Tierisch warm
Wer an warme Kleidung denkt, der denkt meist auch an Wolle. Und wer an Wolle denkt, der denkt wohl am ehesten an das Schaf, genauer gesagt das Hausschaf. Zumindest hierzulande, wo dieses auch häufig zu finden ist. Als Lieferant warmer Wolle tritt aber auch das Alpaka auf den Plan und das zunehmend auch in Österreich.
Alpakas liefern „Vlies der Götter“
Alpakawolle verfügt über beeindruckende thermische Eigenschaften bei hohem Tragekomfort und wird oftmals auch als „Vlies der Götter“ bezeichnet. Ihren Fasern wird eine seidige Oberfläche und dank ihrer Feinheit ein hohes Wärmeisoliervermögen bescheinigt. „Oft wird behauptet, die Faser sei hohl. Das stimmt aber nicht. Bei einem Durchmesser von nur 14 Tausendstelmillimetern sind es einfach sehr viele Haare, die zu einem Faden versponnen werden. Damit ist extrem viel Luft darin und das hält dann auch warm“, sagt Wolfgang Putzinger.
Putzinger ist selbst Alpakazüchter, auf seinem Bauernhof in Gaspoltshofen tummeln sich knapp 70 Tiere. Er ist auch Obmann der „Alpaca Association Austria (AAA)“: Den Verein haben fünf führende Zuchtbetriebe aus den Bundesländern Steiermark, Salzburg und Oberösterreich ins Leben gerufen. Man wolle „Pionierarbeit für eine der hochwertigsten Naturfasern der Welt“ leisten.
Tierische fasern
Zu den tierischen Fasern zählen Wolle, Haare, Federn und Seiden. Erstere wird aus dem Fell von Säugetieren wie Schaf, Ziege, Alpaka oder Kaninchen gewonnen (siehe auch Seite 19). Wolle aus dem Fell von Tieren kann versponnen und verstrickt oder verwebt, oder in Form von Vlies oder Filz verwendet werden. Die deutlich gröberen Haare von Tieren (wie Rosshaar, Schweineborsten, Dachshaar) werden als Füllmaterial oder für Pinsel, Bürsten oder Besen verwendet. Textilien werden auch aus den von Insektenraupen erzeugten Seidenfäden hergestellt.
Wolle für die „Grüne Erde“
Mit einem Faserprojekt für das Unternehmen „Grüne Erde“ ist der Verein auch auf einem guten Weg: Die Alpaca Austria Association beliefert das Unternehmen mit Alpakawolle. Mehr als 100 Alpakahalter aus dem deutschsprachigen Raum beteiligen sich an dem seit sechs Jahren bestehenden Projekt. „Im ersten Jahr haben wir mit etwa 300 Kilogramm Faser begonnen, seitdem haben wir es bis auf einen Spitzenwert von vier Tonnen gebracht“, berichtet Putzinger, auf dessen Betrieb alles zusammenläuft: Die Rohwolle der AAA-Tierhalter wird zentral gesammelt, kontrolliert und nach Qualitätsstufen sortiert. In einer Wollmühle in der Steiermark wird die Wolle gewaschen und getrocknet und schließlich in Deutschland zu Vliesen und Decken verarbeitet. „Das Projekt ist einzigartig in Europa und wir sind extrem stolz darauf, dass wir das bekommen haben“, sagt Putzinger. Er ist überzeugt vom Produkt Alpakawolle, das als besonders wärmend gilt. „Man sagt, zwischen 14 und 20 Mal wärmer als Schafwolle“, so Putzinger. Ein anderer Vergleich macht deutlich, welche Nische „regionale Alpakawolle“ bekleidet: „In Österreich leben ungefähr 6000 oder 7000 Alpakas, in Südamerika sind es sechs Millionen“, weiß Putzinger.
Daunen aus Oberösterreich
Der Martinitag (11. November) ist vorbei und damit ein Großteil der Weidegänse verspeist. Ihr Federkleid aber kann weiterhin erfreuen: In Form von Bettdecken zum Beispiel, die zu 100 Prozent mit heimischen Daunen gefüllt sind. „Für eine Ganzjahresdecke braucht es 450 Gramm Daunen, das sind etwa 25 Gänse“, weiß Heidi Hebesberger, auf deren Betrieb die weiße Pracht gesammelt wird.
Mit mehr Tieren als die Alpakazüchter kann der Österreichische Bundesverband für Schafe und Ziegen aufwarten: Gut 400.000 Schafe sind es diesem zufolge, die aktuell in Österreich gehalten werden. 23 Schafrassen werden züchterisch betreut, die Wolle bleibt dabei stets ein Nebenprodukt. Sie ist ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, daraus gefertigte Kleidung kann durchaus als „Klimaschutz pur“ bezeichnet werden.
Gut schlafen im „Gänsekleid“
Wenn es um Wärmendes aus dem Tierreich geht, dann dürfen sie nicht fehlen: Daunen. Sie sind das feine, flaumige Untergefieder von Gänsen und Enten. Ihre Struktur ist dreidimensional und elastisch, zahlreiche feinste Verästelungen umschließen besonders viel Luft und speichern so die Wärme des Körpers. Daunen bilden eine sehr effektive Isolationsschicht und werden nicht nur in Jacken, sondern auch in Bettdecken und Pölstern gerne genutzt. Hierzulande ist es Heidi Hebesberger, Obfrau der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Weidegans, die sich auch um die Verwertung von Daunen und Federn als reines Naturprodukt bemüht. Auf ihrem Betrieb in Nussbach gibt es nicht nur einen eigenen Schlachtraum, hier werden auch die Daunen und Federn der Tiere gewaschen, getrocknet und sortiert. Gänsehalter aus dem ganzen Land können die flauschigen Nebenprodukte Hauptprodukt ist natürlich das Ganslfleisch anliefern, Hebesberger lässt diese zu Decken und Pölstern verarbeiten.
Tiere und Wollarten
Schurwolle: Schafe werden mindestens einmal pro Jahr geschoren. Die jährliche Wollproduktion eines Schafes liegt je nach Rasse bei zweieinhalb bis vier Kilogramm Schurgewicht.
Merino: Als hochwertigste Schafwolle gilt die „Merinowolle“, die vom Merinoschaf kommt. Ihre Ursprünge hat die Rasse in den nordafrikanischen Hochebenen des Atlasgebirges.
Alpaka: Alpakas stammen aus Südamerika. Ihre Wolle ist frei vom Wollfett Lanolin und feiner als Schafwolle. Bezeichnungen wie „Baby Alpaka“ oder „Royal Baby“ sind Qualitätsstufen der Wolle und haben nichts zu tun mit dem Alter der Tiere, die dafür geschoren werden.
Kaschmir: Die Kaschmirziege kommt ursprünglich aus den zentralasiatischen Hochgebirgsregionen und zeichnet sich durch Unterhaare aus, die zu den feinsten aller Tierhaare zählen. Kaschmirwolle gilt daher auch als die edelste Wolle.
Angora: Angorawolle wird aus den langen Haaren des Angorakaninchens gewonnen. Die Angorafaser wird vor allem für Bettwäsche, Unterwäsche, Strumpfhosen und Decken verwendet.
Mohair: Als Mohair werden die Haare der Angoraziege bezeichnet. Aus Mohair wird Wolle gewonnen, aber es wird auch
für die Herstellung von Teddybären und Puppenhaar verwendet.
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