Landwirtschaft & Handwerk

Das schwarze Gold blüht gelb

REPORTAGE. Der Raps ist eine vielfältige, heimische Ölpflanze. Lust aufs Land klärt auf, wie und wo die Kultur wächst und welche Bedeutung sie in Oberösterreich (noch) hat.

Raps ist eine der wichtigsten und vielfältigsten Ackerpflanzen. Er ist geeignet als menschliches Nahrungsmittel, Eiweißlieferant in Futtermitteln und als Motorenkraftstoff. Die Kulturpflanze ist hinsichtlich ihrer regionalen Bedeutung aus Oberösterreich nicht mehr wegzudenken. Trotzdem hat sich die Anbaufläche in den vergangenen zehn Jahren stark reduziert. 

Raps im Jahreskreislauf

Raps prägt auf eindrucksvolle Weise das Landschaftsbild. Vor allem zur Blüte besticht er durch seine leuchtende, goldgelbe Pracht und wird von Bienen und Insekten umschwärmt. Die heimischen Landwirte bauen hauptsächlich Winterraps an. Die Aussaat erfolgt zwischen Ende August und Anfang September, direkt nach der Getreideernte. Eine Sämaschine legt die millimetergroßen Samen etwa zwei Zentimeter tief in der Erde ab. Schon nach wenigen Tagen entwickeln sich aus den Körnern kleine Pflanzen – die ersten Keimblätter wachsen. Um sich vor der Kälte in den frostigen Wintermonaten zu schützen, stellen die kleinen Pflanzen ihr Wachstum ein. So können sie schadlos überwintern.

Sobald es im Frühjahr wieder wärmer wird, wach­sen die Pflanzen schnell. Sie bilden einen stark verzweigten Stängel aus, der bis zu zwei Meter hoch werden kann. Im Mai steht der Raps in voller Blüte. Diese hält bis zu vier Wochen an. In dieser Zeit bieten die Rapsblüten auch den Bienen reichlich gute Nahrung. Bis Juli entwickeln sich aus den befruchteten Blüten sogenannte Schoten mit einer Länge von bis zu zehn Zentimetern. Darin wachsen die Rapskörner – bei günstigen Bedingungen bis zu
25 kugelige, schwarze Samen pro Schote. Diese sind sehr wertvoll, bestehen sie doch mit 40 bis 45 Prozent fast zur Hälfte aus Öl. Von einem Hektar werden im Juli durchschnittlich 3500 Kilo Rapskörner mit einem Mähdrescher geerntet. 

Gesundes, heimisches Öl

Um daraus Öl zu gewinnen, werden die gereinigten und getrockneten Körner in Mühlen gequetscht und schonend gepresst. In Oberösterreich gibt es insgesamt 13 Ölmühlen, die Rapsöl produzieren. Der größte Verarbeiter ist die Firma Rapso mit Sitz in Aschach an der Donau. Dort werden jährlich 24.000 Tonnen Raps verarbeitet und 13 Millionen Flaschen Rapsöl abgefüllt. Circa die Hälfte des Rohstoffs kommt von 470 oberösterreichischen Vertragslandwirten. „Durch die lückenlose Kontrolle vom Saatgut über jedes einzelne Feld bis hin zum fertigen Produkt in der Flasche können wir die österreichische Herkunft und Gentechnikfreiheit garantieren“, betont Astrid Höller, Abteilungsleiterin für Öl bei Rapso. Aufgrund seiner vielseitigen Anwendung gewinnt Rapsöl in der Küche zunehmend an Bedeutung. „Rapsöl ist kräftig im Geschmack und der hohe Anteil an Omega-3-Fettsäuren macht es besonders wertvoll“, erklärt Romana Schneider-Lenz, Ernährungsexpertin der Landwirtschaftskammer.

Neben der Speiseölproduktion wird auch Rapsöl für technische Zwecke produziert. Insbesondere wird aus Rapsöl auch Biodiesel gewonnen. Bei der Veredelung der Körner zu Öl entsteht auch der sogenannte Rapskuchen. Dabei handelt es sich um ein hochwertiges Futtermittel in der Tierernährung. Der heimische Rapskuchen ist gentechnikfrei, ersetzt andere Eiweißfuttermittel und reduziert damit die Sojaschrotimporte aus Übersee. 

Raps und Bienen: Eine Symbiose

Der Rapsanbau in Oberösterreich erreichte 2008 mit knapp 15.000 Hektar einen Höhepunkt. Seither ist die Anbaufläche um mehr als ein Drittel auf cir­ca 9000 Hektar gesunken. Ein Mitgrund dafür ist laut Landwirtschaftskammer das brisante Thema Pflanzenschutz zur Schädlingsbekämpfung. „Vor allem im siedlungsnahen Gebiet haben Landwirte zunehmend keine Lust mehr Raps anzubauen, weil sie von Anrainern beschimpft werden, obwohl sie bei der Ausbringung der Mittel alle gesetzlichen Auflagen einhalten“, erklärt Pflanzenbaudirektor Christian Krump­huber. 

Der Raps ist auch für Bienen eine in­teressante Kultur. Bis zu einem Drittel des Jahresertrages können sich Bienen von den Rapsblüten holen. Erwerbsimker Jo­hann Mayr aus Pasching hat vergangenes Jahr, sowie viele seiner Berufskollegen, einen Teil seiner Bienenstöcke direkt ne­ben einem Rapsfeld aufgestellt. Der Landwirt führte die Pflanzenschutzarbeiten außerhalb der Bie­nen­flugzeiten durch. Mit großem Erfolg, wie sich zeigte: „Es gab keine Verluste bei den Bienenvölkern“, so der Imker. Raps und Bienen bilden somit eine klassische Symbiose: Die Landwirtschaft erhält Bestäubung und höhere Erträge – die Imker Pollen und Honig. Nimmt die Anbaufläche beim Raps weiter ab, würde für die Bienen auch eine wichtige Nahrungsquelle verloren gehen. 

Wissenswert

Von einem Hektar Raps können circa 1400 Liter Rapsöl gewonnen werden. Zehn bis 15 Bienenvölker können pro Hektar Raps bis zu 300 Kilo Honig produ­zieren.

Bildquellen

  • Raps: M. Schuppich - stock.adobe.com