Landwirtschaft & Handwerk

Keine Klimakiller

WISSENSCHAFT. Zu Unrecht standen Rinder mehr als ein Jahrzehnt lang in Verruf, wenn es um die Emission klimaschädlicher Gase ging. Ja, sie stoßen Methan aus – aber mit deutlich geringeren Auswirkungen als stets kolportiert. 

Die heimische Landwirtschaft verwehrt sich schon lange gegen die Darstellung, die Haltung von Nutztieren pauschal als klimaschädlich abzustempeln. Wiederkäuer erhalten Grünland – was bereits indirekt das Klima schützt – und produzieren daraus hochwertige Lebensmittel, die vor allem zum Decken des täglichen Eiweißbedarfs der Menschen beitragen. Ganz nebenbei wird dadurch auch das von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geschätzte Landschaftsbild erhalten.

Bislang berechneten Wissenschafter, allen voran der Weltklimarat (IPCC), die Um­weltwirkungen anhand des relativen Treibhaus-
potenzi­als (Global Warming Potenzial, GWP), wobei der Beitrag eines Treibhausgases zur Erderwärmung in Relation zur selben Menge CO2 gesetzt wird – stets bezogen auf zumeist 100 Jahre. Methan verfügt aber über eine deutlich kürzere „Lebensdauer“ (siehe Infokasten), weshalb die Rufe nach einer differenzierten Betrachtung immer lauter geworden waren. Kürzlich ist die von internationalen Wissenschaftern erarbeitete neue Umrechnungsmetrik vorgestellt worden. „Diese stellt einen dynamischen Zugang dar, der zugleich Emissionen und Abbau bewertet“, sagt Stefan Hörtenhuber vom Institut für Nutztierwissenschaften an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. 

Methan
Methan (CH4) ist ein farb- und geruchloses Gas, dessen Treibhauspotenzial auf 100 Jahre bezogen etwa 28-mal höher ist als jenes von Kohlendioxid (CO2). Allerdings ist seine Verweildauer in der Erdatmosphäre viel kürzer – sie liegt bei zwölf Jahren gegenüber durchschnittlich mehreren hundert Jahren bei CO2. Auf die heimische Tierhaltung umgelegt, sei der Effekt überaus positiv, wie eine BOKU-Studie zeigte. Bislang sei der kontinuierliche Rückgang der Emissionen, wie er in der österreichischen Landwirtschaft stattgefunden habe, nicht berücksichtigt worden. 

Österreich schneidet viel besser ab

In Österreich sind etwa die Milchkuhbestände seit 1990 um mehr als 40 Prozent gesunken – obwohl heute mehr Milch produziert wird als damals. Bei derart sinkenden Emissionen sei der Klimawandeleffekt mit der herkömmlichen Berechnungsmethode ganz einfach überschätzt worden, betont der Wissenschafter. Damit ist klar: Kühe sind keine Klimakiller und so wie die Tierhaltung und damit Lebensmittelproduktion in Österreich stattfindet, ist es schlichtweg zu kurz gegriffen, diese als Klimasünder zu deklarieren.

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  • Kuh: Lena Balk, AnnaReinert - stock.adobe.com