Landwirtschaft & Handwerk

Leben, bis der Hahn kräht

REPORTAGE. Hierzulande wird die Hühnermast meist von bäuerlichen Familienbetrieben geführt – eine Tatsache, die im Vergleich zu anderen Ländern nicht selbstverständlich ist. Auch mit Tierwohlstandards liegt Österreich an der Spitze.

Nicht der Hase, sondern die Hühner sind die wahren Heldinnen des Osterfestes. Doch keineswegs nur zum Fest der Auferstehung spielt Geflügel eine wichtige Rolle für die Essgewohnheiten der Gesellschaft. Man denke nur an den Klas­siker, das Backhendl, oder an Rezepte wie zum Beispiel ein zartes Thymian-Huhn oder ein knuspriges Kräuter-Hendl, so läuft einem glatt das Wasser im Mund zusammen. 

Nach Schwein gilt Geflügel (davon 75 Prozent Huhn) hierzulande außerdem als die meist verbrauchte Fleischart. In Österreich er­blicken jährlich mehr als 84 Millionen Mastküken das Licht der Welt, wodurch ein hoher Selbstversorgungsgrad von 88 Pro­zent gegeben ist. Das Kükenschlüpfen findet in Brütereien statt, von denen es im Inland nur sechs gibt. Die größte Brüterei Österreichs befindet sich im Land ob der Enns in der Gemeinde Pettenbach und produziert pro Woche etwa 600.000 bis 650.000 Küken. Möchte ein Bauer ausschließlich von der Hüh­nermast leben, so würde dieser etwa 40.000 Hüh­ner benötigen. Die meisten heimischen Hühnerbetriebe sind jedoch bei weitem kleiner strukturiert als in anderen Regionen der Welt, wodurch sich wirt­schaftliche Nach­teile für heimische Bäuerinnen und Bauern er­geben. Darüber hinaus sind auch Tierwohl­standards (siehe rechte Grafik) viel höher. Denn in keinem an­deren Land Europas schreibt das Gesetz so viel Platz pro Huhn vor – wie es in Österreich so­wie in der Schweiz der Fall ist: „Unsere Masthühner haben um 40 Prozent mehr Platz als alle anderen Hühner in der EU. Darü­ber hinaus bekommen sie 100 Prozent gentechnikfreies Futter, was hierzulande ebenso eine echte Besonderheit ist“, bestärkt der Bauer und Obmann der österreichi­schen Geflügelmast­genossenschaft, Markus Lukas, die heimischen Mast­hühnerbetriebe. Weiters werden seit Anfang dieses Jahres alle Ställe, die neu gebaut werden, mit erneu­erbarer Energie be­heizt. Denn insbesondere das Thema der Wärme ist einer der wesentlichsten Faktoren für einen erfolgrei­chen Start der Küken in ihre neue Umgebung im Stall. Da Hühner in den ers­ten Lebenswochen kein Wärmeregulierungsvermögen besitzen, sind sie auf externe Wärmequel­len angewiesen. „Das Geflügel ist eine wunderbare und ruhige Tierart – ich liebe mei­nen Beruf“, so der Bauer. Konsumenten rät er, ins­besondere in der Gastronomie sowie in der Gemeinschaftsverpflegung, auf die Herkunft des Hühnerfleisches zu achten: „Fragt nach, woher das Fleisch kommt, denn die Hühnermast im Ausland ist nicht sonderlich tiergerecht.“ 

Die für die Mast optimierten Rassen werden außerhalb von Österreich gezüchtet und auf einem Elterntierbetrieb aufgezogen. Ziel ist es, befruchtete Eier, sogenannte Bruteier, zu produzieren. In Österreich setzt man hauptsächlich auf zwei Rassen, eine für die konventionelle und eine für die biologische Haltung.

Folgend werden die Eier an Brütereien geliefert, wovon es in Österreich sechs gibt. Dort werden die Eier in einen Brutschrank, in welchem konstante Bedingungen vorherrschen, gegeben. 

Nach 21 Tagen schlüpfen die Küken und werden von der Brüterei direkt nach dem Schlupf zu den österreichischen Hühnerbauern gebracht. Sowohl männliche als auch weibliche Tiere werden für die Mast verwendet. 

Im Stall angekommen, leben die Tiere mit ihren Artgenossen in Bodenhaltung und fressen hauptsächlich heimisches gentechnikfreies Futter. Mit einem Mindestanteil von 50 Prozent macht Mais den größten Anteil des Futters aus. 

Österreichs Hühnerställe sehen alle relativ ähnlich aus. Die Hühner stehen auf einer Einstreu und können sich frei bewegen. In Bio-Betrieben müssen Hühner zudem ständig Zugang zu einem Freigelände haben. 

Da Hühner in der Nacht ruhig und nicht gestresst sind, werden diese zu dieser Zeit gefangen und zum Schlachthof gebracht. In der konventionel­len Haltung kommen die Hühner im Alter von einem Monat zur Schlachtung. Bio-Hühner werden hingegen erst nach zwei Monaten geschlachtet. 

Hühnerfleisch ist hierzulande das ganze Jahr über beliebt – ob als klas-
sisches Backhendl oder als Filet. Insbesondere Brustfleisch wird verstärkt nachgefragt, wobei mitbedacht werden sollte, dass ein Huhn auch zwei Flügel und zwei Keulen hat. 

Hierzulande leben Masthühner häufig auf bäuerlichen Familienbetrieben und bekommen 100 Prozent GVO-freies Futter, was europaweit eine echte Besonderheit ist. Auch bei weiteren Tierwohlstandards sowie bei Maßnahmen bezüglich der Tiergesundheit liegt Österreich im Spitzenfeld.

Bildquellen

  • Huhn 1: Bergschaf
  • Huhn 2: AMA
  • Huhn 3: AMA
  • Huhn 4: AMA
  • Huhn 5: AMA
  • Huhn 6: AMA