Vom Strauch in den Mund
Schnabulieren – Nicht nur Kinderaugen leuchten, wenn Heidelbeeren, Himbeeren und Co. reif zum Naschen sind. Auch für Erwachsene sind die Früchtchen ein Genuss. Anlage und Pflege von Naschgarten und Naschbalkon sind einfach.
Das wohlige Gefühl des Sommers überkommt einen, wenn man in luftiger Freizeitkleidung erwartungsvoll vor der reifen Himbeerstaude steht und mit einem zufriedenen Lächeln die ersten reifen Früchte im Mund verschwinden lässt. Wie gut schmecken die Heidelbeeren, Johannisbeeren oder Brombeeren dann erst, wenn man die Pflanzen selbst angebaut und sie beim Wachsen beobachtet hat. Die Versorgung mit eigenen Lebensmitteln und das Hinterfragen der Herkunft sind populär geworden. Und wenn es auch nur ein paar Hecken im Garten oder Pflanzen auf der Terrasse sind – die Freude über die eigene Beerenernte ist groß. Und obendrein tut man seinem Körper etwas Gutes. „Alle Beeren punkten mit ihren Inhaltsstoffen. Sie sind kulinarische Kraftpakete, die vor der Haustür wachsen“, sagt Romana Schneider vom Referat für Ernährung an der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Ideal sei die Kombination mehrerer Beeren, weil „sich so die Wirkstoffe verstärken und der Organismus aus der Fülle an sekundären Pflanzenstoffen, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Ballaststoffen das holen kann, was er braucht.“
Um Kindern die frischen Beeren schmackhaft zu machen, kooperieren die Bäuerinnen im oberösterreichischen Bauernbund schon seit ein paar Jahren mit Schulen, um in deren Gärten kleine Naschecken einzurichten. Diese Aktion hat auch die Stadt Linz erreicht, wo „Stadtbäuerin“ Michaela Sommer-Mühlberger Ideengeberin war. „Wenn die Kinder bei der Pflanzung und Ernte dabei sind, prägt das ihren Erfahrungsschatz für regionale Lebensmittel“, sagt die Bäuerin. Das Projekt gibt es für Linzer Volksschulen auch heuer wieder.
Kulinarische Kraftpakete selber anpflanzen
Wer nun selbst zur Tat schreiten will, kann aus einer Fülle an populären und weniger bekannten Beeren auswählen.
- Die Aroniabeere, auch Apfelbeere genannt, gilt als „neuer Star am Beerenhimmel“, sagt Romana Schneider. Die robuste Pflanze wächst problemlos im Hausgarten, ihre Beeren haben eine Fülle an sekundären Pflanzenstoffen. Die herben Früchte werden meist getrocknet oder zu Saft verarbeitet.
- Die Jostabeere, eine Kreuzung zwischen Schwarzer Johannisbeere und Stachelbeere, überzeugt durch ihre Robustheit, Raschwüchsigkeit, die guten Erträge und ihre leichte Vermehrbarkeit.
- Die Heidelbeere gibt es nicht nur in wilder Natur. Man kann sie als Kulturheidelbeere selber ziehen. Am besten gedeiht sie in Trögen oder Töpfen (gerne auch am Balkon), weil sie besondere Ansprüche an den Boden stellt. Sie braucht einen lockeren, stark sauren Boden ohne Staunässe, der aber nicht austrocknen darf. „Dazu am besten torffreie Rhododendron-Erde oder Moorbeet-Erde verwenden“, sagt Stefan Strobelberger. Er berät am oberösterreichischen Gartentelefon – einer Initiative des „Gartenlandes Oberösterreich – zu allen Fragen des naturnahen Gärtnerns.
- Die Brombeere wird von vielen Menschen immer noch mit einem undurchdringlichen, stacheligen Gestrüpp in Waldlichtungen gleichgesetzt. Es gibt aber auch viele stachellose Züchtungen, deren Anbau und Pflege so einfach ist, dass diese gesunde Beere wieder Einzug in die Gärten gehalten hat.
- Himbeeren, Johannisbeeren und Jostabeeren eignen sich als Sträucher bestens zur Gestaltung von Naschlabyrinthen im Garten. Dazu werden die Pflanzen im Abstand von 50 cm spiralförmig entlang einer vorgezeichneten Linie in durchlässige, humose Erde gepflanzt und die Triebe entlang eines Drahtgitters aufgebunden. Eine Beschreibung davon sowie von vielen Beerensorten findet sich im Buch „Beeren und Obst im naturnahen Garten“ (siehe Buchvorstellung). Mit Johannisbeeren und Stachelbeeren kann man sich aber auch auf Balkon und Terrasse ein Früchteparadies schaffen.
„Grundsätzlich brauchen alle Beeren viel Sonne, sind sonst aber recht anspruchslos in der Pflege und gedeihen – bis auf die Heidelbeere – auf jedem Gartenboden“, sagt Stefan Strobelberger. Er hat auch noch einen exotischen Tipp auf Lager: Mini-Kiwis, die auch in rauheren Lagen gedeihen. Zum Wachsen brauchen sie ein Gerüst. Ihre Früchte sind etwa so groß wie Stachelbeeren und können samt Schale genossen
werden.
Bildquellen
- Aronia: fotolia - Oksana Churakova
- Jostabeeren: Fotolia - M. Schuppich
- Heidelbeere: Fotolia - Monika
- Mini-Kiwi: Fotolia - Vladislav Nosik
- Kind: Fotolia - famveldman