Das ist mir nicht Wurst
ERNÄHRUNG. Beim Einkauf im Supermarkt ist es nicht schwierig festzustellen, dass die vegane Ernährung im Trend liegt. Nicht so zukunftsorientiert sind hingegen die Inhaltstoffe so mancher Fleischersatz-Produkte.
Auf der Suche nach veganen Fleischalternativen wird man heutzutage in jedem Supermarkt, egal ob in der Stadt oder am Land, fündig. Mit Salami, Leberkäse oder Schinken – hergestellt aus fleischlosen Ersatzprodukten – könnte man den Einkaufswagen für eine Jause mit Familie oder Freunden locker füllen. Nachhaltiges Kochen – vor allem auch mit regionalen Zutaten – liegt bekanntlich im Trend. Auch die Gesundheit ist ein Schlüsselthema bei der Ernährung und aktueller denn je. Diesbezüglich können sich alternative Ersatzprodukte wie etwa vegane Aufschnitte nicht rühmen.
Lieber eine regional ausgewogene als eine ungesunde Jause genießen
Die Jause mit veganen Aufschnitten ist angerichtet und die Weingläser sind eingeschenkt – doch stellt sich die Frage, ob die veganen Wurstersatzprodukte auch gesund sind. Bei der Antwort vergeht einem der Appetit auf das Essen. Denn laut einem von der Arbeiterkammer Oberösterreich kürzlich veröffentlichten Test des Magazins „Ökotest“ sind die meisten Wurstersatzprodukte ungesund. Während alle 19 getesteten Produkte die Sensorikprüfung bestanden haben, konnte bei dem Kriterium „gesunde Ernährung“ nur eines überzeugen. Alle anderen „Pseudo-Wurstradeln“ erhielten aufgrund von Inhaltsstoffen, wie etwa nachgewiesenen krebserregenden Verbindungen, ein schockierendes Urteil.
Von veganen Aufschnitten sollte man besser die Finger lassen
Die meisten veganen Wurst-Aufschnitte seien laut dem Test-Ergebnis mit Mineralölbeständen verunreinigt. Darüber hinaus würden die Erzsatzprodukte viele zum Teil umstrittene Zusatzstoffe enthalten. So konnten in einem Produkt aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe – zu denen auch krebserregende Verbindungen zählen – nachgewiesen werden. Außerdem enthielten die meisten auch Verunreinigungen mit gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen. In Lebensmitteln sollten diese vorsorglich möglichst wenig enthalten sein. In fünf Untersuchungsproben waren die Gehalte jedoch stark erhöht. Mineralölbestandteile können zum Beispiel durch Gleitmittel – die für Kunststoffdärme verwendet werden – in die veganen Aufschnitte gelangen.
Weiters wurde in fast allen konventionellen Wurstersatzprodukten das Verdickungsmittel Carrageen gefunden. Dieser Inhaltsstoff wird aus Rotalgen hergestellt und steht im Verdacht Entzündungen im Darm auszulösen. Nachgewiesene Aromastoffe sowie die hohen beigefügten Salzmengen werteten die veganen Wurstprodukte zusätzlich ab. So enthalten einige der veganen Aufschnitte so viel Salz, sodass sie in Finnland – als echte Wurst – einen Warnhinweis tragen müssten.
Anhand dieser Kriterien wurden die veganen Aufschnitte beurteilt
Im Einkaufskorb der Testenden landeten vegane Lebensmittel, die Produkte wie zum Beispiel Salami, Lyoner, Schinkenwurst oder Mortadella nachahmen. Ingesamt wurden 19 Produkte, sechs davon bio, untersucht. Der Preis der Aufschnitte lag zwischen 1,24 und 3,32 Euro. Dabei war die Beurteilungstabelle der zu untersuchenden Lebensmittel eher rot als grün, denn der überwiegende Teil der Proben schnitt nach den vorgegebenen Kriterien schlecht ab. Dies lag allerdings nicht am Aussehen, Geruch oder Geschmack, sondern an den Inhaltsstoffen der Produkte. So schlossen bei der Beurteilung der Inhaltsstoffe nur zwei Proben mit dem Testergebnis „Gut“ ab. Insgesamt wurden im Test zwei Drittel der veganen Aufschnitte als „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ eingestuft.
