Kinder & Freizeit

Lernen, wo dasEssen herkommt

Eine Prüfung zeigt, dass in vier von zehn Schulbüchern kein landwirtschaftlicher Inhalt zu finden ist. In den restlichen Büchern sind die Informationen lückenhaft.

Dass Kühe nicht lila sind und Heumilch nicht aus Heu gepresst wird, sollte Kindern bekannt sein. Dieses Wissen über Landwirtschaft und die Produktion von Lebensmitteln werde jedoch laut einer Prüfung vom Verein „Wirtschaften am Land“ nicht ausreichend in Lehrbüchern vermittelt. Mithilfe der „Jungen Landwirtschaft Österreich“ wurden 97 Schulbücher der ersten acht Schulstufen (Volksschule und AHS) mit dem Fokus auf die Themen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion überprüft. Das Ergebnis: In vier von zehn Lehrbüchern ist überhaupt kein landwirtschaftlicher Inhalt zu finden. In den restlichen Büchern sind oft kurz gehaltene, lückenhafte Informationen zu finden. Volksschulbücher weisen teils idyllische Zeichnungen statt realistischer Bilder von landwirtschaftlichen Betrieben auf. Forstwirtschaft und Jagd kommen in den Büchern gar nicht oder nur wenig vor. 

Darstellung als Klimasünder und Massentierhalter

Für Robert Pichler, Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“ und Initiator des Schulbuch-Checks ist das nicht zufriedenstellend: „In diesem Alter wird der Grundstein für das Wissen unserer Kinder gelegt. Da wir täglich Lebensmittel konsumieren, ist es umso wichtiger zu verstehen, was dahintersteckt.“ Besonders auffällig seien AHS-Lehrbücher. Dort wird laut Pichler die Landwirtschaft oft nur in Verbindung mit Massentierhaltung oder Klimawandel erwähnt. Außerdem werden Bauernhöfe mit dem negativ konnotierten Wort „Industriebetriebe“ angeführt. In einem Lehrbuch wird als Beispiel vermittelt, dass auf konventionellen Bauernhöfen mit Düngemitteln gedüngt wird, die schlecht für die Umwelt seien. Ebenfalls wird erklärt, dass viele Kühe nicht „Glück“ haben, frisches Gras zu fressen, denn „sie verbringen ihr ganzes Leben in Massentierhaltung und bekommen Soja zu fressen, das aus Südamerika kommt“. Ein weiteres Beispiel aus einem Schulbuch weist darauf hin, dass der menschengemachte Klimawandel schnell voranschreitet. Als Ursachen dafür werden Fortbewegungsmittel und Fabriken, Viehhaltung, Landwirtschaft und die Abholzung der Wälder angeführt. Eine solch undifferenzierte und pauschalierte Darstellung vermittelt den Schülern ein falsches Bild. Die Landwirtschaft in Österreich sieht anders aus. Der überwiegende Teil wird laut Statistik Austria mit einem Durchschnitt von 34 Rindern als Familienbetrieb geführt. Auch die Emissionen aus der Landwirtschaft sind in Österreich nicht mit Verkehr und Fabriken gleichzustellen diese Bereiche verursachen zwei- bis dreimal so viele Emissionen. Vor allem fehle es in den Schulbüchern jedoch an den positiven Effekten, die Tierhaltung und Landwirtschaft haben, wie die Biodiversität oder Nahrungsversorgung der Bevölkerung.

Genauere Prüfung notwendig

Für den Obmann des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft im Österreichischen Parlament sei eine genauere Überprüfungen der Inhalte in den Schulbüchern wichtig, damit Land- und Forstwirtschaft altersgerecht und realistisch dargestellt wird.

Unsere Kinder und Jugendlichen dürfen nicht verlernen, wie Kartoffeln wachsen oder eine Milchkuh gehalten wird. Sie sind es, die in den nächsten Jahren mit ihrer Kaufentscheidung im Lebens­mittelgeschäft bestimmen, ob wir weiterhin heimisch kaufen können.

Georg Strasser

Darüber hinaus brauche es eine verpflichtende Integration der Themen Lebensmittelproduktion und Ernährung im Unterricht, um die Wissenslücke wieder zu schließen.  Jedes Volksschulkind in Österreich soll außerdem die Möglichkeit bekommen, die heimische Lebensmittelproduktion bei einem Besuch am Bauernhof als Teil des Unterrichts hautnah zu erleben. Damit auch zukünftig Kinder wissen und schätzen, wo das Essen auf ihrem Teller herkommt.

Wissen übers Land

Die Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger verweist auf alternative Wege für Lehrer, die Lebensmittelproduktion hautnah vermitteln zu können:  „Seminarbäuerinnen sind Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und kommen gerne in Schulen sowie Kindergärten und zeigen in Workshops den Weg der Lebensmittel vom Feld und Stall auf den Teller.“ Außerdem werden auf der Seite www.landwissen.at des Landwirtschaftsministeriums rund 800 Informations- und Unterrichtsmaterialien sowie Publikationen, Videos, Podcasts und Learning-Apps kostenlos zur Verfügung gestellt.

Auch die Wissensbroschüre „Entdecke die heimische Landwirtschaft“ des OÖ Bauernbundes vermittelt einfach und verständlich Wissen über die Landwirtschaft. Die Broschüre soll besonders für Lehrkräfte eine wertvolle Ressource sein, um Schüler über die lokale Landwirtschaft, den Wert regionaler Lebensmittel und
die Bedeutung von Nachhaltigkeit aufzuklären.

Bildquellen

  • Schoolgirl choosing book in school library. Smart girl selecting literature for reading. Books on shelves in bookstore. Learning from books. School education. Benefits of everyday reading. Child curiosity. Back to school: Przemek klos - stock.adobe.com