Elektroautos sind auf der Überholspur
Elektroautos zählen in Österreich momentan zu den Schlagworten im Verkehrsbereich. Trotz fortschreitender Technologie ist der Durchbruch bislang noch verwehrt geblieben. Aktuell fahren knapp 8000 Autos mit rein elektrischem Antrieb auf Österreichs Straßen. Das bedeutet einen marginalen Anteil von nur 0,1 Prozent aller zweispurigen Personenkraftwagen. Bei den Neuzulassungen ist der Anteil zwar deutlich höher, beträgt jedoch auch nur 0,6 Prozent.
Hoher Preis und geringe Reichweite
Eine Studie des Umweltbundesamtes geht bis zum Jahr 2020 von einem Anstieg auf 178.000 Autos mit Steckern aus. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden im Zuge der Steuerreform auch gewisse Anreize gesetzt (siehe Infobox). Zudem entfällt beim Kauf die Normverbrauchsabgabe (NOVA) sowie die motorbezogene Versicherungssteuer.
Die hohen Anschaffungskosten sowie die Reichweite sind die beiden Hauptfaktoren, die potentielle Interessierte vom Kauf eines Elektroautos abhalten. „Während der Preis für Elektroautos schön langsam aber sicher sinkt, erhöht sich nach und nach die Reichweite“, räumt Jürgen Halasz, Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband für Elektromobilität Österreich (BEÖ), dieses Bedenken für die Zukunft aus dem Weg.
Höhere Effizienz, weniger Emissionen
Die Vorteile von E-Autos liegen aus umwelttechnischer Sicht auf der Hand: Sie sind durch einen fünffach besseren Wirkungsgrad höchst energieeffizient, sehr leise und erzeugen keine Schadstoffemissionen. Wird der verwendete Strom aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen, kann Autofahren CO2-neutral erfolgen. Ein weiterer Vorteil sind die niedrigen Betriebs- und Wartungskosten. Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren befinden sich in Elektromotoren kaum bewegliche Teile. Der Wartungsaufwand ist drastisch reduziert: Kein Zylinder, kein Getriebe, kein Ölwechsel und kein Motorcheck. Auch die Bremsen werden um 80 bis 90 Prozent weniger belastet, weil die Bremsenergie wieder in die Batterie zurückgespeist wird.
Ausbau der Ladestationen
Viele haben Angst, dass sie am Straßenrand mit leeren Akkus zum Stehen kommen. Um das zu verhindern wurde der Ausbau des Ladenetzwerks in den letzten Jahren ständig vorangetrieben. Dabei spielt vor allem die Verfügbarkeit von Schnellladestationen eine wesentliche Rolle. „Wir wollen das Schnellladesystem flächendeckend über das gesamte Bundesland so ausbauen, dass die Entfernung zur nächsten Station maximal 30 Kilometer beträgt“, betonte der Generaldirektor der Energie AG Leo Windtner im Zuge einer Pressekonferenz. Stundenlanges Warten, bis die Akkus wieder aufgeladen sind, soll somit bald der Vergangenheit angehören. Durch einen dreiphasigen Stecker mit Gleichstrom werden die Batterien je nach Leistung in knapp 30 Minuten aufgeladen. Der überwiegende Teil der Ladungen (80 Prozent) erfolgt ohnedies zu Hause. Hier empfiehlt sich die Installation einer sogenannten Wallbox, da beim Ladevorgang über gewöhnliche Haushaltssteckdosen die Leitungen und Steckdosen über mehrere Stunden hinweg mit sehr hohen Stromstärken belastet werden. In der Regel entsprechen Haushaltssteckdosen diesen Anforderungen nicht. Auch die Automobilindustrie treibt ihre Entwicklungen am Elektrosektor rasant nach vorne. Aktuell sind zirka 40 Modelle am Markt. Bis zum Jahr 2018 rechnet man jährlich mit 20 neuen Modellen, die rein elektrisch betrieben werden. Das wachsende Fahrzeugangebot werde zu einem verstärktem Anstieg an E-Autos auf Österreichs Straßen führen. Der Branchenprimus Tesla wird im März 2016 mit dem Model 3 erstmals einen Mittelklassewagen vorstellen. Der Preis werde mit zirka 35.000 Euro etwa bei der Hälfte des beliebten Models S liegen. „Durch die Anreize der Steuerreform erhoffen wir uns sehr viel. Ich rechne bereits 2017 mit dem großen Durchbruch“, so Halasz.
Steuerreform – Vorteile: Für Firmen sind Elektroautos ab 2016 vorsteuerabzugsfähig. Weiters gibt es über das Programm „klima:aktiv“ eine Förderung von bis zu 4000 Euro pro Auto. Wird das Elektroauto als Dienstfahrzeug genutzt, entfällt zudem für den Dienstnehmer der Sachbezug für die private Nutzung. Dies bringt einen Kostenvorteil von mehreren hundert Euro mit sich.
Konsumentenzeitung Lust aufs Land, 24.11.2015
Bildquellen
- Ladestation: Fotolia – estations