Leben & Wohnen

Smart Home: Vernetztes Eigenheim mit Hausverstand

Digital – Über „Smart Home“ wird seit vielen Jahren diskutiert. Doch was bedeutet der Begriff eigentlich? Es geht darum den Bewohnern Handgriffe und Denkprozesse abzunehmen. Die Technik dahinter ist mittlerweile weit fortgeschritten – alle bedeutsamen Haushaltsgeräte können ins System integriert werden.

Smart Home heißt übersetzt „intelligentes Zuhause“. Doch ein Haus oder eine Wohnung ist prinzipiell nicht intelligent. Die Bewohner müssen selber das Licht ein- und ausschalten, die Temperatur am Heizkörper regeln, die Jalousien hoch- und runterfahren und sich beim Verlassen des Eigenheims vergewissern, dass alle Fenster verschlossen sind. Genau hier kommt die Hausautomatisierung ins Spiel. Mittels Smartphone oder Tablet lässt sich das vernetzte Zuhause nicht nur von eben dort, sondern auch von unterwegs steuern. Bei Loxone, einem oberösterreichischen Hersteller aus Kollerschlag im Mühlviertel, geht man sogar noch einen Schritt weiter: „Unsere Philosophie ist, dass das Haus von selbst weiß, was zu tun ist“, erklärt Unternehmensgründer und Geschäftsführer Martin Öller. Die Idee dahinter ist es, dem Bewohner 50.000 Handgriffe oder Denkprozesse pro Jahr abzunehmen.

Vernetzte Geräte „sprechen“ miteinander

Die Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität, die Erhöhung der häuslichen Sicherheit sowie eine effizientere Energienutzung sind die drei wesentlichen Ziele, die mit einem Smart Home verfolgt werden. Die Technik, die dahinter steckt, ist mittlerweile sehr weit fortgeschritten. Alle Geräte, die im Haushalt von Bedeutung sind, lassen sich in das System integrieren und können so miteinander kommunizieren. Wie das in der Praxis abläuft, erklärt Öller am Beispiel von Heizung und Jalousien: „Im Winter soll die Beschattung oben sein, wenn die Sonne scheint, damit der solare Ertrag genutzt werden kann. Im Sommer hingegen soll die Beschattung hinunterfahren, damit die Kühlung nicht eingeschaltet werden muss.“ Für die Regelung der Heizung können neben dem Sonnenstand beispielsweise auch Außentemperatur und Wettervorhersage sowie die An- oder Abwesenheit gewisser Personen miteinfließen. Auch der Wochentag und die Uhrzeit spielen bei der Automatisierung eine wichtige Rolle. Sensoren erfassen die Aktivitäten und Bewegungen der Bewohner und speichern diese intern im System ab. Werden Gewohnheiten geändert, passt sich das Smart Home an. So weiß das Haus, welche Temperatur, welches Licht, welche Musik, in welchem Zimmer, an welchem Tag und zu welcher Zeit gewünscht ist. Das intelligente Haus von heute weiß quasi selber, was ihre Bewohner wollen bzw. brauchen. In der Nacht wird beispielsweise der Weg zur Toilette automatisch nur auf das Nötigste ausgeleuchtet und das Licht stark gedimmt.

Komfort und Sicherheit als Treiber der Technologie

Auch in Verbindung mit Photovoltaikanlagen ergeben sich hier bislang ungeahnte Möglichkeiten. Geräte wie Geschirrspüler oder Waschmaschine lassen sich so programmieren, dass sie untertags automatisch starten, wenn Solarstrom verfügbar ist. „In einem Smart Home lassen sich grundsätzlich 30 Prozent der Gesamtenergiekosten einsparen“, rechnet Öller vor. Doch der Spargedanke sei in den seltensten Fällen der Grund für die Anschaffung. Er sieht eher den Komfort sowie das steigende Sicherheitsbedürfnis der Menschen als Treiber für diese Technologien. Verlassen beispielsweise die Bewohner das Haus und es sind noch Fenster geöffnet, erscheint sofort eine Benachrichtigung am Handy. Im Urlaub lässt sich eine Anwesenheitssimulation einstellen, bei der nach außen hin der Eindruck vermittelt wird, dass jemand zu Hause ist: „Jalousien fahren auf und ab, Lichter gehen an und aus und das Ganze nicht streng nach einer Zeitschaltuhr, sondern nach Zufallsprinzip, wie es die Bewohner gewöhnlich im täglichen Alltag machen“, erklärt der Geschäftsführer von Loxone dieses Szenario. Eine Alarmanlage dient als zusätzlicher Schutz vor unerwünschten Besuchern.

Trägt mehr zur Sicherheit bei als es Risiko birgt

Die Systeme lassen sich auch in bereits bestehenden Häusern oder Wohnungen problemlos nachrüsten. Die Kosten, um aus einem „normalen“ Einfamilienhaus ein Smart Home zu machen, beziffert Öller mit 10.000 Euro Aufpreis. Etwaige Sicherheitsbedenken räumt er aus dem Weg: „Die Daten werden auf einem Miniserver gespeichert und verlassen das Haus nicht. Wenn man eine Hand voll Grundregeln beachtet, ist das Haus wirklich sicher.“

Die Idee eines Eigenheims mit Hausverstand zieht in immer mehr Haushalte ein. Öller ist fest davon überzeugt, dass in zehn Jahren der Großteil der neu errichteten Immobilien Smart Homes sein werden: „Man muss sich nicht mehr viel mit der Technik beschäftigen, da einem das Haus viele Dinge abnimmt.Es entsteht dadurch ein neuartiges Lebensgefühl. Wer die Vorteile einmal kennen und schätzen gelernt hat, wird nicht mehr ohne leben wollen.“

Konsumentenzeitung, 28.11.2017

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