Wo der Tee im Garten wächst
Im Ennstal hat Spitzenkoch Klemens Gold ein Pionierprojekt gestartet: Er kultiviert dort auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern Teepflanzen. Und das soll erst der Anfang sein.
Steilhänge, feuchte Böden, schattige Gebiete: Flächen, die landwirtschaftlich nicht nutzbar sind, will Klemens Gold mit der hierzulande exotisch anmutenden Teepflanze „Camellia sinensis“ nutzbar machen. „Der Tee mag sauren Boden, er ist sehr genügsam und langsam, auch in der Reife“, sagt der Gastronom. Seine Vision: „Hier soll das erste große Teeanbaugebiet Europas entstehen.“ Denn auch wenn es die Region Kalkalpen ist: „Der Kalk ist dort längst ausgeschwemmt, dieser wäre auch ganz schlecht für den Tee“, weiß Gold. Derzeit sind im Pechgraben den Namen bekam er einst durch das viele Baumpech in Großraming 5000 Quadratmeter bepflanzt, bald sollen es zwei Hektar sein. Auf der Suche nach potenziellen Partnern ist Klemens Gold schon fündig geworden. „Momentan sind es sieben Landwirte“, freut sich der Teepionier, der seinerseits von den Erfahrungen des Deutschen Wolfgang Bucher profitiert. Dieses baut seit 1999 Tee in der Nähe von Köln an. Seine Pflanzen haben sich bereits an das Klima angepasst. „Drei Wochen bei minus 10 Grad haben sie schon ausgehalten“, erzählt Gold.
Rohstoff für erste „Teekellerei“
Die Teepflanze ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheitsgeschichte. Sie wurzelt etwa 14 Meter tief in den Boden und sichert dadurch auch die Hänge ab. Etwa fünf Jahre wird es dauern, bis die ersten Blätter geerntet werden können. Wofür sie verwendet werden, steht schon fest: Gold hat vor fünf Jahren die „Teekellerei Combuchont“ gegründet und stellt dort ein Kombucha-Getränk aus spezialisierter Hefe her. Anstatt Teesorten aus Taiwan, Japan und China kann dann Tee aus dem Ennstal veredelt werden – und die regionale Landwirtschaft angesichts des Klimawandels neue Möglichkeiten bekommen.

Wenn die Wurzelballen der kleinen Teepflänzchen kräftig genug sind sie sind dann etwa ein Jahr alt, können sie ins Freie übersiedelt und im Boden eingepflanzt werden.

Aus den Blättern der echten Teepflanze „Camellia sinensis“ kann Grüner Tee, Weißer Tee und Schwarztee gewonnen werden. In Großraming werden Pflanzen diverser Herkünfte kultuviert: Taiwan, Korea, China und Japan.

„Das erste Jahr ist superkritisch“, sagt Neo-Teebauer Klemens Gold. Danach sei Tee eine robuste Pflanze, zwar genügsam und langsam im Wachstum, dafür nur wenig Arbeitsaufwand verursachend.

Im Pechgraben in Großraming betreibt Klemens Gold nicht nur sein Haubenlokal, sondern seit diesem Jahr auch einen eigenen Teegarten. Im Ried „Hinter der Küch“ kann er den ersten eigenen Pflanzen beim Wachsen zuschauen.

Teepflanzen aus Oberösterreich: Mit diesem innovativen Projekt will der Initiator auch neue Perspektiven für eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft in der Region schaffen.

Bei der Eröffnung des ersten Teegartens Österreichs in Großraming waren renommierte Persönlichkeiten aus der Gastronomie und internationale Medienvertreter vor Ort.

Der von Klemens Gold nach der Schaumwein-Methode veredelte „Combuchont“ definiert sich als weltweit erster kalt abgefüllter Tee mit der Haltbarkeit von Wein. Mit innovativen Produkten will Gold den „No- und Low-Alkohol-Markt“ auf ein neues Niveau heben.
Bildquellen
- 新茶: YKOKAMOTO - STOCK.ADOBE.COM