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Die Influencer vom Bauernhof

SOZIALE MEDIEN. Die junge Generation vom Land postet Stories und Videos von Traktoren, Feldern und Tieren und zeigt damit Konsumenten ein realistisches Bild der Landwirtschaft.

Säen, ernten und posten – junge Influencer vom Bauernhof machen Bilder und Videos von Traktoren, Feldern und Tieren und erreichen damit in den sozialen Medien zigtausende Menschen bis weit über ihre Dörfer hinaus. Die Influencer vom Bauernhof vermitteln dabei nicht nur Landidylle, sondern wollen in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten. Egal ob Facebook, Instagram oder Tik-Tok – Ziel der medienaffinen Landwirtschaftler ist es ihren Followern auch ungeschönte Einlicke in das Landleben zu ermöglichen und die Landwirtschaft zu zeigen, wie sie wirklich ist. Denn große Teile der Gesellschaft haben über die letzten Jahrzehnte hinweg den Bezug zur bäuerlichen Produktion weitestgehend verloren.

„Gerade in Bezug auf die Landwirtschaft kursieren viele Unwahrheiten, die einfach richtiggestellt werden müssen.“

Jasmin Schwarz

Realer Einblick in das Leben der Bäuerinnen und Bauern

Jasmin Schwarz alias „jasi_farmlife“, 35-jährige Vollerwerbsbäuerin aus Hirschbach im Mühlkreis, teilt seit knapp drei Jahren den Alltag von ihrem Milchviehbetrieb auf Instagram: „Dazugekommen bin ich deshalb, weil ich damals eine Aussage bei einem Posting über die bäuerliche Produktion gelesen habe, die weit weg von der Realität war. Gerade in Bezug auf die Landwirtschaft kursieren extrem viele Unwahrheiten, die einfach richtiggestellt werden müssen“, so die Influencerin, der mittlerweile mehr als 13.000 Personen auf Instagram folgen. Für sie ist es wichtig ihren Followern einen realen Einblick in das Leben der Bäuerinnen und Bauern zu geben und zu vermitteln, wie wichtig die heimische Landwirtschaft ist: „Unsere Arbeit besteht nicht aus Kälber streicheln und mit Kühen zu kuscheln. Ich will den Konsumenten zeigen, wie viele Arbeitsschritte zum Beispiel hinter der Produktion von einem Liter Milch stecken“, so Schwarz.

Über ihren Alltag vom Bauernhof postet auch Franziska Rußmann aus Molln regelmäßig. Die 25-jährige Webentwicklerin hilft in ihrer Freizeit auf dem Bio-Milchviehbetrieb ihres Freundes mit und teilt Bilder und Videos als „muhkuhfani“ auf Instagram: „Damit möchte ich Vorurteile der Gesellschaft gegenüber dem Bauernstand auflockern. Zur Arbeit als Landwirt gehört mehr dazu, als die Mistgabel zu schwingen und auf dem Traktor zu sitzen.“ 

In ihrem Umfeld gibt es viele Personen, die wenig bis gar nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben. „Dementsprechend habe ich immer schon versucht, ihnen die Themen, Konflikte und Anliegen von Bäuerinnen und Bauern näher zu bringen.“ Ihre Arbeitskollegen haben sie dann auf die Idee gebracht, ihre Geschichten und ihr Wissen in den sozialen Medien zu verbreiten.

Sebastian Caba ist zwar selbst kein aktiver Bauer, aber auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Der 34-Jährige aus St. Georgen an der Gusen ist Servicetechniker bei einem Landmaschinenhersteller und auf Instagram als „der_montage_typ“ bekannt. Dort gibt er Einblicke in sein Berufsleben und zeigt, wie in Ställen Technik rund um die Milchviehhaltung installiert wird und wie diese funktioniert. Mit seinem Account ist er seit mehr als einem Jahr aktiv: „Es steckt schon viel Arbeit dahinter. Ich muss mir überlegen, was ich filme und wie ich die Menschen damit erreichen kann“, erklärt Caba. 

