Weihnachten wie damals
Die Weihnachtszeit war früher geprägt von Einfachheit und Tradition. Auf dem Land wurde der Heilige Abend besonders feierlich begangen.
Es gibt Menschen, die gerne zu sagen pflegen: „Früher war alles besser.“ Das stimmt ganz sicher nicht, aber auf Weihnachten trifft der Spruch für die meisten gewiss zu. Es war zwar einfacher, aber schöner. Denn das Fest der Liebe und Besinnlichkeit hat sich im Laufe der Jahre stark verändert.
In der heutigen schnelllebigen und oft hektischen Zeit sehnen sich daher viele Menschen nach den „ursprünglichen“ Weihnachten zurück dem Zauber des ruhigen Familienfestes, wie sie es aus ihrer Kindheit kennen. So wie es eben früher war. „Die Stille und die Besinnlichkeit rund um das Weihnachtsfest scheinen uns abhandengekommen zu sein, so manches Ritual ebenso. In unserer globalisierten Welt, in der jederzeit alles möglich und verfügbar zu sein hat, fällt es uns schwer, uns auf die besondere Stimmung der Advent- und Weihnachtszeit einzulassen“, erklärt Historikerin Inge Friedl, die darüber für ihr Buch „Weihnachten, wie’s früher war“ Gespräche mit Menschen in Stadt und Land geführt hat. Diese zeichnen ein Bild von Weihnachten, das geprägt war von Einfachheit, Tradition und einer besonderen Magie.
So hieß es damals: „Kathrein stellt den Tanz ein.“ Es bedeutete, dass mit dem 25. November die vorweihnachtliche Fastenzeit und der ruhige Advent begannen die Vorbereitungszeit auf das hohe christliche Fest. Die wenigsten wissen heutzutage noch, dass der Advent eine Fastenzeit ist das mag man bei der Fülle an Weihnachtsgebäck kaum glauben. Früher wurden die Kekse erst kurz vor Weihnachten gebacken, da sie erst ab dem Heiligen Abend gegessen werden durften.
In vielen Familien war es damals (und ist es auch heute noch) der Brauch, sich an den Sonntagen der Vorweihnachtszeit um den Adventkranz zu versammeln. In gläubigen Familien wird dabei gebetet, gesungen, ein Text aus der Bibel oder Geschichten vorgelesen. „Rituale helfen uns nicht nur dabei, unseren Alltag zu strukturieren, sondern sie helfen uns auch zu feiern“, weiß Friedl.
Heutzutage gibt es dagegen prallgefüllte Adventkalender mit 24 Geschenken, von denen jedes für sich schon als Präsent für den Heiligen Abend durchgehen könnte. Der Advent bot damals Gelegenheit, innezuhalten und sich auf das bevorstehende Fest einzustimmen. Dies steht im Gegensatz zu heute, wo die Zeit oft von hektischem Treiben und Konsum geprägt ist.
Der Heilige Abend am Land
Und dann war er da, der lang ersehnte Heilige Abend, Höhepunkt der Weihnachts-zeit. Auf dem Land wurde dieser Tag besonders feierlich begangen. Da der 24. Dezember ein strenger Fasttag war, gab es kein Frühstück und zu Mittag nur eine einfache, fleischlose Speise. Das konnte in Oberösterreich entweder eine Suppe oder Erdäpfel mit Sauerkraut sein. Am Abend wurde „geräuchert“. Man zog dabei durch Haus, Hof und Stall und bat um Schutz und Segen. Und vor der Bescherung wurde noch Rosenkranz gebetet.
Das Läuten eines Glöckchens symbolisierte für die Kinder dann: „Das Christkind war da“. Mit hektischen Schritten und funkelnden Augen ging es in Richtung Wohnzimmer und da stand er in vollem Glanze: der aufgeputzte Christbaum. Darauf befanden sich Kerzen, Strohsterne, Äpfel, Nüsse und in gefranstem Seidenpapier eingewickelte Schokolade- oder Würfelzuckerstücke. Darunter meist einfache Geschenke, die notwendig und finanziell möglich waren, wie selbst gestrickte Socken und Hauben sowie handgefertigte Schaukelpferde oder Puppenhäuser. Heute hingegen dominiert oft der monetäre Wert der Geschenke. „Wenn wir etwas von Advent und Weihnachten anno dazumal lernen können, dann ist es der Ratschlag: weniger ist mehr“, so Friedl.
Das gilt auch für den Genuss. So freute man sich damals nach der Mitternachtsmette in die man sich zu Fuß begab ganz besonders auf das in Oberösterreich traditionelle Weihnachtsessen: die Bratwurst.