Natur & Garten

Den Boden entsiegeln

GARTEN. Die Flächenversiegelung schreitet durch Verbauung immer weiter voran. Maßnahmen zur Entsiegelung dienen nicht nur dem Bodenschutz, sondern verbessern auch die Lebensqualität.

Der Boden ist ein bedeutender Bestandteil des Ökosystems. Durch die menschliche Nutzung unterliegt er vielfältigen Belastungen. Zu den negativen Effekten zählen Aufschüttung, Verdichtung, Schadstoffeintrag und Entwässerung. Täglich schreitet der Flächenverbrauch durch den Bau von Siedlungen, Gewerbegebieten sowie Park- und Verkehrsflächen weiter voran. Dies führt zur Versiegelung des Bodens mit weitreichenden Folgen (siehe unten). Die wertvolle Ressource Boden wird quasi zubetoniert.

Wasserdurchlässige Alternativen

Die optimale Form der Entsiegelung, die vollständige Beseitigung jeder Befestigung und Umwandlung in Garten- und Grünflächen, ist in vielen Fällen natürlich nicht möglich. Trotzdem gibt es selbst für jeden einzelnen Hausbesitzer eine Vielzahl an Möglichkeiten, um der Versiegelung entgegenzuwirken. Auf Parkplätzen, Zufahrtswegen, im Garten, auf dem Dach sowie bei Garageneinfahrten und Abstellflächen können Beton und Asphalt durch wasserdurchlässige Alternativen ersetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Schotterrasen, begrünbare Beläge oder auch Dachbegrünungen. Dadurch läuft zumindest ein Teil der Niederschläge nicht oberflächlich ab, sondern kann durch den Belag bzw. die Fugen versickern. 

Vor der Planung sollte man jedenfalls immer überlegen, wofür die Fläche genutzt wird: „Es ist nicht jede wasserdurchlässige Alternative überall möglich“, erklärt Wolfgang Eder, Direktor der Gartenbauschule Ritzlhof. Kies- und Splittdecken eignen sich vor allem für Gehwege und Parkplätze. „Bei Wegen stellt sich immer die Frage, wo sie sind und wie stark sie frequentiert sind“, so Eder. Ein Nachteil dieser Variante ist, dass die oberste Schicht mit der Zeit verschließen wird und bei Starkregen der Kies weggeschwemmt werden kann. 

Dieses Problem besteht beim sogenannten Schotterrasen nicht. Diese Oberflächenbefestigung eignet sich besonders bei nur gelegentlich genutzten Parkplätzen und Zufahrten. Der Aufbau von Schotterrasenflächen besteht aus einem verdichteten Gemisch mit Sand, Splitt, Schotter und Mutterboden, das mit Gräsern bewachsen ist. „Das funktioniert aber nur dann, wenn die Fläche wenig genutzt wird, da der Rasen zum Wachsen Licht braucht“, erklärt der Gartenexperte.

Ähnlich verhält es sich bei begrünbaren Belägen aus Pflaster, Platten oder Gitterelementen. „Sie müssen wie Wiesen behandelt werden und sind somit pflegeaufwändiger als asphaltierte Flächen“, betont Eder. Diese Art der Befestigung kommt vor allem dort infrage, wo eine höhere
Beanspruchung zu erwarten ist. Ein Beispiel hierfür ist die Zufahrt zur Garage, die gleichzeitig auch dem kurzzeitigen Abstellen von Pkws dient. 

Regelmäßig genutzte Flächen eignen sich prinzipiell nicht für eine Begrünung. Eine Entsiegelung ist hier dennoch möglich und zwar in Form von wasserdurchlässigem Betonpflaster. 

Bei großen Hallen oder Bauten in der Stadt sind laut Eder Dachbegrünungen eine gute Möglichkeit zur Entsiegelung. „Durch das Substrat wird Regenwasser teilweise zurückgehalten.“ 

In dicht besiedelten Innenstädten machen sich die negativen Folgen des Grünflächenverlusts am stärksten bemerkbar. Natur ist aus diesen Gebieten weitgehend verschwunden bzw. auf unbedeutende Reste zusammengeschrumpft. Bei intensiver Sonneneinstrahlung herrscht oft ein heißstaubiges Klima.

Durch die Entsiegelung des Bodens kann zumindest ein gewisser Ausgleich für die durch Verbauung verloren gegangenen Flächen geschaffen werden. Damit leistet man nicht nur einen Beitrag zum Bodenschutz, sondern fördert auch die Lebens- und Wohnqualität: Das Kleinklima verbessert sich, die Grundwasserneubildung wird erhöht, der oberflächli­che Abfluss und damit die Hochwassergefahr sinken.

Probleme der Versiegelung

  • Niederschlagswasser kann nicht versickern,
    der Grundwasserspiegel sinkt. 
  • Regenwasser muss in die Kanalisation abgeleitet werden. Dort vermischt es sich mit dem Schmutzwasser und treibt so die Kosten für die Abwasserbeseitigung in die Höhe. 
  • Durch den schnellen Abfluss aus den Siedlungsgebieten steigt die Hochwassergefahr.
  • Die Verdunstung nimmt ab, die Luft wird trockener und das Kleinklima verändert sich.
  • Versiegelte Flächen heizen sich stark auf. Daher ist die Temperatur in den Städten
    höher als in der freien Landschaft. 
  • Versiegelung führt zum Verlust des Bodens als Naturgut und Schadstofffilter, als Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als Erholungs- und Naturerlebnisraum für die Menschen.

Bildquellen

  • Regen: alexandertrou – adobe.stock.com