Macherei

Wollig warm von Kopf bis Fuß

MACHEREI. Textilien, gefertigt aus heimischer Schafschurwolle, geben einem ein gutes Gefühl. Sie sind kuschelig-warm, ein Eyecatcher, nachhaltig und klimaneutral noch dazu.

Klimaschutz. In der heutigen Zeit ein omnipräsentes Wort. Die Gesellschaft fordert ihn, der Einzelne ist aber selten bereit etwas dafür zu tun. Lieber verweist man auf die anderen; Asien, USA, die wohlhabende Schicht, die Landwirtschaft – Schuld ist immer jemand anderes. 

Wolle – nachhaltiges Naturprodukt

Dabei könnte jeder Einzelne schon allein beim Kauf seiner Kleidung etwas dazu beitragen. Denn Kleidung, gefertigt aus heimischer Schafwolle, ist „Klimaschutz pur“. Elisabeth Schiemer, Schafbäuerin aus Schalchen, erklärt wieso: „Wolle fällt meist als Nebenprodukt bei der Lammfleischerzeugung an. Für die Gewinnung wird daher keine zusätzliche Energie oder Wasser verbraucht.“ Auch weite Transportwege wie etwa bei der Baumwolle entfallen. „Schafwolle ist ein wertvolles Naturprodukt, das es nur zu ernten gilt“, betont Schiemer. In ihrem „Wollgartl“ verarbeitet die Expertin das von den hofeigenen Schafen gewonnene Vlies zu Bettdecken, Polstern, Hüten, Jacken, Taschen, Hausschuhen und vielem mehr. Wer Lust und Laune hat, kann sich also von Kopf bis Fuß in wo(h)llige Wärme hüllen. 

Von der industriell gefertigten Kleidung unterscheiden sich diese Textilien durch die schonende, regionale Verarbeitung, Individualität und Schadstofffreiheit. Besonders hervorzuheben ist auch die schmutz- und wasserabweisende Funktion der Wolle. Zurückzuführen ist diese Eigenschaft auf das in der Wolle – anders als bei Industrieware – zurückbleibende Wollfett. Lanolin, wie es auch genannt wird, ist dem Hautfett von allen Lipiden am ähnlichsten und macht die Wolle geschmeidig. Aufgrund seiner feuchtigkeitsspendenden Wirkung wird es vielfach auch in der Kosmetik- oder Arzneimittelbranche zur Hautpflege eingesetzt.

Pflegeleicht – dank Lanolin

Parallelen zum menschlichen Körper zieht Elisabeth Schiemer auch in puncto Pflege. Ihrer Empfehlung nach sollen Wolltextilien wie menschliches Haar behandelt werden. Ein paar Tropfen mildes Shampoo würden für die Wäsche reichen. Eine solche sei aber generell nur sehr selten nötig, da es oft schon reiche die Kleidung auszulüften. „Durch ihre Selbstreinigungskraft regeneriert sich die Wolle von alleine. Schmutz und Gerüche nimmt sie kaum an“, so die passionierte Wollexpertin und Schafbäuerin.

Geschichte

Das Filzen gilt als eine der ältesten Textilverarbeitungstechniken. Vermutlich sammelten erstmals Nomadenvölker in Asien die Wolle der Wildschafe und legten sich diese zum Schlafen unter. Durch die Wärme, den Druck und die Bewegung verhakten sich die Wollfasern – es entstand der erste Filz. Auch heute noch bestehen die Jurten der mongolischen Nomaden gänzlich aus Filz.

Wolle ist nicht gleich Wolle

Schafschurwolle: stammt vom lebenden Tier; sie wird von den Schafbauern rein durch die Schur gewonnen.

Schafwolle: dabei handelt es sich meist um Reißwolle oder Gerberwolle. Reißwolle wird aus Alttextilien gewonnen. Es handelt sich also um wiederverwendete (recycelte) Wolle. Die Gerberwolle hingegen stammt vom toten Tier. Sie fällt bei der Ledergewinnung
in Gerbereien an.

Wolle: stammt von lebenden Tieren; sie muss aber nicht zwingend vom Schaf sein.

Anwendungstipps

Wollwickel: Naturbelassene Schafwolle, also Wolle, die nur mit Wasser und Seife gewaschen wurde, eignet sich für die Verwendung als Wollwickel. Denn nur so bleibt das entzündungshemmende Lanolin in der Wolle erhalten. Eingesetzt wird die „Heilwolle“ bei vielerlei Beschwerden. Bei Halsschmerzen etwa kann sie auf die schmerzende Stelle gelegt und mit einem Schal fixiert werden. So gelangen die entzündungshemmenden Stoffe durch die Haut an die gereizte Stelle. Schmerzlindernd sollen Wollwickel auch bei Gelenks- und Muskelverletzungen wirken.

Weihnachtsdeko: Schneebälle aus weichem Wollvlies sind eine außergewöhnliche und einfache Bastelidee für die ganze Familie. Man nimmt dazu einfach eine Hand voll weißes Vlies (gewaschen und kardiert), formt daraus mit den Händen eine lockere Kugel. Mit Silber- oder Golddraht wird dann die Kugel kreuz und quer umwickelt (nicht zu fest). Es soll zierlich und rund sein. Nun kann man den Schneeball mit kleinen Weihnachtskugeln, mit Schnüren, Sternchen oder Borten verzieren. Mit einem Anhänger lassen sich die Schneebälle als Schmuck an den Christbaum hängen.

Mehr dazu im Beitrag „Vom Schaf zum schicken Filztextil“.

Bildquellen

  • Wolle: Tetiana – Stock.adobe.com
  • Wollwickel: Foto: Engdao – Stock.adobe.com
  • Weihnachtsdeko: Elisabeth Schiemer
  • Wolle: ded - stock.adobe.com