Brauchtum

Besinnlich Weihnachten feiern

VORFREUDE – Für Regionalität ist bei den Weihnachtsvorbereitungen vom Keksebacken bis zum Christbaumeinkauf Platz. Ohne Verzicht, aber mit viel mehr Bewusstsein.

Der Geschmack ist das Hauptargument“, sagt Romana Schneider- Lenz von der Landwirtschaftskammer OÖ, wenn sie vom Keksebacken spricht. Weihnachten ist eine Zeit des Genießens und das ist gut so. Dabei auf Regionalität und Nachhaltigkeit zu achten ist keine Einschränkung, wie es vielleicht von manch Genießertyp verstanden wird. Wer will schon dauernd mit Belehrungen zum eigenen Konsumverhalten überhäuft werden. Besinnlichkeit ist vielleicht ein besseres Wort, das in der Weihnachtszeit an die Stelle der Nachhaltigkeit treten könnte. Es bedeutet, ruhig und leise zu sein, sich auf die höheren Werte im Leben zu besinnen, nachzudenken und zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Eine Definition, die doch hervorragend zum Weihnachtsfest passt und mehr Freiheit als Einschränkung verspricht.

Whiskey statt Rum, Butter statt Margarine

Zurück also zu den Keksen. „Wer Zutaten bewusst auswählt, bekommt einen anderen Zugang“, meint Romana Schneider-Lenz. Nicht nur das Billigste für den Keksteller, sondern sorgfältig ausgesuchte regionale Zutaten. Butter statt Margarine zum Beispiel. „Die Butter darf nicht eiskalt oder zu weich sein. Dann lässt sie sich genausogut verarbeiten“, gibt Schneider-Lenz praktische Tipps. Trockenfrüchte sind auch so ein Thema. „Äpfel, Birnen, Zwetschken, Kirschen. Das kann man alles selber trocknen.“ Bei Nüssen ist österreichische Ware im Handel nur schwer zu fi nden. Da rät Schneider-Lenz, auf Bauernmärkten oder in Bauernläden einzukaufen. Oder man ersetzt Nüsse einmal durch Mohn, Kürbiskerne oder Hanfsamen.

Kreativität ist in der Kekserlküche also gefragt – „dann kann ich mir meine eigene Kekswelt schaffen“, schwärmt Schneider-Lenz. Am Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) bei der Landwirtschaftskammer OÖ wird das in Keksbackkursen vermittelt. Freie Termine sind auf der Website des LFI ersichtlich. Noch ein paar Beispiele gefällig? Whiskeykugeln mit heimischem Whiskey statt Rumkugeln, Dirndlmarmelade und Quittengelee vom Bauern oder aus der eigenen Küche statt dem großen Becher Marillenmarmelade aus dem Handel. Mit Vollkornmehl kann man etwas „kernigere“ Busserl machen oder man experimentiert einmal mit Maismehl. Mostlandl- Dinkelgewürzkeks könnte so eine regionale Abwandlung dann heißen. Beim Zucker ist die Auswahl aus der heimischen Zuckerrübe groß und man braucht nicht auf Rohrzucker zurückzugreifen.

Apropos Zucker: Kekse dürfen süß sein. „Sie sind ein Genussmittel“, erinnert Schneider- Lenz. Man muss ja nicht gleich die ganze Dose Kekse aufessen.

Ein Stern und ein Baum aus der Heimat

Regionalität kann aber über den Keksteller hinausgehen und zum Beispiel den Christbaum oder den Weihnachtsstern, jene leuchtend rote Pflanze, die nun in den Gärtnereien alles andere überstrahlt, erfassen. Beide Weihnachtsboten gibt es in großer Auswahl aus heimischem Anbau. Wobei das beim Weihnachtsstern nicht so leicht erkennbar ist, weil es kein österreichisches Gütesiegel gibt. Gemeinsam mit der Agrarmarkt Austria (AMA) sei aber eines in Entwicklung, sagt Klaus Stumvoll, Geschäftsführer der oö. Gärtner. Bis dahin sei die beste Garantie, „den Weihnachtsstern beim Gärtner kaufen, also dort, wo er wächst“, so Stumvoll. Was in Gärtnereien an Weihnachtssternen verkauft wird, sei zu circa 98 Prozent heimisch. Bei Weihnachtssternen in Bau- und Supermärkten komme hingegen vieles aus Norddeutschland. Im Zweifelsfall hilft Nachfragen.

