Wasser ist nicht gleich Wasser
ERFRISCHUNG – Die Qualität des heimischen Trinkwassers ist gut. Der Unterschied zwischen Leitungs- und Mineralwasser liegt neben der Mineralisierung vor allem an der Herkunft.
Viele sind der Meinung, Wasser sei geschmacklos. „Das stimmt nicht“, sagt Marlies Gruber, wissenschaftliche Leiterin des „Forum Ernährung“ – eines Vereins für Ernährungsinformation. Abhängig von der Zusammensetzung enthaltener Mineralstoffe, der Temperatur oder der Verpackung werde Wasser vom Gaumen unterschiedlich wahrgenommen. „Natrium- und chloridreiches Wasser hat eine leicht salzige Note, eisenreiches Wasser eine metallische, sulfatreiches Wasser schmeckt eher süßlich bis leicht bitter und magnesiumreiches Wasser zart würzig“, erklärt die Expertin.
Oberösterreich hat eine gute Trinkwasser-Qualität
Die Oberösterreicher können sich mit der Qualität des Trinkwasser glücklich schätzen, wie Tests der Lebensmittelaufsicht bestätigen. Im internationalen Vergleich liegen die oberösterreichischen Wasserversorger mit ihrer Trinkwasser-Qualität im Spitzenfeld: „Der Trinkwasserbedarf kann in Oberösterreich zur Gänze aus meist gut geschützten Grund- und Quellwasservorkommen gedeckt werden. Aufbereitungsmaßnahmen sind nur in wenigen Fällen erforderlich, sodass das Trinkwasser weitgehend naturbelassen konsumiert werden kann“, heißt es im aktuellen Trinkwasserbericht über die Qualität der öffentlichen Wasserversorgungsanlagen.
Etwas anders gestaltet sich die Situation bei den Einzelwasserversorgungsanlagen. 18 Prozent der Oberösterreicher beziehen ihr Trinkwasser aus einem Hausbrunnen. Hier zeigen die Untersuchungsergebnisse jedes Jahr ein ähnliches Bild: „45 Prozent der Hausbrunnen haben bakteriologische Probleme und zwei Drittel weisen bautechnische Mängel auf“, heißt es vonseiten der Aktion „Für unser Trinkwasser unterwegs“ des Landes Oberösterreich. Da hier vonseiten der Behörde keine Kontrollen durchgeführt werden, appelliert man an die Hausbrunnenbesitzer, das Wasser aus dem eigenen Brunnen jährlich überprüfen zu lassen.
Im Vergleich: Leitungs- und Mineralwasser
Der Unterschied zwischen Leitungswasser und Mineralwasser liegt laut „Forum Natürliches Mineralwasser“ – einer Kommunikationsplattform der bedeutendsten Mineralwasser-Abfüller Österreichs – einerseits an der Herkunft und andererseits in der individuellen Mineralisierung: „Natürliches Mineralwasser kommt rein aus der Quelle, muss auch dort abgefüllt werden und darf weder behandelt noch verändert werden“, betont deren Sprecher Herbert Schlossnikl.
Für gewöhnlich habe Mineralwasser einen höheren Gehalt an Mineralstoffen wie beispielsweise Kalzium oder Magnesium. Untersuchungen haben gezeigt, dass aber auch Leitungswasser durchaus einen nennenswerten Mineralstoffgehalt aufweisen kann. Die im Wasser enthaltenen Mineralstoffe beeinflussen laut Gruber nicht nur den Geschmack des Lebenselixiers: „Höher konzentriert können sie auch wesentliche gesundheitliche Wirkungen erzielen.“
- Mineralwasser mit mehr als 1300 Milligramm Hydrogenkarbonat pro Liter wirkt positiv auf den Magen. Es kann überschüssige Magensäure binden und daher gegen Sodbrennen wirken sowie Beschwerden bei Reizmagen lindern.
- Mineralwasser mit mehr als 100 Milligramm Magnesium pro Liter hilft, den erhöhten Magnesiumbedarf während des Wachstums, in der Schwangerschaft und Stillzeit zu decken.
- Mineralwasser mit mehr als 150 Milligramm Kalzium pro Liter trägt zur Versorgung mit dem wichtigen Knochenmineral bei. Gerade für Veganer und Vegetarier sei das ein guter Weg, um die Empfehlung von täglich 1000 Milligramm Kalzium zu erreichen.
Hier könne Mineralwasser unterstützen, wenn man durch die Lebensmittel keine ausreichende Aufnahme hat. „Andere wiederum schätzen den Geschmack und gegebenenfalls die Kohlensäure, gerade um Säfte oder Wein aufzuspritzen“, erklärt die Ernährungsexpertin die Gründe dafür, warum Mineralwasser der beliebteste Durstlöscher hierzulande ist. Belegt wird das durch aktuelle Zahlen des Forum Natürliches Mineralwasser. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 689 Millionen Liter heimisches Mineralwasser konsumiert. Den Vorwurf, dass Mineralwasser teuer, ja teilweise sogar teurer als Milch ist, kann Schlossnikl anhand der aktuellen Situation nicht nachvollziehen: „Ich würde eher sagen, es ist unglaublich, wie billig die Milch ist.“
Der Mehrwegglas-Anteil bei Mineralwasser lag vergangenes Jahr bei 18,5 Prozent und konnte im Vergleich zu 2015 leicht gesteigert werden. Trotzdem greift im Schnitt nur ein Fünftel der Österreicher zu den umweltfreundlicheren Mehrwegflaschen. „Die Pet-Einwegflasche hat sich aufgrund der Vorteile wie geringeres Gewicht und Unzerbrechlichkeit über die Jahre stark etabliert“, erklärt Schlossnikl. Bedenken sollte man dabei jedoch, dass für die Herstellung einer Ein-Liter-Pet-Getränkeflasche bis zu 23 Liter Wasser verbraucht werden. Zudem kann sich bei hoher Temperatur und Sonneneinstrahlung Acetaldehyd aus der Pet-Flasche lösen und einen fruchtig-alkoholischen Geschmack verursachen.
Leitungswasser: Kostenlos und umweltfreundlich
Stellt sich somit die Frage, greift man besser zu stillem Mineralwasser oder lieber zu Leitungswasser? Bei beiden ist im Regelfall die Qualität in Ordnung. Oberösterreichs Trinkwasser ist gut kontrolliert und das Grundwasser wird flächendeckend geschützt. Trinkwasser aus der Leitung steht ausreichend zur Verfügung und kann in den allermeisten Fällen bedenkenlos getrunken werden. Die Umweltbilanz spricht für das Leitungswasser, der Preis auch. Konsumenten können somit getrost den Wasserhahn aufdrehen, um ihren Durst zu stillen.
Konsumentenzeitung, 13.06.2017
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