Gründe für verschiedene Ernährungsformen
Der Veganismus hat sich aus der vegetarischen Ernährungsweise entwickelt. So werden beim Vegetarismus hauptsächlich pflanzliche Lebensmittel konsumiert, doch auch Produkte wie zum Beispiel Milch oder Eier, die indirekt vom Tier stammen, werden gegessen. Bei einer veganen Ernährungsform orientieren sich die Menschen jedoch ausschließlich an der pflanzlichen Kost, bei der auf jegliche Lebensmittel, die aus tierischer Herkunft stammten, verzichtet wird. Dazu zählen Fleisch, Fisch, Eier, Milch oder auch Honig sowie alle Produkte, die daraus gewonnen werden.
Nichtsdestotrotz gilt Österreich als das Land der „Fleischtiger“. So belegt man hierzulande bezüglich Fleischverbrauch EU-weit den dritten Platz (hinter Luxemburg und Spanien). Laut einer Statistik gaben im vergangenen Jahr 62 Prozent (%) der Österreicher an, regelmäßig Fleisch zu essen. 30 % beschrieben sich als Flexitarier, 4 % als Vegetarier, 2 % als Pescetarier (verzichten auf Fleisch, jedoch nicht auf Fisch) und 2 % als Veganer. Vor allem die Anzahl von Flexitariern, – also von Menschen in deren Ernährungsweise Fleisch nicht im Mittelpunkt steht, sie es aber gelegentlich essen – nahm seit dem Jahr 2018 stark zu. Begründet werden alternative Ernährungsformen mit Argumenten aus den Bereichen der Tierethik oder des Umweltschutzes. Doch auch physische und gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle. So machte der Markt für pflanzenbasierte Fleischalternativen in Österreich im Jahr 2020 bereits zehn Millionen Euro aus. Im Jahr 2018 lag dieser Wert noch bei 5,5 Millionen Euro.
Fleischlos alleine ist zu wenig: Auf Inhaltsstoffe achten
Verfolgt der Konsument mit dem Verzehr des Fleischersatzes das alleinige Ziel, weniger Fleisch aus Gründen des Tierschutzes zu essen, findet er darin wahrscheinlich eine Alternative. Wenn er aber gleichzeitig gesünder und ökologisch nachhaltiger leben will, muss er genauer hinschauen, wie das Testergebnis der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigte. Deshalb sollte beim Einkauf von Fleischalternativen besonders auf die Inhaltsstoffe der Produkte geachtet werden. Denn diese sind häufig nicht so gesund, wie ihre grünen und schönen Verpackungen wirken. „Unabhängig davon, welche Ernährungsform jeder für sich wählt, sollte stets auf die Inhaltsstoffe geachtet werden“, so Ulrike Weiß, Leiterin der Konsumentenschutzabteilung der Arbeiterkammer Oberösterreich. Vor allem das sogenannte „Convenience-Food“ – also stark verarbeitete Lebensmittel –, das bequem und einfach zubereitet werden kann, beinhaltet oftmals ungesunde Zutaten. „Häufig fehlt die Zeit frisch zu kochen, doch ,Convenience-Food´ birgt eine Gefahr für Konsumenten“, betont Weiß. Sie rät, sich die Zutatenliste genau anzusehen: „Dem Konsumenten bleibt es nicht erspart, sich zu informieren.“ Darüber hinaus wird – aus ernährungsphysiologischer Sicht – empfohlen, generell weniger stark verarbeitete Produkte wie Tempeh, Tofu oder Saitan zu bevorzugen. Denn frisch gekocht schmeckt es nicht nur besser, sondern ist es auch gesünder.
Bildquellen
- Ernährung Grafik: nata_danilenko - adobetsock.com,