Auf Nummer sicher gehen kann man beim Christbaumkauf. Entweder man kennt seinen Christbaumbauern ohnehin und sieht den Baum dort das ganze Jahr wachsen. Oder man hält Ausschau nach der rot-weiß-roten Schleife mit dem Logo „Ein Baum aus der Heimat“. Unter diesem Siegel verkaufen 136 oö. Christbaumbauern ihre Bäume, im vori gen Jahr waren es über 400.000 Stück. Auf ihrer Website unter www.weihnachtsbaum.at können sich Kunden auf die Suche nach dem nächsten Christbaumbauern machen.

Advent am Hof: Stimmungsvolles Erlebnis

Es müssen nicht immer die großen Adventmärkte sein, die uns die Weihnachtszeit verkürzen. Verschiedene Bauernhöfe in Oberösterreich laden zum Genießen, Erleben und Schmökern ein. Lust aufs Land hat eine kleine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengestellt.

  • Weihnachten am Bauernhof Familie Hofer in Sierning, 12. 11. bis 8. 12. 2018, täglich außer Sonntag von 9 bis 18 Uhr, www.schafmilchseifen.at
  • Feierabend is´ am Bienenhof Bienenhof Attersee, bis Weihnachten jeden Donnerstag und Freitag von 16 bis 20 Uhr, www.bienenhofattersee.com
  • Adventausstellung Riesnerhof in Tiefgraben/Mondsee, 1. und 2. Adventwochenende, www.riesnerhof.com
  • Advent am Bauernhof Familie Rainbacher in Ebensee, 2. 12., 14 bis 18 Uhr, mit Aktivitäten für Kinder (Eintritt), Tel. 0 61 33/42 18
  • Advent am Moor Jausenstation Peer in Moosdorf, 8. 12., 14 bis 21 Uhr, und weitere Adventveranstaltungen in der Umgebung, www.seelentium.at
  • Wald-Winter-Weihnacht für Kinder (Eintritt), Erlebnisbauernhof Bruckbacher, Weyregg/Attersee, 15. und 16. 12., 14 bis 17 Uhr, www.projektwochen.co.at
  • Advent für Kinder – „Kasermandlsepperl besucht den Schwaigerhof”, Ebensee, 14., 19. und 21. 12., Tel. 0 676/34 96 713
  • Weihnachtliche Hofroas, Christbaumhof Rathmayr und Burgschattenhof, Hartkirchen, 9. 12.

Weihnachtsgeschenke für Kinder

Rituale wie das Schenken gehören in der Weihnachtszeit dazu. Familienberaterin Andrea Holzer-Breid gibt Tipps zum sinnvollen Beschenken der Kinder.

Lust aufs Land: Kinder werden oft mit Geschenken überhäuft. Wie kann man gegensteuern?

Holzer-Breid: Viele Geschenke zu bekommen bedeutet für ein Kind schlichtweg Überforderung. Besser ist es, sich zusammenzureden und ein eventuell größeres, gemeinsames Geschenk zu machen. Das ist auch für getrennt lebende Eltern eine Möglichkeit, Kindern ein gemeinsames Tun zu signalisieren. Ebenso gibt es oft Großeltern, die es beim Schenken gerne etwas übertreiben und so im Zaum gehalten werden können.

Welche Geschenke sind „sinnvoll“?

Was gebraucht wird und was öfter verwendet beziehungsweise gespielt wird. Kindern, die noch eine Wunschliste an das Christkind schreiben, sollte man dabei beratend zur Seite stehen. Es ist gut, wenn man schon im Vorfeld gemeinsam mit dem Kind darüber nachdenkt, was es wirklich braucht und was es mit einem Geschenk konkret machen will. Kinder sollten auch bereits ein Gespür dafür bekommen, was Konsum bedeutet. Empfehlenswert ist es auch, Zeit zu schenken – gemeinsame Erlebnisse oder Ausflüge. Besonders für Tauf- oder Firmpaten bietet es sich an, nicht nur in die materielle Richtung zu denken.

Muss man alle Wünsche erfüllen?

Nein, als Eltern kann man sich gegen Dinge, die man partout nicht schenken will, wehren. Eltern müssen auch Grenzen ziehen und dann durchstehen, dass es das Gewünschte nicht gibt.

Wie bereitet man Kindern ein schönes Weihnachtsfest?

Die Vorfreude ist ein wichtiger Aspekt, das Freuen auf das Christkind hat für Kinder eine große Kraft. Kinder freuen sich auch so auf Weihnachten, weil sie die Atmosphäre und Stimmung als schön erleben. Sie lieben Rituale, es gibt ihnen Sicherheit, wenn etwas immer gleich gemacht wird. Ältere Kinder können schon selbst Teile der Feier übernehmen und aktiv mitgestalten.

 

Bildquellen

  • Weihnachten: FOTOLIA - KONSTANTIN YUGANOV