Dialog mit Konsumenten wird immer wichtiger

Das Handy ist bei allen drei immer mit dabei: „Es ist für mich daher einfach spontan Videos aufzunehmen. Diese müssen dann aber noch geschnitten und bearbeitet werden, idealerweise passend zu einem trendigen Song, damit es an viele Nutzer ausgespielt wird“, erklärt Rußmann. Hinzu kommt dann meist noch ein kurzer Erklärtext, der möglichst einfach verständlich sein sollte. 

Die Arbeit beschränkt sich aber nicht nur auf die Erstellung von Inhalten, sondern bedeutet zugleich auch Interaktion mit anderen Profilen. „Es geht darum immer am Ball zu bleiben und auch mit anderen Influencern zu kommunizieren“, so Caba. Neue Follower zu gewinnen sei mittlerweile aber nicht mehr so einfach: „Authentisch bleiben ist definitiv das beste Rezept“, ist Schwarz überzeugt.

Der Dialog und Austausch zwischen Produzenten und Konsumenten werde immer wichtiger: „Mir ist es ein Anliegen, einen Beitrag zur Öffnung der Landwirtschaft zu leisten und damit die Bevölkerung näher an die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern heranzubringen. Ich will, dass sich jeder Konsument ein Bild von der heimischen Landwirtschaft machen kann“, betont Rußmann. So können Konsumenten erfahren, wie ihre Lebensmittel produziert werden und wie viel harte Arbeit dahinter steckt. „Die Zukunft der heimischen Landwirtschaft hängt von den Konsumenten ab. Leider gibt es so viel Unwissenheit bei ihnen, die wir aber Dank sozialer Medien weltweit aufklären können“, so Schwarz. Mit nur einem Posting können viele hunderte bzw. tausende Menschen erreicht werden. 

„Bäuerinnen und Bauern verdienen mehr Wertschätzung“

Für die drei oberösterreichischen Agrar-Influencer ist klar: Bäuerinnen und Bauern verdienen mehr Wertschätzung für ihre tägliche Arbeit! „Um eine höhere Wert-
schöpfung für regionale Produkte und Lebensmittel zu erreichen, braucht es ein Umdenken der Konsumenten. Statt Billigprodukte zu kaufen, die aus dem Ausland importiert werden, sollte auf die Herkunft und Produktionsart geschaut werden. Mit dem Griff zu heimischen Lebensmitteln entscheidet man sich für Qualität und Sicherung der österreichischen Landwirtschaft“, ist „muhkuhfani“ überzeugt. 

Die agrarischen Influencer sehen ihre Aufgabe darin, die Menschen für die heimische Land- und Forstwirtschaft zu begeistern und Wissen über das Leben auf den heimischen Bauernhöfen zu vermitteln. Damit ermöglichen sie anderen Menschen, die keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft haben, an ihren Realitäten teilzuhaben. Lebendige Bewusstseinsbildung quasi, vollständig und ehrenamtlich noch dazu.

Farmfluencer

Sie sind jung, aktiv, brennen für die Landwirtschaft und nennen sich „farmfluencer_at“. Dabei handelt es sich um digital affine Jungbäuerinnen und Jungbauern, die in sozialen Medien die Land- und Forstwirtschaft realistisch darstellen und breit kommunizieren. Sie lassen die Gesellschaft am realen Leben am Hof digital teilnehmen und erklären, was die österreichische Land- und Forstwirtschaft leistet. Einblicke in das tägliche Geschehen auf den Höfen sind ebenso Teil des Programms wie die Mitnahme zur Ernte oder zum Milchtransport.

Dem Instagram-Account farmfluencer_at folgen mittlerweile knapp 3000 Personen und es werden jeden Tag mehr. Alle Farmfluencer gemeinsam haben derzeit eine Reichweite von mehr als 200.000 Personen, die täglich Einblick in deren Leben bekommen.

Zum Instragram-Account @farmfluencer_at: https://www.instagram.com/farmfluencer_at/

Bildquellen

  • Influencer: djoronimo - stock.adobe.com