Ackerland für die Teetasse
REPORTAGE. Der landwirtschaftliche Kräuteranbau in Oberösterreich ist eine Herausforderung mit Potenzial. Gefragt sind Wissen, Erfahrung und Sorgfalt.
Ob für den Tee oder zum Würzen in der Küche: Wenn von Bio-Kräutern aus Oberösterreich die Rede ist, dann ist kein Herumkommen um die Marke „Bergkräuter“ der 1986 gegründeten Österreichischen Bergkräutergenossenschaft mit Sitz in Hirschbach im Mühlkreis. Diese verfügt aktuell über 107 Mitglieder, die zum überwiegenden Teil im Mühlviertel beheimatet sind und dort verschiedenste Kräuter anbauen. 44 verschiedene Sorten werden derzeit produziert, daraus ergibt sich eine Jahresernte von etwa 300 Tonnen getrockneter Kräuter.
Zu den Hauptkulturen bei den Teekräutern gehören die verschiedenen Minze- und Melisse-Sorten sowie die Brennnessel, bei den Gewürzkräutern sind es Oregano, Petersilie und Liebstöckl. Neu im Sortiment ist etwa Lavendel aus dem Mühlviertel, der nach einer „Experimentierphase“ nun in die Serienproduktion geht. Als größte Herausforderung im Bio-Kräuteranbau nennt Bergkräuter-Geschäftsführer Andreas Kirchner die potenzielle Abdrift von Pestiziden von benachbarten Flächen. „Wir kontrollieren jede Charge und sperren auch einmal Ware. Qualität ist uns sehr wichtig“, sagt Kirchner. Die Bergkräuter-Genossenschaft hat erst kürzlich in Bad Leonfelden ein neues Werk in Betrieb genommen, dort werden die Kräuter grob aufbereitet und gelagert.
Kräuter bedeuten viel Handarbeit
Zu den Bergkräuter-Produzenten zählt auch der Bio-Kräuterhof Erlinger in St. Gotthard im Mühlkreis. „Das Schöne am Kräuteranbau ist, dass man auch mit kleinen Flächen ein vernünftiges Einkommen erzielen kann“, sagt Stefan Erlinger. Vor vielen Arbeitsstunden dürfe man allerdings nicht zurückscheuen – die Kräuterproduktion erfordert viel Handarbeit. Auch handwerkliches Geschick sei enorm gefragt, denn Geräte und Maschinen für Anbau, Pflege und Ernte sind vielfach Prototypen. „Es gibt quasi nix von der Stange, wir basteln selbst herum“, schmunzelt der Kräuterbauer.
In Hargelsberg im Bezirk Linz-Land produzieren Georg Landerl und Reinhard Födermayr für die in Niederösterreich beheimatete Marke „Sonnentor“. Auf ihren Feldern wachsen Apfel- und Pfefferminze, Zitronenmelisse und Brennnessel. „Kräuteranbau ist mit sehr viel Handarbeit verbunden, ungefähr 400 Stunden pro Hektar“, sagt Landerl.
Bildquellen
- Setzen von Schafgarbe: Bergkräuter
- Ansetzen Melissenpflanzen: Privat
- Striegeln: Bergkräuter
- Kräuterhöhe: Erlinger
- Ernte: Erlinger
- Lavendel: Erlinger
- Windsichter: Privat
- Trocknungsanlage: Erlinger
- Kräutersack: Privat
- Mühlviertler Bergkräutertee: Bergkräuter
- Tee: amberto4ka - stock.adobe.com