Kinder & Freizeit

Der Zauber von damals

KINDER. Wenn Oma und Opa vom Weihnachten ihrer Kindheit erzählen, mag das in den Ohren ihrer Enkel mager klingen. Doch viele sind überzeugt: Früher war es schöner.

Viele Kinder mögen es, wenn ihre Großeltern von früher erzählen. Umso mehr, wenn es dabei um Weihnachten geht, denn Weihnachten ist für jedes Kind der Inbegriff von Glück und Seligkeit. Das war früher nicht anders als heute. Auch die Großeltern-Generation hat einst Briefe an das Christkind geschrieben und die Tage bis zum Heiligen Abend gezählt. Anders war dennoch vieles. Dass es unter – und auch auf – den heimischen Christbäumen vor Jahrzehnten noch viel karger aussah, hat der Freude keinen Abbruch getan. Die Ansprüche waren nicht so hoch. Viele Menschen, die an ihr Weihnachten vergangener Zeiten denken, empfinden es in der Rückschau oft als „schöner“.  

Die viel zitierte „stille Zeit“ gab es tatsächlich einmal

Mit Menschen aus allen Teilen Österreichs hat die Historikerin und Autorin Inge Friedl über dieses Thema gesprochen. Im Buch „Weihnachten wie‘s früher war“ hat die Steirerin Erzählungen und Erinnerungen rund um Advent und Weihnachten längst vergangener Tage zusammengefasst. Dabei wird klar: Die „stille Zeit“ gab es tatsächlich. „Ich glaube, das war der große Unterschied zu heute. Es war eine stille Zeit, ohne ständige Berieselung, mit mehr Bescheidenheit und Besinnlichkeit. Die Zeit war ritualisierter und vor allem am Land ganz klar als arbeitsarme Zeit erkennbar“, so Friedl. Es gab und passierte weniger – und das wenige ist dafür umso prägender gewe-sen. Heute werde nichts mehr aufgespart, sondern alles schon im Advent vorweggenommen. „Früher gab es im Advent noch keine Kekse, nur Kletzenbrot und vielleicht einmal Lebkuchen. Weihnachtskekse gab es erst zu Weihnachten“, so Friedl. Ebenso unterschieden worden sei zwischen Weihnachtsliedern und Adventliedern. 

Kathrein stellt den Tanz ein

Einst stellte der Kathreintag, der 25. November, eine Zäsur im Vorwinter dar. Vieles ging an diesem Tag zu Ende. So hieß es etwa „Kathrein stellt Pflug und Tanz ein“: Die Arbeit draußen war erledigt, die ruhige Jahreszeit begann. Im Advent sollten sich die Menschen auf Weihnachten vorbereiten: Fasten, ihr Glaubensleben vertiefen und nicht tanzen oder aufwändig feiern. 

Eltern, die heute bei ihren eigenen Kindern dafür sorgen wollen, dass sie einmal auf schöne Erinnerungen rund um Weihnachten zurückblicken können, sollten daher vor allem eines tun: „Reduzieren. Vom Adventkalender über die Weihnachtskekse bis zu den Geschenken. Weniger wird umso schöner“, sagt Friedl. Dafür könne man mehr darüber nachdenken, welche Rituale man als Familie pflegen oder wieder aufgreifen will. 

Das kann auch die Lebens- und Familienberaterin Andrea Holzer-Breid bestätigen: „Kinder lieben Rituale. Es gibt ihnen Sicherheit, wenn etwas immer gleich gemacht wird.“ Geschenke gehören natürlich zum Heiligen Abend dazu, doch an ihnen allein hängt nicht das ganze Glück. „Es ist schon auch die Vorfreude, die eine ganz besondere Kraft hat und für Kinder sehr wichtig ist.“ 

Einst waren es in erster Linie nützliche Sachen, die das Christkind gebracht hat. Geschenkt wurde, was notwendig und finanziell möglich war. „Strümpfe, Socken, Handschuhe, Hauben, Strickjacken und Unterwäsche waren typische Weihnachtsgeschenke. Wer einen Mantel brauchte, bekam ihn bei dieser Gelegenheit“, heißt es im Buch von Inge Friedl. Und: „Heute wären wohl viele Kinder enttäuscht, lägen nur
Kleidung und nützliche Dinge unter dem Christbaum. Aber wenn man nur ein Paar Schuhe besitzt, freut man sich sehr über ein neues zweites Paar.“ Abgenutzte Puppen und Teddybären kamen in der Vorweihnachtszeit oft zum Puppendoktor – und dann repariert und mit neuer Kleidung am Heiligen Abend als Geschenk wieder zurück.  Auch der Christbaum selbst kam früher mit weniger aus: Auf dem Land war es lange Zeit üblich, den Baum nur mit Äpfeln, Nüssen, Kerzen und ein paar Strohsternen oder Keksen zu schmücken. Das mag bescheiden klingen. Doch wie kostbar damals zum Beispiel ein Apfel war, ist heute kaum mehr vorstellbar. Frisches Obst war fast ausnahmslos nur in der Saison verfügbar, ehe es verarbeitet wurde. Gutes Lagerorbst war eine Seltenheit. Die schönsten rotbackigen Äpfel wurden sogar „Christbaumäpfel“ genannt und extra zur Seite gelegt.  

„Die Reizüberflutung war früher weniger, dafür wurde mehr gemeinsam gesungen und zusammengesessen“, sagt Andrea Holzer-Breid. Das ließe sich auch heute machen. „Da sind wir Erwachsene gefordert, Handy oder Tablet zur Seite zu legen, dafür eine Kerze anzuzünden und das Flackern des Lichts und den Geruch bewusst wahrzunehmen“, so Holzer-Breid. So kann auch heute der Zauber von damals wiederaufleben.

Weiße Weihnachten

Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gab es im Zeitraum von 1951 bis 1980 in den Landeshauptstädten noch doppelt so oft einen 24. Dezember mit geschlossener Schneedecke wie von 1983 bis heute. Statistisch gesehen gibt es in den letzten 30 Jahren etwa in Linz jedes fünfte Jahr weiße Weihnachten. In den fast durchwegs sehr milden 2000er-Jahren sind weiße Weihnachten aber nochmals deutlich seltener geworden.

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