wachsen behutsam in einem kleinen, beheizten Stall mit Stroheinstreu auf. Nach acht Wochen sind die Tiere voll befiedert und widerstandsfähig gegen schlechtes Wetter in der freien Natur.
Mit einem speziell für Kükentransporte umgerüsteten Fahrzeug werden die Gössel unter optimalen Luft- und Temperaturverhältnissen zu den Weidegans-Betrieben in ganz Österreich gebracht.
Dort angekommen, sind sie tagsüber auf der saftigen Weide, wo sie frisches Gras sowie als Beigabe hofeigenes Getreide fressen. In 28 Wochen wachsen die Gänse zu einer regionalen Spezialität mit einem bratfertigen Gewicht von 3,5 bis 5 Kilogramm heran.
Federntrocknung: Als reines Naturprodukt sind heimische Daunen sehr beliebt. Aufgrund der langen Weidehaltung können Federn und Daunen besser ausreifen und haben sich dadurch international zu einem gefragten Qualitätsprodukt entwickelt. Den sogenannten „Lebendrupf“ gibt es in Österreich nicht.
Dem Konsumenten werden nur frische Weidegänse angeboten. Höchste Qualität und kurze Transportwege garantieren ein besonders geschmackvolles Festmahl.
Konsumenten und Gastronomiebetriebe schätzen die hervorragende Qualität der Weidegans, auch wenn diese teurer ist als eine ausländische Mastgans. Denn beim Kochen zeigt sich der Unterschied sehr schnell es bleibt mehr Gans in der Pfanne.